FORTÉ – STRANGER THAN FICTION RE-RELEASE

FORTÉ

Titel: STRANGER THAN FICTION RE-RELEASE

Label: DIVEBOMB

Spieldauer: 42:09 Minuten

FORTÉs erstes Album kam im Jahr 1992 zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt auf den Markt. Die Grunge-Welle rollte mit Wucht durch die Musikszene, sodass ein traditionelles, angethrashtes Speed Metal-Album zwangsläufig floppen musste. Was Puristen natürlich nicht davon abhält, dieses ursprünglich auf Massacre erschienene und nunmehr von Divebomb zum zweiten Mal nach 2011 neu aufgelegte Kleinod kultisch zu verehren. Der typisch amerikanische, hektische Stil mit Anleihen bei Steel Prophet, Toxic, Agent Steel, Mordred, Blind Illusion oder Realm fegt dabei mitnichten mit ungezügelter Wucht über den Hörer hinweg. Vielmehr lockern spielerische Momente wie das bassorientierte Instrumental „G-13“ (Ghames Jones verziert die Songs allgemein mit mannigfaltigen Gimmicks, etwa Slapeinlagen in „Time And Time Again“) oder dezente Keyboard-Einsätze das Material zumindest in der ersten Albumhälfte auf. Aber natürlich gibt es später auch ausreichend in your face-Momente wie das knallharte „Mein Madness“ (sic) oder das wahnwitzige „Digitator“, und auch der glockenklare, US-Metal typische Gesang von James Randel sorgt bei Genrefans für erhöhten Hormonausstoß. Zwar gaben FORTÉ nach „Stranger Than Fiction“ nicht auf und veröffentlichten bis 1999 noch drei weitere Alben, dennoch sollte ihr Erstling über die Jahre die höchste Strahlkraft entwickeln. Ähnlich wie bei vielen Klassikern aus den 90ern wurde hier die Qualität mitunter auch etwas verklärt, denn „Stranger Than Fiction“ ist ein sehr starkes Werk, aber keine absolute Sternstunde des US-Metal. Dennoch darf man jetzt, falls noch nicht geschehen, zugreifen. Besitzt man den mit üppigem Bonusmaterial wuchernden 2011er-Rerelease, so reicht dieser vollkommen aus, denn diesmal gibt es lediglich zwei Bonustracks: „Dementia By Design“ von der elften Ausgabe des „Metal Massacre“ sowie eine rohe Version von „Digitator“, ursprünglich auf „Molten Metal Monsters Vol. 1“ erschienen.

Patrick Müller vergibt 8,5 von 10 Punkten