EQUILIBRIUM
Titel: EQUINOX
Label: NUCLEAR BLAST RECORDS
Spieldauer: 46:28 Minuten
VÖ: 28. November 2025
“The world is spinning faster these days. Chaos, division and destruction hang heavy in the air. But music has long been humanity’s most vital defense against the turbulent tides of time.”
Eine Band, die einen Ausdruck für Gleichgewicht und Einheit bereits in ihrem Namen trägt, ist die bayrische Epic Folk/Metalcore Truppe EQUILIBRIUM, die seit nun bereits fast zweieinhalb Jahrzehnten mit ihrer Musik Hoffnung und Positivität verbreiten will und nun nach einer kleinen Pause ihren neuen Longplayer “Equinox” vorstellt. Ein vermutlich wohl gewählter Albumtitel, steht doch auch die astronomische Tagundnachtgleiche für Balance, Ausgewogenheit, Stabilität und Harmonie.
Als die kreativen Köpfe führen weiter René Berthiaume und Keyboarderin Jessica Rösch das Quartett an, während die neue Scheibe den ersten Output mit dem brandneuen Sänger Fabian Getto darstellt. Und auch musikalisch scheinen EQUILIBRIUM das Gleichgewicht, den gesunden Mittelweg zwischen Alt und Neu, zwischen Folk-Elementen, harten Gitarren und elektronischem Breitwandkino gefunden zu haben.
Denn wir finden alle Trademarks wieder: die traditionellen Elemente, Flöten, Streicher und Chöre, die großen Melodien und epischen Refrains und die großflächigen Synthielandschaften, welche mit packendem Riffing und aggressiven Vocals verbunden werden. Was ich bei den letztjährigen Singles `Shelter´ und `Cerulean Skies´, die nicht Teil der Platte sind, ein wenig vermisst hatte. Die neuen Songs sprühen dagegen vor Kreativität, Ideen und Abwechslung. Dennoch sind eine klare Handschrift, eine künstlerische Vision und eine deutliche musikalische Weiterentwicklung erkennbar.
“Equinox” wurde von der Band in Eigenregie aufgenommen und produziert, wobei man sich jedoch Hilfe von Gästen Ex-Eluveitie Mitglied Shir-Ran Yinon (Violine) und von Mitgliedern der niederländischen Viking Metaller Heidevolk sowie teilweise von Studioguru und Multi-Instrumentalist Danny McCook geholt hat, der den Mixingprozess beaufsichtigt hat.
Gleich der Opener `Earth Tongue´ verbindet haka-artige Klänge mit üppigen Chören, aber auch druckvolle Gitarren und elektronische Akzente, gefolgt von `Awakening´, das ebenfalls hart und modern klingt, aber auch Keys und Panflöten ihren Raum zugesteht. Das grandiose `Legends´ beginnt mit einem langen Instrumentalteil und kombiniert im Folgenden wütende Shouts mit einem typischen EQUILIBRIUM Chorus, bei dem das hymnische Keyboard den nun beinahe melodischen Gesang unterstützt.
Das zweiminütige Intermezzo `Archivist´ erinnert mich mit rhythmischen Trommeln, Melodie und Chören an den Musikstil der griechischen Komponisten Vangelis. Die mitreißende Vorabsingle `Gnosis´ ist erneut ein hymnischer Brecher mit ebenso ruhigen Momenten und das intensiv-melodische `Bloodwood´ paart Vielseitigkeit und Dynamik mit dem nächsten Breitwandchorus.
Der Vierer scheint das perfekt ausgewogene Verhältnis zwischen Härte und Melodik, modernen Elementen und Folk, Power und ruhigen Passagen, Aggression, Melodik und Epik gefunden zu haben. Dies beweisen nicht zuletzt auch weitere Stücke wie das schnelle, stampfende `Anderswelt´ mit harten Beats und melancholischen Geigen oder die grandiose Single `Nexus´, die mit Trommeln, verzerrten weiblichen Gesang, einen hymnischen Refrain und viel Dynamik aufwartet.
Und nicht zuletzt ist da das ebenfalls ausgekoppelte `Borrowed Waters´, das ruhig und ätherisch zu Werke geht und Gastvocals der amerikanischen Sängerin, Songwriterin und Künstlerin Roniit enthält, irgendwie aus dem Rahmen fällt und sich trotzdem gut ins Gesamtgefüge passt.
Fazit: Hymnischer Modern Metal mit dem gewissen folkigen Etwas sowie mit Leidenschaft, Eigenständigkeit und Emotion, frisch, modern und organisch, mit Tiefe und elektronischer Wucht, ohne die folkige Seele zu negieren. Ein Album mit hoher Ohrwurmdichte, haufenweise Atmosphäre, dynamischer Produktion und vielfältiger Stilistik.
Michael Gaspar vergibt 9 von 10 Punkten


