DER WEG EINER FREIHEIT – NOKTVRN

DER WEG EINER FREIHEIT

Titel: NOKTVRN

Label: SEASON OF MIST RECORDS

Spieldauer: 47:44 Minuten

Die Würzburger Post Black Metal Institution meldet sich mit „Noktvrn“ und damit mit ihrem fünften Longplayer zurück. 

Nach dem 2017er Opus Magnum „Finisterre“ offenbaren uns die Franken was es heißt sich konsequent weiterzuentwickeln ohne die angestammten Trademarks über Bord zu werfen. Akustisch startet die Platte mit ‚Finisterre II‘ und auch ‚Monument‘ fängt vergleichsweise ruhig an. Wenn Nikita Kamprad dann aber sein Krächzgesang einsetzt und die ersten Blasts sowie schneidenden Riffs aus den Boxen rollen, weiß man unweigerlich wer hier musiziert.

‚Am Rand der Dunkelheit‘, ein achtminütiger Brecher, zeigt ebenso die Macht von DWEF: Abwechslung, Facettenreichtum, Musikalität, Brutalität, Schwärze und Nachdenklichkeit. Das Timbre der gesamten Platte passt zur Jahreszeit und zu den aktuellen Geschehnissen. Ein Album, das vorrangig die Nacht thematisiert unterstreicht damit auch textuell ein düsteres Gesamtgefüge.

Mit ‚Immortal‘ bewegen sich DWEF definitiv auf neuen Pfaden. Ein relaxter, zögernder Start mit Klargesang und englischem Text wird geboten. Der Übergang ins harsche Klangkostüm ist überraschend, genauso wie der Schwenk zurück. Leichte Synthtupfer begleiten den Track, der sphärisch und intensiv zugleich ist. Das anschließende ‚Morgen‘ rödelt dann so ziemlich alles in bester DWEF Manier platt und offenbart die hohe Kunst des Post Black Metal. Brecher!

Im letzten Drittel des Albums zeigt sich in ‚Gegen das Licht‘ erneut die kompositorische Breite und Fähigkeit packende Melodiebögen, ruhige Zwischenspiele und klassische Blastparts so miteinander zu verweben, dass ein elfminütiges mäanderndes Epos entsteht. ‚Haven‘ leitet die Platte aus, verbleibt außerhalb der Radikalität, die hier teilweise vorgetragen wurde. Ein weitestgehend akustischer Ausklang mit verzerrtem Gesang, fast weich und klagend schließt „Noktvrn“.

Es wird eines ganz deutlich: DWEF verharren nicht auf ihrer Position, sie greifen evolutionär in die Weiterentwicklung der Band ein. Auch wenn ich den Vorgänger „Finisterre“ unschlagbar finde, ergänzt „Noktvrn“ bereichernd den Klangkosmos der Band. Das Artwork ist im übrigen äußerst gelungen wenngleich oberflächlich schlicht. Die Produktion ist glasklar und stellt die musikalischen Fähigkeiten der Bandmitglieder transparent und druckvoll dar. Im Post BM Bereich nach wie vor unschlagbar!

Ingo Holzhäuser vergibt 9,5 von 10 Punkten