ELDRITCH – INNERVOID

ELDRITCH

Titel: INNERVOID

Label: Scarlet Records

Spieldauer: 50:42 Minuten

VÖ: 17. November 2023

Italien in den 90ern. Irgendwie schien sich da vieles zwischen zwei Polen abzuspielen. Da waren die Bands, die im Gefolge von Rhapsody ihre Version von Power Metal spielten. Wobei Rhapsody schon irgendwie neu waren. Auf der anderen Seite gab es eine Reihe Bands, die als Vorbild eher Dream Theater nahmen. Da gehörten ELDRITCH zu den bekannteren Vertretern. Und deren frühe Alben wie „Headquake“ oder „El Niño“ habe ich heute ebenfalls in guter Erinnerung. Dennoch habe ich diese Band aus den Augen verloren.

Heute. Während Rhapsody verkommen ist zu mehreren Karikaturen ihrer selbst, werde ich von ELDRITCH überrascht. Die gibt es ja auch noch. Und wie fleißig sie waren in ihrer Karriere. „Innervoid“ ist schon das 14. Album. Da habe ich wohl einiges versäumt.

Ja, der Ruf italienischer Bands war lange recht zweifelhaft. Allerdings kann ich hier vermelden, ELDRITCH beweisen, dass man auch im Gefolge von Dream Theater recht eigenständige Musik zaubern kann. Zum einen sind ELDRITCH seit ihrem Frühwerk etwas härter geworden, haben eine Menge Power in ihren Sound eingearbeitet. Selbst vor thrashigen Riffs macht man keinen Halt, die der neue Sänger Alex Jarusso mit starken Melodiebögen verknüpft. Alex scheint mir insgesamt auch etwas rauher zu klingen als sein langjähriger Vorgänger Terence Holler. Ansonsten haben die verbliebenen Originalmitglieder Oleg Smirnoff (Keyboards) und Eugene Simone (Gitarre) das Heft fest in der Hand. Tasten und Saiten dominieren den Bandsound ähnlich intensiv. Beide sind Könner, allerdings wird hier nicht zum Selbstzweck gefrickelt.

ELDRITCH haben wohl über die Jahre einen eher songdienlichen Sound entwickelt. Vom Einfluß von Dream Theater hat man sich lang gelöst. Lieber kurz und knackig als unnötig in die Länge gezogen, so scheint die Devise. So sind der Truppe aus dem toskanischen Livorno doch ein paar eingängige und überzeugende Nummern gelungen. Das beginnt mit dem harten ´Handful Of Sand´, das dem Sandmännchen sicher nicht als Einschlafhilfe dienen dürfte. Manches klingt recht modern, ´To The End´ etwa, mit den elektronischen Soundspielereien. Und mit ´Wings Of Emptiness´ ist eine schöne, fast zarte Ballade gelungen, die auch Symphony X gut zu Gesicht stünde.

So darf ich festhalten, dass ich eine gewisse Freude verspüre. Da habe ich eine Band wiederentdeckt, die ich schon lange für verloren hielt. Und auf Anhieb finde ich sie immer noch so stark, wie beim ersten Kontakt. Allerdings, mit einem anderen Namen hätte ich das seltsame Cover wohl ignoriert.

 

Mario Wolski vergibt 7,5 von 10 Punkten