DEAD TALKS – VENERATION OF THE DEAD

DEAD TALKS

Titel: VENERATION OF THE DEAD

Label: Apostasy Records

Spieldauer: 39:54 Minuten

Vorgeschichte:
Tattarisuo Finnland in den 1930er Jahren: Ein Mann stahl Leichen vom Friedhof, um sie zunächst zu zerstückeln und dann im Schlamm zu begraben, weil er erwartete, dass dadurch ein satanischer Schatz von den Toten auferstehen würde.
Zeitsprung nach Heute:
Basierend auf dem Fall Tattarisuo erhebt sich ein musikalisches Monster aus der Asche des Leichenschänderkults, um scheinbar zu beweisen, dass der Tod nicht das Ende bedeutet. Ende des Zitates aus dem Promotext von Apostasy Records. DEAD TALKS aus Lohja (Finnland) veröffentlichten schon letztes Jahr ihr Debütalbum “Veneration Of The Dead”, dass eigentlich an keinem Death Metal Liebhaber hätte vorbeigehen sollen, denn mit Tomi Joutsen an der Gitarre ist hier kein geringerer als der AMORPHIS Sänger mit von der Partie. Das Line-up besteht zudem aus Sänger Antti Åström, den Gitarristen Timo Vainlo und Jukka Veiksola sowie ihrem Mann am Bass Joni Laakso und Schlagzeuger Henkka Åkerlund. “Veneration Of The Dead” gibt es als CD, als Marbled Vinyl, als Tape-Version und in einer tollen, limitierten Wooden Box, wie man sie von weiteren Veröffentlichungen aus dem Hause Apostasy kennt. Natürlich wurde “Veneration Of The Dead” auch digital veröffentlicht.

´Son Of The Nameless One´ startet mit fetten Gitarren und tiefem Grollen aus der Kehle von Sänger Antti Åström, das mich durch die komplette Spielzeit absolut beeindruckt und in ihren Bann zieht. ´The Human Plague´ hält die intensive Schwere des Openers hoch und kommt sogar ein bisschen düsterer rüber. ´508´ eröffnet mit coolen Soundeffekten und walzt einfach alles platt, was sich gerade in den Raum stellt. Ich empfinde die Growls als noch böser, die Drums als noch intensiver und die Gitarren entfachen eine solche Wucht, alles ohne Highspeed, sondern in Mid-Tempo gehalten, brutal gut halt. In ´The End of the Tunnel´ gehen die Finnen ein bisschen mehr aufs Gaspedal, das aber nur partiell. Die ruhigen Passagen des Songs hören sich ein bisschen nach AMORPHIS an und wären der perfekte Soundtrack, um einer stürmischen Nordsee beim Wüten zuzusehen. Auch der fünfte Song des Albums – ´Pedophile God´ – ist eine Urgewalt und gefällt auch sicherlich Cannibal Corpse Fans. Der Banger ´Death’s Charioteer´ grooved fett und begeistert mit seiner Geschwindigkeit, seiner Intensität und seiner “headbangbarkeit” enorm. Besonders cool ist die Abwechslung in der stimmlichen Performance, da es hier auch fauchende/raue Töne zu hören gibt. In ´Skinless´ wirken die Vocals teils flehend/verzweifelt und tragen auch hier zu einer bedrückenden Atmosphäre bei. Das Finale kommt viel zu früh für mein Befinden, ich könnte den Finnen noch viel länger zuhören. Wenn die ersten Klänge von ´Trigger/Religion´ ertönen, sind es noch sechseinhalb Minuten Restspielzeit auf “Veneration Of The Dead”, dass mit vierzig Minuten natürlich die optimale Spieldauer hat und trotzdem fühle ich mich irgendwie “leer” als der letzte Ton der griffigen letzten Nummer gespielt ist, deswegen höre ich diese Dampfwalze von einem Death Metal Debüt gleich nochmal.

Ich bin noch immer ein bisschen fassungslos. Wie konnte mir dieses großartige Album im letzten August (2023) durch die Lappen gehen? “Veneration Of The Dead” ist ein so bockstarkes Album, das dem Debüt von ASINHELL in nichts nachsteht, eventuell sogar das Quäntchen besser und beeindruckender ist als “Impii Hora”. Sicher ist aber, dass DEAD TALKS ein Muss-Album für jeden Genrefan ist. Wer die raue und zugleich schöne Natur Finnlands kennt, weiß welche Gefühle das finnische Sextett mit seiner Musik im Hörer auslösen kann. Für jene, denen die Vorstellungskraft etwas fehlt: DEAD TALKS vereinen Melancholie mit rauen nordischen Stürmen und schaffen so einen melodischen, aber auch klassisch angehauchten Death Metal paart, der komplett unter die Haut geht. Ich durfte “Veneration Of The Dead” zunächst als digitales Album hören, danach als Vinyl und ich muss euch allen nicht sagen, wo sich dieses brachiale Werk geiler anhört – die Schallplatte ist dem digitalen Format haushoch überlegen, kommt im Gatefold ins Haus und ist auf 500 Exemplare limitiert. Noch dazu passt die farbliche Gestaltung des Vinyls zum kompletten Design des Debüts der finnischen Death Metal Werkstatt.

Tobi Stahl vergibt 9 von 10 Punkten