FORMALIN
Titel: LOVE AND NIHILISM
Label: FORMALIN MUSIC
Spieldauer: 41:45 Minuten
FORMALIN sind eine durch Drummer „Cosmo“ vom Duo zum Trio gewachsene Industrial-Combo, die 2009 gegründet wurde, und ihren Stil durchaus selbstbewusst als „Berlin City Industrial“ bezeichnet. Die beiden weiteren Mitglieder Sänger und Songwriter Tom sowie Keyboarder und Produzent Gabor verstehen sich dabei mehr als Künstler denn als Musiker und übernehmen die volle Kontrolle über Produktion, Songwriting, Mix, Videos und Artwork. Das bereits vierte Studioalbum “Love And Nihilism“ offeriert außergewöhnlichen und hochenergetischen Crossover aus Elementen von Industrial, Pop, Djent und Trap. Der Sound ist dabei roh, aggressiv und dreckig einerseits, aber gleichzeitig glamourös, stylisch und atmosphärisch. Er bewegt sich irgendwo in der Schnittmenge zwischen And One oder gar Depeche Mode in den eher ruhigen Momenten und Die Krupps oder KMFDM, wenn es etwas heftiger zur Sache geht.
Während beispielsweise ‘Faded‘ mit einem hohen Gitarrenanteil auch von Marylin Manson stammen könnte, setzen andere Tracks wie etwa ‘Rush’, dessen Vocals mich stark an Falco denken lassen, voll auf die elektronische Komponente. Der Titelsong wiederum vereint beide Varianten zu etwa gleichen Teilen auf sich. Und mit ‘Tear Down My Prison‘ ist dem Dreiergespann ein veritabler und vor allem rundum eigenständiger Elektro-Hit gelungen. Die Strophe meint man schon beim ersten Durchlauf zu kennen und der Chorus fräst sich ebenfalls unmittelbar in sämtliche Gehör- und Gehirnwindungen.
Einige der weiteren Kompositionen können da allerdings nicht ganz mithalten und die Scheibe flacht etwas ab, legt gegen Ende aber wieder etwas zu. ‘Warzone‘ und ‘Devil‘, die beide erneut einen höheren Härtegrad und mehr Gitarrenanteile aufweisen, sind dann nochmal ziemliche Bretter und wissen zu gefallen. Beim abschließenden ‘Psychocandy‘ werde ich pausenlos an den Death-Glam-Sound der Deathstars erinnert. Insgesamt eine gelungene, unterhaltsame Scheibe mit einem ungewöhnlichen Stil-Mix, ein paar mittelprächtigen Songs, aber auch einigen Highlights!
Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten