ETERNAL IDOL – BEHIND A VISION

ETERNAL IDOL

Titel: BEHIND A VISION

Label: Frontiers Music

Spieldauer: 48:58 Minuten

VÖ: 11. Juli 2025

Wenn es Länder gibt, in denen der Symphonic Metal in der DNA der Musiker steckt, dann gehört Italien zu 100 % dazu. Mit Kapellen wie Elvenking, Secret Sphere, Temperance, Sinheresy und natürlich Rhapsody / Rhapsody of Fire stehen die Südeuropäer ganz oben in der Liste. 2016 gesellen sich ETERNAL IDOL zu dieser illustren Runde dazu. Fabio Lione, seines Zeichens Stimme von Rhapsody of Fire, Angra und gefühlt jedem italienischen Power-Metal-Projekt, und Nick Savio, Gitarrist, Produzent und Songwriter von Hollow Haze, erweckten die Band mit der Idee, eine Formation zu gründen, die symphonischen Bombast mit klassischen Metal-Wurzeln kombiniert – minus den Kitsch, dafür mit Emotion, Moderne und einer eigenen Identität.

Zur Urbesetzung gehörten neben Lione am Mikrofon auch Claudia Layline als weiblicher Gegenpart, Nick Savio an der Gitarre, Andrea Buratto am Bass (Secret Sphere, Hell in the Club) und Camillo Colleluori an den Drums. Das erste Album “The Unrevealed Secret” erschien noch im selben Jahr und überraschte die Kritiker. Viel wichtiger aber: Die Fans waren begeistert und lechzten nach Live-Auftritten von ETERNAL IDOL. Die kamen 2017 – mit Auftritten in Italien und Teilen Europas. Es waren jedoch keine großen Headliner-Touren mit Dutzenden Shows, sondern eher eine begrenzte Anzahl an Konzerten und Festival-Auftritten, v. a. in Italien und Südosteuropa. Doch was auf der Bühne nach Einheit klang, bekam hinter den Kulissen erste Risse. Line-up-Wechsel, kreative Spannungen, persönliche Wege, die in verschiedene Richtungen gingen – sehr zum Leidwesen der Anhängerschaft. Lione zog weiter, Layline ebenso. Doch ETERNAL IDOL war noch nicht bereit zu „sterben“. 2020 erfolgte die Weichenstellung für – und in – eine neue Ära. Enrico Fabris, ein technisch starker und vielseitiger Drummer, wurde ins Line-up aufgenommen und “Renaissance” veröffentlicht. Claudia Layline war nicht mehr dabei, Giorgia Colleluori übernahm den weiblichen Lead. Fabio Lione war für dieses Album aber tatsächlich noch einmal als männlicher Sänger dabei. Es wurde also nicht komplett alles auf Null gesetzt – das kam erst noch.

Savio und Buratto blieben die musikalische DNA – stimmlich bekamen die Italiener jedoch ein anderes „Gesicht“: Gabriele Gozzi, der mit seiner Arbeit bei Induction und Markonee schon international Eindruck machte, sowie Letizia Merlo, eine junge Sängerin mit starker Präsenz und gefühlvoller Stimme, stießen zur Band. Diese besteht heute aus ebenjenem Gabriele Gozzi (Vocals), Letizia Merlo (Vocals), Nick Savio (Gitarre, Orchestration, Produktion), Andrea Buratto (Bass) und Enrico Fabris (Drums). Mit diesem Line-up nahmen ETERNAL IDOL ihr drittes Album “Behind A Vision” auf. Als Gast ist Giulio Bogoni an Bord, der zusätzliche Keyboards/Orchestrierungen auf dem Album übernahm.

Gitarrist Nick Savio kommentiert:

Ich freue mich riesig, euch allen das neue Kapitel von ETERNAL IDOL präsentieren zu können. Das neue Material ist so frisch und melodisch, mit unserem typischen modernen symphonischen Touch. Die Verbindung zwischen Bandmitgliedern und Produktionsteam hat etwas Besonderes geschaffen, das ich sehr gerne mit euch teilen möchte. Das Album ist episch, symphonisch, modern, Mainstream und bombastisch wie nie zuvor. Wir sehen uns da draußen, Idols!!!

Solltet ihr euch wundern, warum man bei “Behind a Vision” vom zweiten Album spricht, so könnte es daran liegen, dass “Renaissance” oft nicht genannt wird – weil es personell nicht stabil, pandemiebedingt kaum präsent war und im Schatten zweier dominanter Kapitel steht (Debüt & Neuanfang). Ich möchte es trotzdem nicht ausklammern – jetzt widmen wir uns aber “Behind a Vision”.

Mit “Amnesia” eröffnen die Italiener ihren neuen Langspieler. Man spürt und hört nach einigen Minuten, wie gut die beiden neuen Vokalisten harmonieren, wie ausgeklügelt die Melodien sind und wie wuchtig die Orchestration aus dem Hintergrund einschlägt. Nach “The Enemy Is Me” legen ETERNAL IDOL bei “Empire Of One” an Wucht und Härte zu, während sich die Stimme von Letizia Merlo in “Vampire” so herrlich leidenschaftlich anhört und doch während des Liedes weitere Stimmungen ausdrückt – ganz großes Kino. Natürlich haben die Italiener auch knackige Gitarrensoli eingebaut – so beispielsweise zu hören von Nick Savio in “Battle Of Souls”. Generell entfachen die Instrumentalisten eine sehr dichte Atmosphäre mit cineastischen Vibes, die man sich auch gern instrumental anhören würde. “Beyond The Sun” eröffnet hymnisch, dann setzen Gitarre, Schlagzeug und Bass ein, die mehr Intensität in das Lied bringen. Das Ganze gipfelt im fantastischen Gesang von Gabriele Gozzi und seiner Partnerin Letizia Merlo.

Klavier und Streichinstrumente eröffnen “Revolution”, ein Song, der sich infolge zum „härtesten“ Lied auf dem 11-Track-Album entwickelt – und ein Highlight unter vielen tollen Songs ist. Wenn Gabriele seine Stimme auf „kernig“ stellt, wie in “The Idol”, gefällt mir das super. “The Eye Of God” ist ein weiterer atmosphärisch sehr guter Song, der mit einem instrumentalen Part von ca. 85 Sekunden startet und sich zu einer sehnsuchtsvollen, emotionalen Nummer entwickelt – mit Hühnerpelle-Finale. Hier wären sicher auch Nightwish neidisch – reimt sich.
Gut, dass “Behind a Vision” starke Realität und keine Illusion ist – denn sonst gäbe es den flotten, nach vorne preschenden Song “The Great Illusion” nicht. Genauso wenig wie das leicht düstere und dramatische Finale “Krystal”.

Ich erwähnte eingangs die Genregrößen aus Bella Symphonica Italia – die haben übrigens auch großartige Symphonic-Death-Metal-Bands. An diese Bands kommen ETERNAL IDOL noch nicht ganz ran, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Das Line-up agiert brutal gut zusammen, auf “Behind a Vision” finden sich keine schwachen Momente – und gottlob hat der Metal-Gott (nein, nicht Rob Halford) dieses Ensemble an starken Musikern zusammengeführt. Bitte weiter so!

Tobi Stahl vergibt 8,5 von 10 Punkten