GARBAGE – NO GODS NO MASTERS

GARBAGE

Titel: NO GODS NO MASTERS

Label: BMG RIGHTS MANAGEMENT (WARNER)

Spieldauer: 45:43 Minuten

Ohne lange nachzudenken habe ich mich auf dieses etwas genrefremde Review gestürzt, denn die scheinbar unverwüstlichen und nun seit fast dreißig Jahren aktiven GARBAGE veröffentlichen ein neues Album. Den Überhit ‚Stupid Girl‘ (1995) kennt wohl beinahe jedes Kind und hatte es nicht vielen von uns vor allem diese geheimnisvolle, rothaarige Lady am Mikro angetan? Die Band würzt ihren dunklen Crossover oder auch „Sci-Fi Pop“-Sound nach wie vor mit Alternative, Indie, Elektro und Trip Hop. Im Mittelpunkt steht jedoch stets die eindringliche, abwechslungsreiche Stimmte der charismatischen Frontfrau. Das siebte Studioalbum steckt voller Energie und voller Samples. Es ist erstaunlich, unterhaltsam und facettenreich, die Musik klingt frisch und innovativ. Die Zahl 7 hatte dabei einen wesentlichen Einfluss auf die unerwartet kritischen und politischen Texte, welche „die sieben Tugenden, die sieben Leiden Mariens, die sieben Todsünden“ zum Inhalt und zur Inspiration haben.

Der wilde, elektronische Opener ‘The Men Who Rule The World’ ist ein energiegeladenes, unmissverständliches Statement gegen Kapitalismus, Rassismus, Sexismus und Frauenfeindlichkeit. Mit dem emotionalen, eingängigen ‘Uncomfortably Me’ präsentieren Frontfrau Shirley Manson und ihre Mannen einen veritablen Elektro-Pop-Hit und bei ‘Waiting For God’ verursachen die eindringlichen Vocals eine Dauer-Gänsehaut. Die mittlerweile 54-jährige Schottin beweist im Folgenden, dass sie die wilde, laute Rock-Göre (‘The Creeps’, ‘Wolves’) immer noch genauso überzeugend zu verkörpern mag, wie den männermordenden, verführerisch-erotischen Vamp (‘Anonymous XXX’).

‘A Woman Destroyed’ ist dann sowohl textlich als auch musikalisch ebenso düster wie verstörend, bevor mit ‘Flipping The Bird’ wieder fröhlicher, temperamentvoller Power Pop an der Reihe ist. Der Titelsong packt nochmal elektronische Elemente und einen äußerst gelungenen Chorus aufs Tapet und das abschließende, mysteriöse ‘This City Will Kill You’ hätte das Zeug zum kommenden Bond-Song gehabt. Würde sich doch jede Band dieses Kalibers eine Frischzellenkur verabreichen, soviel Spielfreude und Kraft an Tag legen und einen solchen Neustart voller Esprit, aber auch mit genügend Ecken und Kanten hinlegen. Unsere Erde wäre ein so viel besserer Ort!

Die Deluxe-Edition wird acht weitere Tracks enthalten, die leider nicht in digitaler Form vorlagen, darunter Cover-Versionen (u. a. Von David Bowie und Patti Smith/Bruce Springsteen) sowie einige seltene Garbage-Tracks. Die Scheibe wird neben CD- und Digital-Version auf neongrünem, weißen und pinkem Vinyl erhältlich sein.

Michael Gaspar vergibt 8 von 10 Punkten