FANS OF THE DARK
Titel: VIDEO
Label: Frontiers Music
Spieldauer: 47:02 Minuten
VÖ: 11. Oktober 2024
2020 entstand die Band FANS OF THE DARK und besteht 2024 aus Alex Falk (Vocals), Oscar Bromvall (Guitar), Rickard Gramfors (Bass) und Freddie Allen (Drums). Die Schweden kamen 2021 mit ihrem Debütalbum raus, dem sie noch einen weiteren Langdreher und eine EP folgen ließen. Nach ihrer 4 Song Cover-EP kommen die Skandinavier nun mit ihrem dritten Album, dem zweiten bei Frontiers, raus. Der Silberling heißt “Video” und Allen verrät etwas über das Konzept des Albums:
Das Album “Video” handelt davon, wie ich in den 80er und 90er Jahren aufgewachsen bin und wie toll es war, Zugang zu einer lokalen Videothek zu haben. Die ganze Idee, als Gruppe oder allein dorthin zu gehen und zu entscheiden, was man sich ansehen wollte. Es war etwas, womit man eine ganze Nacht verbringen konnte, ein Zeitvertreib, etwas, womit man sich eine ganze Weile beschäftigen konnte. Heutzutage kämpfen wir mit unserer Aufmerksamkeitsspanne von nur wenigen Sekunden. Die Video Ära war das Gegenteil davon, alles brauchte seine Zeit.
In gewisser Weise geht es auch beim Anhören des Albums als Ganzes darum. Es nimmt dich mit auf eine Reise durch eine verlorene Ära, aber es ist eine Ära, die du durch großartige Musik und Filme wiederentdecken und wieder erleben kannst. Dieses Album ist unsere Art, diese großartige Ära zu würdigen. Der Sound ist etwas pinker und lockerer als die letzten beiden Alben, was hoffentlich allen AOR-Liebhabern da draußen gefallen könnte.
Ich gehöre auch zur Generation “mit den Kumpels am Wochenende ein paar Videos leihen“ – natürlich mit dem Ausweis des älteren Bruders, denn es muss der neueste Horror-Schocker oder ein knackiger Actionfilm sein, den man sich im Keller des Freundes im Rudel ansieht. Das war definitiv eine geile Zeit, verbunden mit dem Gang zur Videothek, dem Gefühl des möglichen Auffliegens durch einen Bekannten der lauthals ruft “ey, watt machstn du im 18er Bereich, bist ja erst 16?”, nunja, eigentlich war ich 15, starke Knochen halt. Man kann das durchaus mit Platten hören vergleichen, denn damals hattest du auch ein knatterndes Gerät zum Abspielen der Videobänder – und wehe du hast die Kassette nicht zurückgespult vor Abgabe in der Videothek. Nunja, das war eine Zeit, die wohl nie wieder kommt, auf der einen Seite schade, da man auch auf Verfügbarkeit des Bandes hoffen musste, heute ist es nur ein Klick und man hat was man will. Aber ich schweife ab, kommen wir zum Album “Video”.
Mit ‘Meet Me On The Corner’ steigen wir in das Album ein. Der Song versprüht coole 80er Vibes, ist irgendwie auch eine Hymne an die Freundschaft und eine Einladung zusammen in eine andere, verrücktere Welt zu gehen. Auch ‘Let’s Go Rent A Video’ nimmt sich dem Thema Freundschaft an und vielleicht ging es euch damals auch so, dass ihr euch mit den Kumpels in der Videothek getroffen, geflippert und die Sorgen des Heranwachsenden vergessen habt!? Der Song zaubert mir ein lächeln auf die Lippen beim Gedanken daran wie unbeschwert die Zeit doch war, als “Die City Cobra”, Stirb Langsam” oder “Der Terminator” in der heißeste Scheiß in den Charts waren. Ordentlich abrocken kann man in ‘The Neon Phantom’, ‘Christine’ kommt mit knackigen Gitarren und einer großen Portion Sehnsucht und ‘The Wall’ ist der bis hierhin schnellste und druckvollste Song auf “Video” – besonders hier in Deutschland braucht man nicht unbedingt die Lyrics um zu wissen worum es im Song geht. In ‘Find Your Love’ zeigt Sänger Alex Falk einmal mehr, wie leidenschaftlich er singen kann und versteckt auch nicht die “Schluchzer” in so mancher Textzeile, warum auch, klingt defintiv gut und passt zur Nummer. Blutig wird es jetzt beim Song ‘In The Bay Of Blood’, bei dem es offensichtlich um einen Slasher geht – ist ja auch bald Halloween, da passt das wunderbar – nur die etwas zu schmusige Mucke passt nicht zu den Lyrics und dürfte ein wenig düsterer sein. Das Song-Triple bestehend aus ‘Tomorrow Is Another Day’, ‘The Dagger Of Tunis’ und ‘Savage Streets’ bieten keine übermäßigen Überraschungen mehr, halten aber die Qualität der bisherigen Songs und die ist gut.
Mit ihrem dritten Album “Video” und den zehn Songs rufen die FANS OF THE DARK bei 10 Hörern mit Sicherheit 25 unterschiedliche Emotionen, Erlebnisse und Gedanken an vergangene Tage hervor, sie meine Erinnerungen an damals. Daher wird es wohl einige unterschiedliche Meinungen zu “Video” geben und das ist auch gut so. Für mich war ein Großteil der vergangenen 47 Minuten wie eine melancholische, freudige, teilweise traurige und sehnsuchtsvolle, aber auch glückliche Zeitreise ins Teeniealter. Erste Kippe, erstes Bier, erster Horrorschocker usw.! Musikalisch sind die Schweden nicht ganz so energiegeladen wie auf ihren bisherigen Alben, für mich ist das okay so, so können auch jene den Silberling genießen, die es nicht so sehr mit härterem Stoff halten. AOR Fans greifen zu, der “harte Rocker” hört mal in “Video” rein, ein Album, das man durchaus öfter auflegen kann!
Tobi Stahl vergibt 7 von 10 Punkten