
EVOCATUS
Titel: INEVITABLE DEATH
Label: Wormhole Death Records
Spieldauer: 50 Minuten
VÖ: 29. August 2025
EVOCATUS melden sich mit ihrem neuen Album “Inevitable Death” zurück – ein Werk, das wie ein gnadenloser Feldzug durch Thrash, Death, Folk und symphonische Wucht fegt – bzw. fegen möchte, mehr dazu gleich. Entstanden auf den verbrannten Schlachtfeldern von New South Wales, tragen die Australier ihr blutgetränktes Banner weiter in die Zukunft und knüpfen an die düstere Saga der Vorgänger “Mortem In Aeternum” (2017) und “Path to Tartarus” (2020) an. Angeführt werden EVOCATUS von Sänger Nich Shields, flankiert von den Gitarristen Vaughan Jones und Callan Douchkov, mit dem wuchtigen Bass von Brad Delforce und dem unerbittlichen Trommelfeuer von Adam Watts. Die Jungs aus Down Under haben eine Einheit geschmiedet, die ihre Musik wie eine Kriegsmaschine vorantreibt. Produziert von Ryan Huthnance in den Emissary Studios erhebt “Inevitable Death” den Sound der Band auf ein neues, geschärftes Niveau – druckvoll, episch und kompromisslos intensiv. Laut Promo-Info werden Fans von Kreator, Amon Amarth und Machine Head sich “in der Glut dieser Songs sofort wiederfinden”, doch EVOCATUS wollen keineswegs wie eine Kopie klingen, sondern monumental, finster und mit einer unverkennbaren Identität.
“Inevitable Death”ist eine Chronik des Schicksals, ein musikalisches Schlachtfeld, auf dem Melodie und Brutalität Seite an Seite marschieren. – Wir werden sehen – lassen wir die Melo-Death-Schlacht beginnen!
Die Reise von “Inevitable Death” beginnt mit dem 55-Sekunden-Intro ‘Everlasting Night’, einem spannungstreibenden, düsteren Auftakt, der in den wuchtigen Opener ‘Serpent of Chaos’ mündet, in dem man tatsächlich AMON-AMARTH-Vibes findet, nur sind EVOCATUS eine Ecke roher als die Schweden. Im Nackenbrecher ‘The River Styx’ führt der Weg tiefer in die mythologische Finsternis – den gehen wir natürlich headbangend, mit knackigen Gitarren und Kriegsgetrommel. ‘…and Die in my Name’ steigert den Härtegrad; atmosphärisch “kälter” und bedrückender agieren die Australier im Intro zu ‘In Graves Unknown’, bevor hier ebenfalls die Melodeath-Luzie abgeht – die Chöre wirken übrigens leicht Ensiferum-like und machen einen guten Eindruck. Mit Odin ziehen wir in ‘For Death and Glory’ in die Schlacht. Der Song marschiert unaufhaltsam nach vorne und wüsste ich nicht, dass hier eine Band aus Australien am Werk ist, ich würde zu 100 % auf Schweden-Death tippen, denn der ist tief im Kern des Albums verwurzelt – Kreator und Machine Head eher weniger. Mit ‘Devoted to Inevitable Death’ erreicht die Geschichte ihren titelgebenden Höhepunkt: In der ersten Songhälfte von bekannter Wucht und unerbittlicher Härte getragen, danach kurz innehaltend – nur um wieder Fahrt aufzunehmen. Danach knallt ‘The Sirens Call’ aus den Boxen, thematisiert die verführerischen Melodien der Sagengestalten; in ‘To Live by the Sword’ sind cleane und harsche Female Vocals zu hören, es werden satte Gitarren- und Drum-Soli kredenzt. Außerdem gibt es nach der Hälfte des Liedes eine längere Instrumentalpassage, in der man kurz verschnaufen darf. ‘A Fate Worse than Death’ kommt mit achteinhalb Minuten und ist ein Finale, das den Hörer mit seiner epischen Länge nochmals tief in seinen Bann zieht.
Mit “Inevitable Death” legen EVOCATUS ein gutes Melo-Death-Album vor, das mit roher Wucht, epischer Erzählweise und mythologisch aufgeladenen Bildern überzeugt. Wer Amon Amarth liebt, wird hier besonders auf seine Kosten kommen – die Nähe zu den Schweden ist spürbar, jedoch in einer kantigeren, ungeschliffeneren Variante. Fans von Kreator oder Machine Head hingegen werden weniger Anknüpfungspunkte finden. Das Album hat zweifellos die nötige Power, eine düstere Atmosphäre und eine erzählerische Tiefe, die Spaß macht und die Songs trägt. Dennoch bleibt der Wunsch nach mehr Abwechslung zurück: Zu oft folgen die Kompositionen bekannten Mustern, und eine wirklich mitreißende Schlachthymne, die sich sofort im Kopf festsetzt, fehlt. Unterm Strich ist “Inevitable Death” ein gelungener Feldzug, dessen Stärken in Stimmung, Wucht und Detailtiefe liegen – und der zeigt, dass Evocatus ihren Weg gefunden haben, auch wenn noch Luft nach oben bleibt, um die Krone des Genres zu erobern.
Tobi Stahl vergibt 8 von 10 Punkten