GAZPACHO
Titel: FIREWORKER
Label: KSCOPE / EDEL
Spieldauer: 51:59 Minuten
GAZPACHO sind bekannt für verkopfte Konzeptalben mit zweifellos tiefgreifendem intellektuellem, manchmal aber mangelndem emotionalem Tiefgang. Textlich behandelt „Fireworker“ die instinktiven Fliehkräfte in der menschlichen Natur, wobei der „Fireworker“ (Feuerwehrmann klingt ja irgendwie doof) metaphorisch für die zügelnden Kräfte im Innern des Menschen steht, eine Instanz, die der homo sapiens laut Band nur zu oft auf übernatürliche Kräfte projiziert. Zusammen mit literarischen Querverweisen entsteht hier abermals ein zwar tiefgründiges Stück Musik, das mit seinen Querverweisen zu Art Prog der Marke frühe Genesis, Modern Prog wie Pain Of Salvation oder Leprous sowie Art Pop insbesondere in seiner zurückhaltenden klanglichen Gestaltung Interesse zu wecken weiß.
Die vielschichtig verfremdeten und inszenierten Keyboardklänge dominieren auf „Fireworker“ und entführen in tranceartige Traumsequenzen. Dabei beginnt das Album mit drei kompakten Kompositionen innerhalb einer Vierstelstunde, bevor „Sapien“ und „Space Cowboy“ über 36 Minuten die mannigfaltigen Register des Art Rock (inklusive symphonsicher Versatzstücke) ziehen und belüften, ohne dabei jedoch nachhaltig begeistern zu können. Es fehlt der Band wie so oft am Willen, den Hörer zu umgarnen, ihn mit wirklich nachhaltigen Melodien gefangen zu nehmen. Vieles ist einfach zu verkopft, angestrengt arrangiert und durchdacht, als dass es begeistern könnte. Natürlich ist die Band in der Lage, Spannungsbögen auzubauen – diese letztgültig zu veredeln will ihr jedoch nicht gelingen. Dafür fehlt der Wille zum Hook.
Man mag diese radikale Unterwerfung unters Konzept mutig nennen, effektiv ist sie jedoch allenfalls für solche, die auch nach dem fünften Durchlauf nach immer neuen Details, nicht aber nach rettenden Ankern suchen. Neben der etwas steil anmutenden Metapher des Feuerwehrmanns (da isser gezz doch) liegt dieser Aspekt des Albums nachhaltig schwer im Magen. Meines Erachtens gar zu schwer. Darauf einen Absacker.
Patrick Müller vergibt 6,5 von 10 Punkten