DÉCEMBRE NOIR – THE RENAISSANCE OF HOPE

DÉCEMBRE NOIR

Titel: THE RENAISSANCE OF HOPE

Label: LIFEFORCE / SOULFOOD

Spieldauer: 48:03 Minuten

Nachdem DÉCEMBRE NOIR meiner bescheidenen Meinung nach auf „Autumn Kings“ ihren Sound zu sehr mit experimentellen Nebengeräuschen überfrachtet hatten, geht „The Renaissance Of Hope“ einen deutlichen Schritt zurück zu den Wurzeln nicht nur des Bandsounds, sondern auch des Genres Doom Death anstatt Inspiration bei neueren Katatonia & Dark Metal Co. zu suchen. Schon der Opener „A Swan Lake Full Of Tears“ drückt unbarmherzig aus den Boxen und überrascht gar ein wenig ob der gutturalen Urgewalt von Lars Dotzauer. Aber auch Versatzstücke der britischen Schule der 90er strahlen hier schon durch: fragile Akustikparts sowie schwärende Gitarrenmelodien lockern das dunkle Gewölk auf.

Man muss DÉCEMBRE NOIR allein schon Respekt dafür zollen, die Szene innerhalb von sechs Jahren mit nunmehr vier absolut respektablen Alben bereichert zu haben. Die Ironie liegt diesmal in der Diskrepanz zwischen dem Albumtitel und dem Umstand, es mit dem bisher wohl am dichtesten gewobenen Werk der Thüringer zu tun zu haben. Die inhaltliche Untiefe zeichnet sich im tonnenschwer lastenden Artwork ab, und auch der erneut von Alexander Dietz besorgte Sound ist diesmal gerade im Drum- und Gitarrenbereich sehr plastisch und raumgreifend ausgefallen. Mitunter gewaltig schrotende Riffs wie jene von „Hope/Renaissance“ oder insbesondere „Wings Of Eschaton“ hätte man in dieser Art von DÉCEMBRE NOIR sicher auch nicht erwartet – Überraschung geglückt! Wer jedoch Geduld mitbringt, erfühlt nach einiger Zeit die feinen Nuancen wie die gothisch anmutenden, nahezu tanzbaren Daylight Dies-Grooves von „Streets Of Transience“ (großartiges Breakriff) oder das filigrane Arrangement des Schlusstracks „Behind The Scenes“.

DÉCEMBRE NOIR besinnen sich demnach auf „The Renaissance Of Hope“  wieder auf ihre ureigenen Stärken. Gegen Weiterentwicklung ist nichts einzuwenden, jedoch war der etwas zu große Schritt von „Forsaken Earth“ hin zu „Autumn Kings“ doch überfordernd. Dieses Album hingegen zeigt die Thüringer nahe an der Bestform; das Team hat sich gerüttelt, an den Stärken gearbeitet und zusammen ein auch weniger verkopftes Werk veröffentlicht, welches dennoch nicht ohne verblüffende Wendungen in den Rest der Welt schippert. Herausgekommen ist dabei nicht mehr und nicht weniger als ein bockstarkes Doom Death-Album, dem lediglich im melodischen Bereich der letzte Pfiff fehlt. Angesichts dieses Resumees mag man ob der eingangs getätigten Aussage argumentieren, die Rezension beiße sich selbst in den Schwanz. Jedoch bleibt abzuwarten, ob die Großmeister My Dying Bride dem von DÉCEMBRE NOIR getätigten gewichtigen Statement nächste Woche einen drauf setzen zu vermögen.

Patrick Müller vergibt 8 von 10 Punkten