Die britische Hardrock-Institution DEEP PURPLE präsentiert ihren 23. Studio-Silberling “=1“ und setzt ihren zweiten (oder dritten) Frühling gekonnt und voller Spielfreude fort. Der unverkennbare, vom Sound der Hammond-Orgel, markanten Gitarrenriffs, treibender Rhythmusarbeit und dem unverwechselbaren Gesang Ian Gillans charakterisierte Trademark Stil dominiert auch die neue Scheibe.

Mal progressiv orientiert, hin und wieder bluesig, mal Classic rockend oder beinahe auch mal pop-affin untermauern DEEP PURPLE auch im Jahr 2024 des Herrn ihre Relevanz, Klasse und Eigenständigkeit. Frischen Wind erhält das Ganze durch den neuen Gitarristen Simon McBride, der den ausgeschiedenen Steve Morse ersetzt.

Dieser liefert sich packende Duelle mit den Keys Don Aireys, die Songs wie `Sharp Shooter´ oder die grandiose Vorabauskopplung `Portable Door´ (deren Eingangsmelodie mich immer an das Intro der Gummibärenbande erinnert) ausmachen. Gleiches gilt für die weitere Single `Lazy Sod´, wo auch mal ausgiebiger soliert werden darf.

Der Sound der dreizehn neuen Tracks ist erdig, gradlinig und organisch und der Fünfer präsentiert sich als bodenständige, eingespielte Einheit. Der Opener `Show Me´ und das mitreißende `Now You´re Talkin´´ haben haufenweise Groove, den man beinahe schon funky nennen muss. Bei Letzterem darf Gillan sogar einmal kurz keifen wie Udo Dirkschneider.

Weitere Highlights sind das das flott rockende `Old Fangled Thing´, das über den Songwritingprozess an sich philosophiert, das bluesige `If I Were You´, das fulminante `No Money To Burn´ sowie der abschließende Ohrwurm `Bleeding Obvious´. Und mit dem etwas unscheinbaren `I´ll Catch You´ darf natürlich auch eine Ballade nicht fehlen.

Fünf Vollblutmusiker legen ein schnörkel- und zeitloses Rockalbum ohne Ausfälle vor, das mit perfektem Songwriting, ausgefeilter Technik und packenden Arrangements, aber eben auch mit jeder Menge Gefühl, Musikalität, Seele und hörbarer Lebenserfahrung besticht.

Michael Gaspar vergibt 9 von 10 Punkten

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