DIE KRUPPS – SONGS FROM THE DARK SIDE OF HEAVEN

DIE KRUPPS

Titel: SONGS FROM THE DARK SIDE OF HEAVEN

Label: OBLIVION/SPV

Spieldauer: 41:55 Minuten

„Das Mutterschiff des Deutschen Industrial/Metal-Crossover“ hat wieder einmal abgelegt und den Heimathafen verlassen. Im Gepäck hat es dabei ein Album voll mit Coverversionen im typischen Elektro-Metal-Gewand. Für mich persönlich schließt sich damit ein Kreis, denn Gnade oder in diesem und vielen anderen Fällen Last der späten Geburt, lernte ich DIE KRUPPS erst 1993 mit Ihrem „A Tribute To Metallica“ kennen (und lieben). Auf „Songs From The Dark Side Of Heaven“ huldigen die Düsseldorfer nun in zehn Bearbeitungen ihren Heroen aus den Bereichen Post Punk, Dark/New Wave und Synthie Pop, aber auch einigen All-Time-Favoriten aus eher rockigen Gefilden. Dabei sind die einzelnen Bearbeitungen nicht besonders revolutionär oder originell ausgefallen. Vielmehr wurde den Titeln der ureigene DIE KRUPPS-Sound verpasst und so mehr oder weniger erfolgreich versucht, 80er Synthie-Pop und New Wave ins Hier und Jetzt zu transportieren. Gute, wenn auch eher unspektakuläre Beispiele dafür sind der Opener ‘The Number One Song In Heaven’ (Sparks) und das flotte ‘Whip It‘ (Devo).

Im Folgenden gelingt es vor allem verschiedenen Gästen, den Tracks ihren individuellen Stempel aufzudrücken und zu ihrem Gelingen beizutragen. Beim atmosphärisch dunkel-dichten ‘Chinese Black’ (The Neon Judgement) wird mit Hilfe von Jyrki 69 (The 69 Eyes) aus einem belgischen Dark Wave-Klassiker ein gefühltes Bowie-Cash-Duett mit üppiger Elektro-Untermalung und ein erstes kleines Highlight der Scheibe. Das funkige ‘To Hell With Poverty’ (Gang Of Four), welches schon 1981 genial und seiner Zeit voraus war, klingt im Electro-Style wie Franz Ferdinand auf Speed und wird zusätzlich durch Killing Joke-Drummer Big Paul Ferguson veredelt. Dank der mitwirkenden Gäste stehen dann bei zwei Tracks auch mal die Gitarren ein wenig im Vordergrund. Bei ‘Don’t Fear The Reaper’ (Blue Öyster Cult) wird mit Hilfe von James Williamson (The Stooges) aus einem Hardrock-Kultsong angenehmer, dezenter Elektrorock. Ross The Boss‘ Gitarrenspiel und Englers Vocals’ verleihen dem anschließenden ‘No More Heroes’ (The Stranglers) so etwas wie Sisters-Flair.

Bei der Adaption eines Queen-Songs kann man eigentlich nur verlieren. Andererseits bleibt ein guter Song ein guter Song und ‘Another One Bites The Dust‘ wird überraschend ein weiteres Highlight des Silberlings. Der Song ist mit seinem stampfenden Rhythmus aber auch ohnehin wie geschaffen für eine Industrial-Bearbeitung mit leicht verzerrten Vocals und viel Wumms. Außerdem werden noch ein 95er Dance-Titel, ein Depeche Mode-artiger New-Wave-Titel und ein 2011 neu aufgelegter 80er Disco/Dancefloor-Mix durch den metallischen Wolf gedreht. Insgesamt ein Album, das vor allem bei Fans der diversen elektronischen Phasen der Band Gefallen finden dürfte. Andere, zu denen auch ich mich zähle, werden eher die kraftvollen Industrial-Elemente und vor allem die harten Gitarren vermissen. So bleibt ein guter, aber nicht herausragender Pandemie-Bonus in Form eines passablen Coveralbums. Eine Scheibe mit neuem Material wäre mir lieber gewesen.

Michael Gaspar vergibt 7 von 10 Punkten