GHØSTKID – HOLLYWOOD SUICIDE

GHØSTKID

Titel: HOLLYWOOD SUICIDE

Label: Century Media Records

Spieldauer: 36:47 Minuten

VÖ: 22. März 2024

Ich beginne meinen Artikel über “Hollywood Suicide” der Band GHØSTKID mit einer Aussage von Sänger und Gründer “Sushi” aka Sebastian Biesler:

Das größte Problem, das die Kunst heutzutage hat, ist, dass sie nicht mehr weh tut. Vor allem hier in Deutschland haben die Leute so viel Angst davor, Grenzen zu überschreiten. Kunst zu machen, die zum Nachdenken und Fühlen anregt.

GHØSTKID um ihren Sänger Biesler, die Gitarristen Jappo Van Glory und Chris Kisseler so wie Bassist Stanislaw Czywil und Schlagzeuger Steve Joakim wollen ihre “Grenzen” sprengen und ihren Nu-Metalcore woanders als in Deutschland weiterentwickeln. Wohl deshalb lautet das Genre, indem sich die Berliner sehen, Goth-Nu-Rock-Core. Diese Genrebezeichnung bringt mich an einen Punkt, an dem ich den Kopf schütteln muss, da mir diese vier (!!!) kombinierten Stilarten vorkommen, als hätte man sie ausgewürfelt. Doch von vorne. Die Arbeit an “Hollywood Suicide” begann eigentlich mit einem Ausstieg beziehungsweise einer Distanzierung zur Musik während er Pandemie. “Sushi”, der seine Kreativität nicht in Deutschland “verkümmern” lassen wollte, zog es für sechs Wochen nach Los Angeles, wo er sich Inspiration für das zweite Studioalbum seiner Band holen konnte.

Diese Reise hat mir viel kreativen Zugang zu mir selbst ermöglicht. Ich kam mit einer anderen Sicht auf die Dinge zurück. Ich bin nach Berlin gezogen. Ich habe viele persönliche Veränderungen durchgemacht und begann, die Dinge in einem anderen, offeneren Licht zu sehen. Das hat in mir den Wunsch geweckt, das nächste Album zu einem Konzeptalbum zu machen.

Über die einzelnen Inhalte der Songs möchte ich nicht zu viel spoilern, dass würde dem Konzeptwerk wohl die Spannung nehmen. Der Titeltrack ´Hollywood Suicide´ eröffnet Studioalbum #2 ziemlich soundgewaltig. ´S3x´ ist das Gegenteil des Openers und klingt sehr balladesk, auch wenn das letzte Drittel des Liedes ein bisschen kraftvoller wird. Düster, angepisst und gesellschaftskritisch geben sich GHØSTKID (nicht nur) während den rasanten 3:46 Minuten die ´FSU´ aus den Boxen ballert. Das Tempo wird aber erneut nicht gehalten, denn ´Heavy Rain´ drosselt die Geschwindigkeit erneut und findet sich  überwiegend im Klargesang wieder. Nach einer Überdosis der Droge “Valerie” im gleichnamigen Song ´Valerie´ und einem Metalcore-Schlag in die Fresse während ´Black Cloud´ und ´Bløød´, kommt mit ´Murder´ ein Track, der in Zusammenarbeit mit INHUMAN entstand. Nach ´Dahlia´ und ´Helena Drive´, dass laut Info zum Album “ein perfekter Schnappschuss eines Künstlers, der aus seinen eigenen persönlichen Trümmern vor einem zerfallenden, mythischen kalifornischen Milieu kriecht.” ist, endet der emotionale Ritt durch das Zweitwerk von GHØSTKID nach gut 37 Minuten sehr nachdenklich und traurig.

“Hollywood Suicide” bietet wie schon sein Vorgänger knackigen Metalcore im Mix mit Trap-Metal, Elementen aus dem Gothic -und Elektro-Rock sowie poppige Momente. Mit heftigem Riffing, druckvollen Drums, mal ruhigen Melodien und mal hartem Bashing, klarem und harschem Gesang ist die Konzeptscheibe der Berliner abwechslungsreich und wird den Fans der Band sicher gefallen. Wer ob der vielen Einflüsse und Genrevermischungen skeptisch ist, der sollte sich den Vorgänger anhören und sich dessen bewusst sein, das GHØSTKID ihre Musik in und mit “Hollywood Suicide” weiterentwickeln und teilweise wilder agieren, als auf dem Debütalbum. Ob man deswegen gleich das Genre Goth-Nu-Rock-Core kreieren muss bleibt die Entscheidung des Künstlers, mich würde es eher vom Kauf der Platte abhalten, die aber eigentlich ziemlich gut geworden und ein würdiger Nachfolger des Debüts aus 2020 ist.

Tobi Stahl vergibt 8 von 10 Punkten