ECLIPSE – VIVA LA VICTOURIA

ECLIPSE

Titel: VIVA LA VICTOURIA

Label: FRONTIERS

Spieldauer: 105:07 Minuten

Live Alben gehörten in den 70er und 80er Jahren zu den Highlights einer jeden Band-Diskografie, man denkt an die Klassiker von Rainbow, Deep Purple, Thin Lizzy, Black Sabbath oder Kiss. Später verkam die Live-Platte nicht selten zu der „einen Scheibe, die wir dem Label noch schuldig waren, um den Vertrag zu erfüllen“, was sich doch deutlich auf die Qualität der Veröffentlichungen auswirkte.

In heutigen Zeiten, in denen man, zumindest auf schwer absehbare Zeit, keine Konzerte mehr besuchen kann, fragt man sich, ob ein Live-Album jetzt purer Sadismus ist oder der Versuch, Dir Dein Methadon zu besorgen.
Im Fall von Eclipse neige ich eher zum Methadon, die Scheibe funktioniert erfreulich gut als Ersatzdroge.

Es ehrt die Jungs aus Stockholm, dass Sie für ihre erst Live-Veröffentlichung keine, dem musikalischen Rahmen sicherlich entsprechende Riesen-Festival-Arena-Show mitgeschnitten haben. Statt dessen wird eine im Vergleich dazu eher Clubatmosphäre versprühende kleine Show aus einer, nach der DVD zu urteilen, Wellblech-Mehrzweck-Halle aus Göteborg präsentiert. Auch wurde darauf verzichtet, die Publikumsreaktionen zu pimpen.

Stripped to the bone sozusagen. Kein billiger Tand oder Bling-Bling lenkt von dem Gebotenen ab. Und das ist eine kernige, dampfende Melodic-Hard-Rock-Rutsche bestehend aus Hits, Hits und nochmals Hits. Schon nach dem ersten Dreier ‚Viva La Victoria‘, ‚Mary Leigh‘ und ‚Blood Wants Blood‘ scheint dem geneigten Zuhörer die Sonne aus allen Körperöffnungen. Allein sieben Mal wird in den ‚Paradigm‘-Topf gelangt, was kein Fehler sein kann, weil auf diesem Album jeder Song Weltklasse repräsentiert. Ergänzt wird die Allstar Playlist durch die feinsten Ohrwurm-Perlen von ‚Armageddonize‘ und ‚Monumentum‘.

Ein bisschen rauher als auf den Studioreleases geht es hier zu, die Keyboards tauchen nur sehr dezent auf und sind zudem auch nicht live. Dafür dürfen die Gitarren gerne mal etwas rotziger und lauter vom Leder ziehen und die Rhythmusfraktion Victor und Philip Cusner puncht und groovt wie der berühmte Arsch auf Eimer. Erik Martensson hat live in den höheren Lagen interessanterweise eine leichtes Scorpions-Meine-Timbre, was aber durchaus nicht ungangenehm rüberkommt.

Als eigentlich nicht notwendigen aber trotzdem gern mitgenommenen Bonus gibt es den neuen Song ‚Driving One Of Your Cars‘, Acoustic-Versionen von ‚The Downfall Of Eden‘ und ‚When The Winter Ends‘ sowie drei weitere Live in Quarantäne-Tracks.

Ein Klassiker, wie die anfangs erwähnten Scheiben, wird ‚Viva La VicTOURia‘ wahrscheinlich nicht. Eine großartige Live-Platte, die dem Zuhörer permanent ein meterbreites Grinsen aufs Gesicht zaubert, ist Eclipse hiermit aber zweifelsfrei gelungen.

Dirk Eckhard vergibt keine Bewertung