GRENDEL'S SYSTER
Titel: KATABASIS INTO THE ABATON
Label: Cruz del Sur
Spieldauer: 76;40 Minuten
VÖ: 30. August 2024
Wir haben ja hierzulande eine Menge toller Bands. Eine der originellsten und eigenständigsten ist sicherlich GRNDEL’S SYSTER aus Stuttgart. Nur wenige schaffen es, so tiefsinnigen und doch krachenden Epic Metal zu kreieren. Die größte Besonderheit aber ist, jeder Songs erscheint in zwei Versionen. Einmal klar auf englisch. Eine zweite aber gibt es in Muttersprache. Das lässt zumindest mich, der des Englischen nicht so ganz dolle mächtig ist, doch noch tiefer in die musikalischen Kreationen eintauchen.
Musikalisch schreiten GRENDEL’S SYSTER weiter auf dem eingeschlagenen Weg. Episch breiter Metal mit folkigen Einsprengseln, mal erhebend getragen, gerne aber auch etwas flotter, fast schon tänzerisch. Der Gesang von Caro ist nie zu glatt, manchmal fast schon aggressiv und gereizt. Doch jeder Song strotzt vor Melodien, die packen, ins Herz gehen. Vergleiche kann man kaum ziehen, viel zu eigenständig geht die Schwester des Unholds der nordischen Mythologie zu Werke. Das liegt wohl auch an den immer vorhandenen Anklängen aus dem 70s Folk Rock. Da tritt besonders ´Golden Key (Won’t Fit)´ hervor, das tatsächlich auch einer Band wie Steeleye Span entstammen könnte. Ähnliche Zeit, aber eine andere, doomige Wurzel kommt im schwer schleppenden ´The Fire That Lights Itself´ durch. Also genau der Stoff der ins Programm der italienischen Schmiede Cruz del Sur passt.
Um noch einmal auf die deutschen Versionen zurück zu kommen, die Texte sind sicher nicht wörtlich übertragen. Inhaltlich sind die Aussagen gleich. Ich finde aber die deutschen Texte sehr angenehm. Sie kommen in einer gestelzt altmodischen Sprache. Sie sind bildhaft und poetisch. Und stellenweise kann ich ihnen kaum folgen, weil viele der Bilder so persönlich sind, dass so manche Bedeutung im Dunkel bleibt. Und mit einem Begriff wie ´Kosmogonie´ kann ich erst einmal kaum etwas anfangen, ohne in einem Lexikon (alternativ wikipedia) nachzulesen. Dort findet man einen solch großen Begriff, es würde jeden Rahmen sprengen, ihn hier zu klären. GRENDEL’S SYSTER verbinden in dem Song so viele mythische Legenden, da brauchen andere wohl ein ganzes Buch, um ebenso viel zu sagen und noch mehr zwischen den Zeilen zu verstecken.
Mit dem Cover zum Vorgänger „Myrtle Wreath“, einem Gemälde eines meiner Lieblingsmaler Alma-Tadema, haben sie offene Tore bei mir eingerannt. Bei aller Buntheit, es erzählte eine düstere Geschichte. Das Cover zum aktuellen Album, tatsächlich habe ich den Eindruck, auch hier wurde wieder ein altes Kunstwerk gefunden, ist auch stilistisch düster. Irgendwie erinnert es an Visionen eines Hieronymus Bosch oder Gustave Doré. Damit ist es die perfekte Ergänzung zur Musik, macht „Katabsis Into The Abaton“ zu einem Gesamtkunstwerk.
Dieses Gesamtkunstwerk, so viel sei verraten, dürfte in vielen Jahresbestenlisten weit vorne auftauchen. Auch Dank so beängstigender Zeilen wie „Oger saugen Knochenmark aus grauem Menschenbein.“
Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten