
FACTORY OF ART
Titel: BACK TO LIFE
Label: Factory Music/Independent
Spieldauer: 56:34 Minuten
Ja, es hat mehr als ein halbes Jahr gedauert, bis diese tolle Scheibe den Weg in meine Ohren gefunden hat. Man könnte es ein verspätetes Weihnachtsgeschenk nennen. Auch wenn an „Back To Life“ wenig weihnachtlich ist.
FACTORY OF ART gründeten sich 1990 im sächsischen Leipzig. Anfangs als instrumentale Prog Rock Truppe am Start, hat man sich doch zügig metallischeren Klängen angenähert. Etwas Gesang dazu, so konnte schon 1996 ein erstes Album, „Grasp!!!“ erscheinen. Touren mit Grave Digger oder Malmsteen folgten genauso, wie der Gewinn des „Unerhört! 2000“ des Rock Hard Magazins. Dennoch erfolgte danach eine recht lange kreative Pause, die man unter dem Namen Factory Under Cover überbrückte. Doch die Lust kam wieder. Zwar gebremst durch coronare Umstände, endlich gab es im letzten Jahr eine neue Scheibe.
Wenn jetzt progressiver Power Metal versprochen wird, das Sextett, das mit zwei hervorragenden Sängern bestückt ist, kann das wahrlich einhalten. Dabei geht die Truppe jedoch immer sehr songorientiert vor. Man dreamtheatert nicht unnötig vor sich hin, sondern gewisse Songstrukturen finden sich. Die werden allerdings immer wieder durch tolle Stimmungswechsel unterbrochen. Mal darf die Gitarre etwas shreddern, etwa in ´Abysses´. ´Burning Wings´ wartet mit Streicherklängen auf. ´Blessing In Disguise´ beginnt mit A Capella Gesang ehe man später trommelnd in den Orient entführt wird.
Der klare Gesang wird gern mit ein paar Growl garniert. Das erzeugt zusätzliche Spannungsmomente. Die Leipziger können aber mehr als nur powern. Mit ´Walking To The Place I Love´ finden sich auch eher nachdenkliche Töne. Hier erinnern sie doch auch ein wenig an die britischen Threshold, die ähnliche Stimmungsbilder erzeugen vermochten. Fast ein wenig parodistisch (im positiven Sinne) kommen die leicht schrägen Klänge in ´Face Behind The Mask´, was aber hervorragend zum lyrischen Inhalt passt.
Die Dramatik eines Stückes wie ´Decadence´ überzeugt mich ebenso, wie die thrashige Härte von ´The Truth´. Mit ´Behind The Lights´ und vor allem dem Titelsong folgen zum Ende hin noch zwei harte, energische und spannende Brecher. Insgesamt stehen FACTORY OF ART hier in einer Reihe mit anderen einheimischen Bands. Neben Ivory Tower, Mind Odyssey (die angeblich immer noch nur pausieren) und Vanden Plas sollte noch ein wenig Platz sein für eine Band aus dem Osten, die einstens als Hoffnungsträger galt für den ostdeutschen Metal. Und immer noch oder wieder da ist.
Wenn ich oben sage, „Back To Life“ ist wenig weihnachtlich, ein anderes christliches Fest fällt mir ein, das besser passt. Denn Ostern feiert man die Auferstehung. Und mit dieser Scheibe sind FACTORY OF ART ganz sicher auferstanden aus einer langen, sehr langen, Durststrecke. „Back To Life“ eben.
Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten