ENEMY INSIDE – SEVEN

ENEMY INSIDE

Titel: SEVEN

Label: ROCK OF ANGELS/SOULFOOD

Spieldauer: 42 Minuten

Im Falle von ENEMY INSIDE schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits umgibt die Band ein Hauch von Reißbrettdesign, was ich nicht sonderlich mag, andererseits scheint die Chemie innerhalb der Gruppe zu stimmen, da man in der gleichen Formation wie schon vor vier Jahren beim Debüt „Phoenix“ nun das zweite Album „Seven“ präsentiert. Somit stellen ENEMY INSIDE zumindest unter Beweis, dass im Gegensatz zu Beyond The Black nicht alle Musiker außer der Sängerin austauschbar sind.

Außerdem hat diese Truppe einen Stein bei mir im Brett, weil mit Sängerin Nastassja Giulia und Bassist Dominik Stotzem zwei ehemalige Mitglieder von Beyond The Bridge am Start sind, die ich überaus schätze. Mit deren Prog Metal haben ENEMY INSIDE freilich nix am Hut, sondern hier wird eher moderner Alternative Metal in verschiedenen Schattierungen dargeboten.

Mit dem poppig flotten ‚Crystallize‘ hat man den optimalen Opener gewählt, der sofort in die Beine geht. ‚Alien‘ überrascht durch seine harten Breakdowns, genau wie ‚In My Blood‘, in das Gitarrist Evan K. (Mystic Prophecy) ein verdammt schmissiges Riff eingemeißelt hat. Evan, der das Album auch produziert hat, und Nastassja sind die beiden Hauptsongwriter*innen bei ENEMY INSIDE. Dabei haben sie sich diesmal sogar ein Konzept einfallen lassen, welches sich mit den sieben Todsünden befasst.

Das ist alles höchst professionell gemacht, sowohl was den Sound als auch was die Optik betrifft. Was fehlt ist die Seele und die wahre Emotion. Die (Halb-)Ballade ‚Break Through‘ ist das beste Beispiel dafür: Streicher, Piano und Nastassjas lieblicher Gesang und trotzdem berührt mich der Song Null.

Fans von Evanescence, Delain und Lacuna Coil können hier blind zugreifen und werden ihre helle Freude an „Seven“ haben. Traditionsbewusste Metalheads mit Hang zur Nostalgie werden ohnehin einen großen Bogen um ENEMY INSIDE machen oder spätestens beim abschließenden Cover des Pop Hits ‚Crush‘ ihr blaues Wunder erleben. Gleichwohl gibt es auch unter dieser Spezies einen nicht unerheblichen Prozentsatz, der eine Schwäche für stimmgewaltige und attraktive Frontfrauen hat. Insofern stehen die Chancen für ENEMY INSIDE gar nicht schlecht.

Alex Fähnrich vergibt 6,5 von 10 Punkten