Bekanntlich sind Singleauskopplungen für viele Künstler eine unvorteilhafte Sache, weil sie finden, dass man sich ein Album von Beginn bis zum Ende anhören sollte, um sich ein Bild davon machen zu können. Oftmals holt man sich mit den Vorabsongs aber die Gier auf das kommende Werk der betreffenden Krachkapelle. Mir ist das passiert mit FROZEN DAWN aus Spanien, die am 10. Februar ihren neuen Schwarzanstrich “The Decline Of The Enlightened Gods” veröffentlichen und uns letztes Jahr die Single ´Oath of Forgotten Past´ vorab kredenzten. Nachdem ich auch die Auskopplung zu ´Wanderer of Times´ so oft gestreamt habe, bis die Nachbarn den Dorfpfarrer zu mir nach Hause schickten, liegt nun – endlich – die digitale Version auf meinem imaginären Seziertisch und ich freue mich auf 50:22 Minuten Black/Death Metal aus Spanien. Die Band um Sänger und Lead Gitarrist Dani Grinder, Bassist Antonio Mansilla, der Lead Gitarre und die klassische Gitarre zockt sowie Schlagzeuger Arjan van der Wijst verorten ihre Einflüsse in den kalten Norden Europas (Schweden, Norwegen) und zu Bands wie Satyricon, Dissection, Darkthrone, Dark Fortress, Watain und Necrophobic. Das Mastering übernahm kein geringerer als Meister Dan Swanö und das schicke Cover Art stammt vom leider verstorbenen Mariusz Lewandowski, von dem auch das Artwork der neuen Obituary Schlachtplatte stammt.

Im heißen Spanien hilft es vielleicht, dass man seine Musik thematisch in einer Art Winterland spielen lässt. Auf der Bandhomepage beschreiben FROZEN DAWN das Winterland so:

Ein Land, das permanent in einen kalten Winter getaucht ist, in dem die Kräfte der Natur gegeneinander kämpfen. Eine Welt, in der das Übernatürliche auf das Mystische trifft, die Anbetung des Mondes auf die Dunkelheit und die Elemente. Eine Welt, die so grausam und unbarmherzig ist wie der Winter.

Nach neun langen Jahren und Engagements in anderen Bands verkündet FROZEN DAWN, dass sie ihren Sound perfektioniert haben und sich als mitreißenden, intensiven und vernichtenden Black Metal klassifizieren lassen. Schon in den beiden angesprochenen Singles schwingt einiges an Melodie mit und Death-Metal-Vibes sind auch nicht von der Hand zu weisen. Ob das alles so ist, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

Wir steigen mit dem sehr melodischen ´Mystic Fires of Dark Allegiance´ ins Album ein, das nach dem gut einminütigen Intro aufs Gaspedal drückt und Dani mit seinen tiefen Growls von der Kette lässt. Im Hintergrund des Liedes ist immer wieder Regen mit Donnergrollen zu vernehmen, wenn die Vocals pausieren, was den Song sehr atmosphärisch macht. Kraftvoll und düster geht’s in ´Spellbound´ und ´Black Reign Awaits´ weiter, letzterer Song hat einen ziemlich eingängigen Refrain, der sich durchaus im Ohr einnisten kann. Die ´Frozen Kings´ kommen auch sehr catchy rüber, das folgende ´Wanderer of Times´ ist schön frostig und ist, wie auch ´Oath of Forgotten Past´, als Single ausgekoppelt – wie oben bereits erwähnt.

Kurz nach Album-Halbzeit föhnt uns ´Cosmic Black Chaos´ seine Blastbeats um die Ohren und mit dem „Über-7-Minuten-Titleltrack“ ´The Decline of the Enlightened Gods´ bekommt man einen Mix aus sämtlichen, bereits gehörten Spielarten des Albums, bevor es über das mit Akustik-Gitarre gespielte, sehr ruhige und instrumentale ´The Fall of Aeons´ zum coolen NECROPHOBIC Cover ´Blinded By Light, Enlightened By Darkness´ geht, welches ein sehr gutes Album gelungen abschließt.

FROZEN DAWN lassen den kalten Februar noch kälter werden und liefern ein abwechslungsreiches neues Studioalbum mit “The Decline of the Enlightened Gods”, dass sowohl Fans von Black- und Death Metal anspricht, als auch stellenweise mit melodischem Todesstahl angereichert ist und sogar eine Spur von Thrash enthält. Diese Vielfalt und Experimentierfreude bereitet mir Spaß beim Hören und fesselt mich an die Anlage, den Stream oder was auch immer gerade verfügbar ist, um “The Decline of the Enlightened Gods” anzuhören und die Welt drumherum ausklinken. , um sicherzustellen, dass die Musik kraftvoll, prägnant und fesselnd bleibt. “Altfans” dürfen beruhigt sein, denn die Jungs sind genauso druck- und kraftvoll wie zuvor, aber musikalisch stärker, weil sie die Waage zwischen Dampfhammer und Emotion gut ausbalanciert haben.

Tobi Stahl vergibt 8 von 10 Punkten

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