DOOL – SUMMERLAND

DOOL

Titel: SUMMERLAND

Label: ROPHECY / SOULFOOD

Spieldauer: 54:39 Minuten

Für ihre Plattenfirma haben sich Dool mit nur je einem Longplayer und einer EP bereits zu einem Topthema gemausert. Dies liegt natürlich nicht zuletzt an der Strahlkraft Ryanne van Dorsts, die/der sich mit „Summerland“ textlich wie musikalisch ein hörbar ambitioniertes Album vorgenommen hat. Dabei hat neben Richard Mathesons im Waschzettel erwähnten „What Dreams May Come“ offenbar das im Albumtitel leicht abgewandelte „Sumerland“ eines Carl McCoy Einfluss auf die esoterisch-philosophischen Reflexionen über den Sinn des Lebens gehabt. Auch musikalisch schaut man durchaus ins Großbritannien der 80er zurück und öffnet sich wie schon mit der „Love Like Blood“-Coverversion vermehrt Einflüssen aus dem Gothic- und Wave-Bereich („The Well´s Run Dry“), wobei die Soundscapes Fields Of The Nephilims in ihrer atmosphärischen Dichte hier ihren Niederschlag gefunden haben. Wahrhaft beseelt sind denn auch die Kompositionen: 08/15-Riffing und Stangenware sucht man hier vergeblich. Vielmehr strebt die Band hörbar nach ausgefallenen Arrangements, wobei van Dorst es sich nicht nehmen lässt, zunächst sperrig und kühl anmutendes Material der Sorte „God Particle“ (mit The Tea Party-Intro!) oder „A Glass Forest“ mit eingängigen Hooks zu veredeln. Nichtsdestotrotz ist die Instrumentierung mit ihren mannigfaltigen Einflüssen derart geschmackvoll ausgefallen, dass die Songs auch ohne derlei Gimmicks bestehen können, auch wenn an sich selbstredend freut, als Hörer bei der Hand genommen und umschmeichelt zu werden. Aber auch die Instrumentalfraktion ledert mitunter fein ab, so etwa im epischen Titeltrack (hört aber erstmal das abschließende „Dust & Shadow“) oder den Harmonien von „The Well´s Run Dry“, die ebenso wie das Doppel „Ode To The Future“ / „Be Your Sins“ (coole Gitarren!) das Echo von The Devil´s Blood erklingen lassen. Derart entsteht in noch konzentrierterer Form als auf dem eh schon formidablen Debut ein eigener Klangkosmos, der trotz der genannten Referenzen spätestens jetzt für sich selbst steht und Classic Rock, Alternative sowie eben Wave/Gothic zu einer Einheit verschmelzen lässt, und zwar nicht nur in vordergründigen Hits wie „Sulphur & Starlight“ oder „Wolf Moon“. Geiles, um die Ecke gedachtes Album mit Suchtwirkung, denn so klingt moderne Rockmusik mit Sinn für Tradition im 21. Jahrhundert! Eine Tour mit Year Of The Goat würde absolut Sinn machen.

Patrick Müller vergibt 9,5 von 10 Punkten