GRINDPAD
Titel: FINGER COLLECTOR CREW
Label: IRON SHIELD RECORDS
Spieldauer: 15:51 Minuten
VÖ: 30. September 2023
Mit der kurzen und knackigen 5-Song-EP „Finger Collector Crew“ geben Utrechts Thrasher GRINDPAD nach 3,5 Jahren mal wieder ein Lebenszeichen von sich.
Musikalisch und soundtechnisch sind GRINDPAD der Linie ihres ersten, absolut hörenswerten Longplayers „Violence“ von 2020 und der coolen 2017er EP „Sharkbite“ absolut treu geblieben. Das heißt, „Finger Collector Crew“ bietet einmal mehr eingängigen Oldschool-Thrash der Marke Anthrax, Exodus oder auch S.O.D. und HateSphere – mit leichten „Skate Thrash“-Anleihen á Municipal Waste, Insanity Alert etc..
Wie man an Songtiteln und Cover unschwer erkennen kann, hat es es GRINDPAD thematisch diesmal offensichtlich nach Japan verschlagen. Erneut veredelt Ed Repka die EP mit einem passenden und herrlich trashigen Cover-Artwork (Red Sonja meets Kill Bill meets Sharknado). Zum Cover gibt’s noch ein paar meiner persönlichen Gedanken weiter unten…
Jetzt aber zu den Songs der „Finger Collector Crew“ EP:
- Der Opener ‚A.M.D.‘ ist ein geiler 2-Minuten-Thrasher, haut mit geilem, effektivem Riffing S.O.D.-mäßig voll in die Fresse.
- ‚Santa Cruz (Sharkbite Pt. II)‘ ist quasi Sequel zum Titelsong der Sharkbite-EP, abwechslungsreicher Thrash, kommt imho aber nicht richtig auf den Punkt.
- Der Quasi-Titelsong ‚Yakuza Finger Collector Crew‘ kommt da mit Exodus-mäßigem Präzisionsgeriffe wieder um Längen geiler. Macht richtig Spaß.
- ‚AO Godverdomme‘ startet nach einer Minute richtig fett wie eine Mischung aus Sick Of It All, Slayer und Exodus durch, ist aber nach 2,5 Minuten schon wieder vorbei. Echt schade. Aus den Ideen und Riffs hätte man durchaus zwei geile 4-5-Minuten-Songs machen können.
- Zum Abschluss gibt’s mit dem Anthrax-Cover ‚Gung-Ho‘ leider noch ein kleines Eigentor. Sicher nett und tight umgesetzt, aber ohne irgendwelche neuen Impulse. Live vielleicht nett, auf Platte überflüssig. Und an Belladonna kommt Sänger Oliver halt nicht ran.
Fazit: Etwas zwiespältig. Wie alle anderen Bands hatten GRINDPAD in Corona-Zeiten durchaus genug Zeit, neue Songs zu schreiben. 4 kurze eigene Songs bzw. 12 Minuten neue Musik in 3,5 Jahren? Kommt leider etwas mau rüber – vor allem, wenn man die heutigen Tonträgerpreise bedenkt. Qualitativ halten die neuen Songs das Niveau des tollen Vorgängers „Violence“ zwar halbwegs, so richtig neue Impulse setzen sie aber leider nicht.
Ich persönlich hoffe voll auf ein zweites vollständiges Album und die Gelegenheit, GRINDPAD endlich mal auch live zu sehen. In diesem Fall würde ich „Finger Collector Crew“ gerne physikalich eintüten, allerdings dann auch nur eher aus prinzipieller Sympathie und weil sie live sicher geil abgehen.
Ach übrigens: Ich finde es fantastisch, wie toll GRINDPAD bzw. Ed Repka die manchmal doch recht komplizierte Beziehung zwischen Mensch und Hai darstellen. Oder ist dieses Cover-Geschichte von GRINDPAD gar eine grandiose Metapher auf den ewigen Kampf zwischen Mann (aggressiver, zähnefletschender Hai) und Frau (absolut repräsentativ dargestellt als leicht bekleidete klingenschwingende Bikini-Amazone)? Fragen über Fragen. Halber Bonuspunkt allein für die metaphorische Tiefe im visuellen Gesamtkontext der letzten Werke. 😉
Joe Nollek vergibt 7 von 10 Punkten