FORMLOS sind eine 2011 im schönen Harz gegründete Rockband, die nach bisher zwei Alben und einer EP nun mit “Dein Platz“ ihren dritten Longplayer an den Start bringt. Der Stil der sechs Sachsen-Anhaltiner ist schnell erklärt, denn es gibt schnörkellosen, deutschsprachigen Rock mit großen Punk-Einflüssen auf die Ohren.

Der Opener und Titelsong ist dabei eine hymnische Ode an den Fan, geht gut ab und ist mit seinem Ohohoh-Refrain sofort mitsing-geeignet. Im Folgenden gibt es einige flotte, simple, aber durchaus spaßige Tracks, die sich um Badesee-Fun (‘Party am Strand‘), Festival-Vergnügen (‘Helga?!‘) und Spielekonsolen (‘Deine größten Helden‘) drehen.

Weitaus mehr gelingt es dem punkigen Sixpack mich jedoch mit den etwas ruhigeren Songs, mit nachdenklicheren Texten und/oder kleinen musikalischen Experimenten zu packen. ‘Nie wieder? Mal wieder!‘ mit seinem Groove und seinem üppigen Bläser-Einsatz und dem etwas schlüpfrigen Text über mehr oder weniger schiefgegangene Tinder-Abenteuer geht beispielsweise in diese Richtung. Während ‘Still‘ mit seinem Deutsch-Rap-Part, in dem es um Engstirnigkeit und Scheuklappendenken im Musik-Business geht, und der in emotionale Balladenform gegossene grüblerische Rückblick ‘Missgeschick‘ direkt in beide Kategorien fallen.

Beim nachdenklich-emotionalen ‘Alles halb so schlimm‘ dreht sich alles um die Probleme des Erwachsenwerdens, während ‘Tagebuch‘ und ‘Hasta La Vista [Remake]‘ (vom Debüt “Der falsche Weg“) in bester ‘Ich war noch niemals in New York‘-Tradition Fernweh und Aufbruchstimmung verbreiten. Das ebenfalls emotionale ‘Ein Leben Lang‘ hat mit seinen üppigen Mitgröl-Passagen auf jeden Fall das Zeug zum Fanliebling und Live-Kracher.

Ich will und kann jetzt hier aber nicht in eine uneingeschränkte Lobeshymne verfallen, denn nicht alle Songs sind Volltreffer, die Vocals könnten teilweise etwas mächtiger, die Kompositionen noch abwechslungsreicher und die Produktion klarer und druckvoller sein. Aber insgesamt ist “Dein Platz“ das sicher bisher beste und ausgereifteste Album der Band, das mir in seinen reflektierten Momenten am besten gefällt.

Michael Gaspar vergibt 7 von 10 Punkten

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