DEAD VENUS
Titel: FLOWERS & PAIN
Label: TEAM H/EDEL
Spieldauer: 54:16 Minuten
VÖ: 04. Februar 2022
Die ehemalige Burning Witches-Sängerin Seraina Telli, Schlagzeuger Mike Malloth und André Gärtner (E-Bass) – das ist das Schweizer Progressive Rock Power Trio DEAD VENUS. Wobei die Mastermind und Frontfrau neben dem Gesang auch Piano, Keyboard und (E-)Gitarre übernimmt sowie für alle Texte und nahezu sämtliche Kompositionen verantwortlich zeichnet.
Nun steht also der Zweitling “Flowers & Pain” in den Startlöchern und beginnt mit dem kurzen Pianointro `The Cognition`, bevor der Titelsong bleibenden Eindruck hinterlässt. Eigentlich ein straighter Rocker mit geballter Frauenpower am Mikro, lässt der Song – wie auch das gesamte Album – immer wieder genügend Raum für Experimente.
Es gibt rhythmische Ecken und Kanten, unerwartete Wendungen, elektronische Spielereien sowie verschiedene Lautstärken und Tempi. Auch und vor allem Bass und Drums dürfen sich in langen Instrumentalpassagen und Soli austoben. So auch beim folgenden, vom Grundsatz her recht melodischen und eingängigen, `Lilly Of The Valley`.
Beim grandiosen `Plaything Doll` ist dann endgültig die Stimme der vielseitigen Frontfrau der Star, in der Bandbreite von klassisch-symphonischen Tönen bis zum aggressiven Growling gegen Ende des Tracks. Aber auch hier bleibt ein wenig Platz für experimentell-progressive, beinahe jazzige Parts der Instrumentalfraktion.
Wie man überhaupt die Gesangsleistung gar nicht genug loben kann, von Rockröhre über hellen, klaren Gesang oder auch mal rhythmische, gesprochene Teile bis hin zu zerbrechlich und leise. Letzterer steht dann beim folgenden, nur mit Pianobegleitung über die Bühne gehenden, wunderschönen `The Haunted Palace` im Vordergrund.
Dieses steht im direkten Kontrast zum folgenden, wilden Drum-/Percussion-Interlude `That Creation`. Es schließt sich einer der vielfältigsten und vielleicht der beste Song `Revelation Of Hate` an, welcher sich von Nora Jones-artig über Skunk Anansie-Rock bis zum treibenden Stakkato-Metal mausert.
`Anna Moll` bewegt sich im molligen Midtempo und besticht durch energetische, mehrstimmige, variable Vocals und ungewöhnliche Rhythmik und Harmonien. Der letzte “richtige” Song, das epische `The Release` bietet nochmals die Vollbedienung mit packenden Vocals, sanften Klavierklängen, jazzigen Anmutungen, dezenten, hymnischen E-Gitarren und mitreißender Percussion.
Fazit: sicherlich in weiten Teilen kein Metal und nicht Jedermanns Sache, aber ein sehr guter Silberling mit starkem, eidgenössischem ProgRock für Erwachsene samt einer fantastischen Sängerin!
Michael Gaspar vergibt 7 von 10 Punkten