FREEDOM CALL – SILVER ROMANCE

FREEDOM CALL

Titel: FREEDOM CALL - SILVER ROMANCE

Label: SPV / Steamhammer

Spieldauer: 52:55 Minuten

VÖ: 10. Mai 2024

FREEDOM CALL sind zurück und veröffentlichen am 10. Mai die neue Scheibe “Silver Romance” als CD Digipak, 2 LP im Gatefold (Cristallo Vinyl) und als Limited Edition Boxset. Der Titel des Albums ist mehrdeutig und wird von Sänger/Gitarrist und Bandgründer Chris Bay als Silberhochzeit bezeichnet, natürlich mit einem Augenzwinkern.

Chris über die Scheibe:
Dem Edelmetall Silber werden Eigenschaften wie Klarheit, Freiheit und Leichtigkeit zugeschrieben. Außerdem soll Silber das Selbstbewusstsein und die Fantasie stärken können. Allesamt Attribute, die auch zu Freedom Call passen und die wir sowohl musikalisch als auch textlich in unsere neuen Songs einfließen lassen.

Was die dreizehn neuen Songs von Chris Bay und seinen Bandkollegen Lars Rettkowitz (Gitarre), Francesco Ferraro (Bass) und der nach einer privaten Auszeit zurückgekehrte Ramy Ali (Schlagzeug) können, erfahrt ihr in meinem Review. “Silver Romance” soll das abwechslungsreichste und farbenfrohste Album der Bandgeschichte sein, auch weil Leadgitarrist Lars intensiver an der Entwicklung der Platte beteiligt war – mehr dazu im Text. Abgemischt wurde “Silver Romance” im eigenen Studio von Lars, weil die Band einen anderen Sound haben wollte, als den vom bisherigen Toningenieur, der bei den letzten vier Alben im Einsatz war. Ein Grund hierfür ist, das Lars nicht mit Kapellen wie Pink Floyd, Genesis oder Marillion groß wurde, sondern mit Bands aus einem anderen Jahrzehnt.

Die silberne Hochzeit wird standesgemäß mit dem titelgebenden Song ´Silver Romance´ eröffnet und wo die Erinnerungen bei Bandgründer Chris Bay zu 100% präsent sein werden wenn er diesen Song hört oder spielt, werden auch de Fans gerne in Erinnerung schwelgen und an die Zeit zurückdenken als man 1999 den “Stairway to Fairyland” nahm oder den Legenden des Schattenkönigs lauschte (“Legend of the Shadowking”, 2010). Auch die Hymne ´Symphony Of Avalon´ wird so manchen Fan in Gedanken schwelgen lassen, dabei darf man aber nicht die klasse Hymne vernachlässigen, die gerade aus den Lautsprechern schallt und sicher auch live sehr gut ankommen wird. In ´Supernova´ gibts natürlich auch die bandtypischen Synthies, den verspielten und fantastischen Sound so wie einen Chris am Mikro, der mit seiner Stimme auch nach einem Vierteljahrhundert begeistert und mitreißt. Nach ´Infinity´ reisen wir in Richtung ´Out Of Space´, das Tempo erreicht aber keine Lichtgeschwindigkeit und bleibt eher bodenständig. In ´Distant Horizon´ und ´In Quest Of Love´ gibt es dann Gottlob weniger bis keine poppigen Elemente wie im Vorgänger, dafür mehr Gas in Richtung “Mars”. ´Blue Giant´ und ´Meteorite´ sind wieder unterschiedlich flott, wobei letzterer Song der schnellere von beiden ist und auch mehr die Bewegungsrezeptoren in der Nackenmuskulatur anspricht. Über ´Blue Giant´, dass von Lars Rettkowitz geschrieben wurde (wie auch die Tracks ´Infinity´, ´Distant Horizon´, ´Meteorite´und ´New Haven´) sagt Chris:

Ein solches Stück hatten wir bei Freedom Call noch nie und es war für mich gesanglich durchaus eine Herausforderung.

Weiter in die Welt von “Beyond” führt uns der Track ´Big Bang Universe´, ´New Haven´ kommt mit weniger “elektronischen” Klängen aus, was auch mal gut tut, denn ´High Above´ hat wieder mehr als genug davon und könnte auch von Kiwi im ZDF getanzt werden – sorry Jungs, aber das ist mir too much “Schlagermetal”. Ein Hoch auf die ´Metal Generation´ gibts zum Abschluss der “Silberhochzeit”, bei dem die ganze Feiergemeinde nochmal abrocken darf. Chris sagt in meinem Interview auf die Frage : Wirst du die “Schreiberei” mit Blick in die Zukunft ganz abgeben an die “jüngere” Generation – die ihr ja auch mit einer Hymne auf dem Album besingt:

Das ist die Frage…wer ist denn nun die Metal Generation? Sind es diejenigen, die z.B. das Wacken Open Air aufgebaut und groß gemacht haben, die vor dem Plattenladen übernachtet haben, weil am nächsten Tag die neue Black Sabbath erschien…Oder ist es die Generation, die sich für Umme eine Playlist nach der anderen auf Spotify runterzieht und die Konzerte mit seinem Smartphone mitfilmt um es dann auf Tik Tok zu posten? Vielleicht ja beide…ein bißchen. *zwinkert*

“Silver Romance” ist ein typisches FREEDOM CALL Album, oder? Nein, ist es nicht. Man spürt schon die vielen Einflüsse des Lars Rettkowitz und den knackigen Sound, den der Gitarrist der Scheibe eingeimpft hat – mit Ausnahme des kitschigen ´High Above´, dass von mir definitiv geskippt wird. Auch ´Out Of Space´ ist eine grenzwertige Nummer und mein geistiges Auge sieht Menschen mit Klatschpappe und Knicklichtern im Sommergarten beim ZDF sitzen. “Silver Romance” bleibt trotz dieser Songs ein absolut würdiges Jubiläumsalbum und wird Fans der Band und Fans des melodischen Power Metal beziehungsweise des FREEDOM CALL Happy Metal gefallen. Das die Lieder bei einer Liveshow nochmal eine andere Intensität bekommen ist auch kein Geheimnis, also freue ich mich, wenn ich FREEDOM CALL mal live sehen kann und vertreibe mir bis dahin die Zeit mit dem liebevoll produzierten neuen Album “Silver Romance”.

Tobi Stahl vergibt 8 von 10 Punkten