DREAM THEATER
Titel: DISTANT MEMORIES: LIVE IN LONDON
Label: INSIDEOUT / SONY
Spieldauer: Minuten
Neun Livealben in gut dreißig Jahren… Dazu noch die diversen Liveeinspielungen von Klassikern wie „Dark Side Of The Moon“, „Number Of The Beast“ oder „Master Of Puppets“, die „Live Series“ und andere Dönekes. Muss man DREAM THEATER zugute halten, dass „Breaking The Fourth Wall“ sechs Jahre zurück liegt? Nö, bloß zwei Studioalben liegen dazwischen, eins davon ein kompletter Rohrkrepierer. Dementsprechend muss man sich offenbar mal wieder auf die eigenen Klassiker besinnen, die Kuh muss gemolken werden. Enough is enough, möchte man den Ostküstlern zurufen. Aber offenbar wird das ganze Zeug ja gekauft.
Was ich an „Distant Memories“ nicht verstehe ist, dass das letzte Klassikeralbum der Band, „Scenes From A Memory“, bereits mit „Live Scenes From New York“ gewürdigt und vollständig zur Aufführung gebracht wurde. So distant ist die memory noch gar nicht. So ein Zwanzigjähriges ist ja schön, aberd wenn James LaBrie in „The Spirit Carries On“ das inzwischen sitzende (!) Publikum auffordert, seine Mobiltelefone in die Höhe zu halten, merkt man auch, was sich alles so getan in dieser Zeit. DREAM THEATER sind nämlich zu einem Act für kleinere Stadien geworden, dessen Publikum sich aus den begüterten Mittel- und Oberschichten der Gesellschaft generiert. Zeug wie dieses hier wird bei Amazon bestellt, ohne es kritisch zu hinterfragen. Die ehemaligen Trendsetter sind zu einer Konsensband geworden, die ein sich den Boppes platt sitzendes Stammpublikum bedient, dieses gnadenlos melkt und den ganzen Schmonzes dann in salbungsvolle Statements packt, die vor trumpschen Adjektiven wie „incredible“, „awesome“ und „amazing“ nur so strotzen. Get a grip… Das machen die Gäste in Florian Silbereisens Shows nämlich auch.
Natürlich sind die instrumentalen Fertigkeiten der beteiligten Musiker mitunter absolut wahnwitzig, aber was soll all dieses Selbstrecycling, und was soll insbesondere diese Selbstbeweihräucherung (LaBrie sagt schon am Ende der Show, die DVD werde „amazing“)? Nur weil das letzte Studiowerk „Distance Over Time“ hier ebenfalls sehr stark vertreten ist, erschließt sich dies nicht. Dieses absolut perfekt produzierte Hochglanzprodukt ist eigentlich nur eines: überflüssig. Bis in 2022, da feiert der größte Bandklassiker Dreißigjähriges. Dreimal dürfen wir raten, was dann folgt… So, jetzt ziehe ich mir erstmal wieder „Strangers In The Night“ rein, DAS ist mal ein Livealbum…
Patrick Müller vergibt 5,5 von 10 Punkten