EINAR SOLBERG – 16

EINAR SOLBERG

Titel: 16

Label: INSIDEOUTMUSIC (SONY)

Spieldauer: 69:00 Minuten

VÖ: 02. Juni 2023

Bevor wir zu Tat schreiten starten wir mit einem Mantra: DAS ist nicht Leprous – Das IST NICHT Leprous -DAS. IST. NICHT. LEPROUS!

So gestärkt schauen wir jetzt gemeinsam auf das ambitionierte Soloalbum von EINAR SOLBERG mit dem Namen „16“ das am 02. Juni 2023 unter Inside Out veröffentlich wurde.  Der Tiel „16“ bezieht sich dabei auf den Zeitraum als Einar zwischen 16 und 19 Jahren anfing ein Stück weit erwachsen zu werden. Anfing die kindliche Unbeschwertheit abzulegen um festzustellen: Hoppala, jetzt wird es Ernst und „bad shit“ lauert echt an jeder Ecke.  Aber nicht nur weniger schöne Dinge geschehen mit Einar in dieser Zeitspanne. Auch die Band und das Gefühl irgendwo dazu gehören haben sich entwickelt. Emotionale Geschichte. Zurück blickend auf meine eigene Zeit zwischen 16 und 19 kann ich so manch emotionale Verworrenheit durchaus nachvollziehen. Vielleicht geht es dem ein oder anderen ja ähnlich. Jedenfalls wird Einar Solberg einem Konzeptalbum wohl nie näher kommen.

Was bietet „16“? Auf dem Album gibt es in 69 Minuten Spielzeit 11 satte Titel. Der Längste ist der cineastische Schlussakt `The Glass Is Empty` mit stolzen 11:09 Minuten. Muss man mögen. (Ich tu es.) Aber auch da wird wieder klar: Was ein Solberg geschrieben hat hört man nicht nebenbei. Das braucht Zeit und Muße sich auf Musik, Text UND Stimme einzulasssen. Wer das tut kommt auf seine Kosten. Was braucht man noch zum Erwachsen werden? Richtig, neben Zeit, dem Willen zur Eigenständigkeit und Erfahrung ganz klar: den Impuls von außen um sich weiter zu entwickeln. Auf „16“ sind daher nur drei Titel wirklich solo. Zu den anderen acht Titeln gibt es jeweils verschiedene Gastmusiker oder Komponisten.  Heißt auch, dass man hierbei einen Kompromiss zwischen den verschiedenen Künstlern finden musste. Aus diesem Grund hört sich vielleicht einiges ungewohnt an, bleibt aber trotzdem vertraut. Allzu sehr hat er sich jedoch noch nicht von sich entfernt, der Herr Solberg. Aber muss man das auch unbedingt?  Einzig etwas erschrocken hatte ich mich allerdings kurz mal bei `Home`, das zusammen mit Ben Levin komponiert wurde und tatsächlich, ich nenn es mal,  Sprechgesang enthält. (Wir erinnern uns kurz an das Mantra, dann geht es wieder.)  Es gibt außerdem Trip Hop Elemente, Chöre, das wundervolle Piano und Streicher. Aber auch Energie im Kontrast zur Stille und die liebgewonnene Melancholie. Also alles dabei was auf einem herkömmlichen Leprous Album ebenfalls zu finden ist und doch eine Prise anders.

Man merkt vielleicht ein bisschen: Ich mag Einar. Ich mag seine Kompositionen, seine einzigartige Stimme und seinen unruhigen und trotzdem schönen Geist. Bisschen sehr verliebt bin ich in das langsam beginnende `Splitting the Soul` in dem sich auf das musikalisch aufbauende Thema Einars Schwager Ihsahn schreiend die Ehre gibt. Davon hätte ich mir in der Tat noch mehr auf der Platte gewünscht weil es mich wirklich positiv überrascht hat. Zeigt aber auch mal wieder eindrücklich was da so alles passieren kann, wenn man mal andere Impulse bekommt.

Genau diese Freiheit möchte Einar sich vorbehalten und das hat Respekt verdient. „Man weiß nie was die Zukunft bringt, alles kann passieren.“ sagt er und kündigt gleichzeitig an, dass nun weder Leprous noch sein Soloprojekt auf Eis gelegt sind.  Leprous sei weiterhin sein Hauptprojekt, aber die Solo-Geschichte möchte er weiter fortführen.  Er plane deshalb Shows mit beiden Projekten. Da ist er wieder sehr ambitioniert und das zeichnet ihn aus.  Nachdem er ja nun mit „16“ erwachsen geworden ist (nein, Spaß, Männer werden doch nie so richtig erwachsen) bin ich jedenfalls sehr gespannt auf was wir uns da zukünftig freuen dürfen.

Judith Kroll vergibt 9 von 10 Punkten