DISCONNECTED SOULS – FRAGMENTS OF CONSCIOUSNESS

DISCONNECTED SOULS

Titel: FRAGMENTS OF CONSCIOUSNESS

Label: EIGEN-/DIGITALVERTRIEB

Spieldauer: 63:05 Minuten

VÖ: 19. Januar 2024

Manchmal muss man eingefahrene Wege verlassen, gewohnte Muster ablegen und übliche Formen in Frage stellen, um Neues zu erschaffen und Genregrenzen zu sprengen. Genau das tut das britische Ensemble DISCONNECTED SOULS und lässt auf die Debüt-EP “Warring Elements”, welche mit dem Track `Mischievous Spirits´ geendet hat, ihren Debüt-Longplayer ”Fragments Of Consciousness” folgen, wo wir diesem „boshaften Geist“ auf der Spur sind.

In seinen modernen Soundmix integriert der Fünfer Einflüsse und Elemente aus Metalcore, Industrial Metal/Rock, Symphonic Metal, New Metal, Prog und jede Menge elektronische Bestandteile. Die Vocals reichen von cleanen, melodischen, auch mal mehrstimmigen Parts bis zu harsh und aggressiv.

Schweres Riffing, Industrialsounds und stampfenden Beats werden begleitet von Effekten wie dem Windows Shutdown Sound und einem Glockenspiel, vielen Piano- und elektronischen Klängen sowie verfremdeten, verzerrten und gepitchten Stimmen.

Die Stücke sind interessant, frisch und dynamisch und gehen von moderner Brutalität über eine gewisse theatralisch-cinematische Ästhetik bis zu ätherisch-introspektiven Momenten. Dabei haben die einzelnen Mitglieder fast keine festgelegten Rollen und es gibt vier verschiedene Sänger zu hören, wie die Besetzung des fünfköpfigen Lineups zeigt: Matthew Simon Fletcher (Vocals, Gitarre, Bass, Keys und Programming), Patrick Lloyd (Vocals und Programming), Holly Frances Royle (Gitarre, Vocals, Keys und Programming), Tim Jenkins (Synths, Keys, Gitarre und Programming) sowie Felix Luca King (Vocals, Violine, Kalimba und Programming).

Stücke wie der Opener `Delirium´ liebäugeln mit Clubsounds und HipHop Elementen sowie aggressiven und bombastischen Parts und klingen doch wie eine Mischung aus Lacuna Coil und Slipknot, andere Tracks als hätte man Machine Head mit Nightwish oder Killswitch Engage mit The Gathering gekreuzt.

Songs wie „Dissonant Whispers“ mit hypnotischen Piano- und Gitarrenklängen und „Petrichor“ mit kontrastreichen Industrialparts und symphonischen Violinen offenbaren eher weitläufige musikalische Landschaften. Eine elegante Metalcorehymne wie „Plague Rats“ steht neben dem grandiosen `Symbiont´, das mit seinen Beats und mitreißenden Melodien an Fear Factory erinnert, dem mordseingängigen `Loveless´ und dem Industrial Symphonic Horror Metal Kracher `Human Error´.

`Silence of the Doves´ bietet dagegen wieder eher ruhige, aber leicht chaotische Töne und schielt in eine beinahe progressive Richtung, bevor `Fragments´ eine melancholische Synth-Pop Nummer und das folgende `Monachopsis´ samt Saxophonsounds beinahe schon jazzig zu nennen und das abschlißende `Iyashikei´ reiner Ambienttrack ist.

Während an manchen Stellen Dissonanz bewusst als Stilmittel eingesetzt wird, kommen mir in einigen Fällen gesungene Töne allerdings einfach ein wenig „flat“ vor. DISCONNECTED SOULS wandeln fortwährend den schmalen Pfad zwischen Theatralik und Affektiertheit, Komplexität und Überfrachtung, Eklektik und Zusammenwürfeln, Vielseitigkeit und Überforderung des Hörenden.

Und für meinen Geschmack fallen sie auch das eine oder andere Mal herunter, während andere Tracks durchaus ins Schwarze treffen, wieder andere jedoch nicht unter das Banner Rock/Metal fallen sollten.

Und dennoch: Band und Album sind ungewöhnlich, interessant und unterhaltsam, wenn die Scheibe mit zwölf Songs und über sechzig Minuten Spielzeit gefühlt auch ein wenig zu lang ausfällt, um die immer wieder durchaus vorhandene Klasse und Spannung über die gesamte Dauer zu halten.

Michael Gaspar vergibt 6,5 von 10 Punkten