DEAD KOSMONAUT – GRAVITAS

DEAD KOSMONAUT

Titel: GRAVITAS

Label: HIGH ROLLER / SOULFOOD

Spieldauer: 47:05 Minuten

Aus dem Nichts erschienen Dead Kosmonaut vor zwei Jahren mit ihrem formidablen Debut „Expect Nothing“ auf der Bildfläche und veröffentlichen mit „Gravitas“ nun schon ihren zweiten Longplayer; angesichts der zwischendurch veröffentlichten „Rekviem“-EP ein beachtlicher Output für eine Amateurband. Dem Albumtitel gemäß entfalten sich über die gesamte Albumlänge düstere Molltöne, die eine doomige Grundstimmung verbreiten, ohne wirklich im Doom-Metal zu fußen (ok, mehr Sabbath als zum Einstieg in „Iscariot´s Dream“ geht kaum). „Gravitas“ ist ein sperriges Album, es will nicht gefallen, es kratzt, beißt, und wuchert schlussendlich mit zwei Elfminütern. Haben Dead Kosmonaut also zuviel vom Kuchen abgebissen? Nach einigen Durchläufen ist klar: nicht wirklich, was daran liegt, dass hier erfahrene Musiker ihre Einflüsse atmen und sich entfalten lassen. Und so klingt „Gravitas“ wie eine wohltuend ausgegorene Mischung aus Black Sabbath, Uriah Heep, Candlemass, UFO und diversen NWOBHM-Einflüssen. Kein einzelner Song ragt heraus, vielmehr wurde viel Wert auf´s Detail gelegt, sodass jeder Song seinen ganz eigenen Reiz entfaltet. Exemplarisch sei hier das hintergründige und extrem vielschichtige „Vanitatis Profeta“ genannt, welches ein treibendes Riff, einen wohltemperierten, ausladenden Refrain und geschickte Breaks zu bieten hat. Formidabel dank ganzheitlichem Songwriting (dito: „The Spirit Divide“), aber eben nicht eingängig. Zudem muss man Sänger Per einen großen Sprung nach vorne bescheinigen, und gerade auch die Soli sind edles Geschmeide. Mit den ausladenden „Hell / Heaven“ und „Dead Kosmonaut pt. 2“ wird man dann endgültig zum mutigen Experiment für ewig gestrige Melancholiker wie mich – hier werden Stimmungen geduldig entfaltet, dynamische Spitzen gesetzt, Noten geradezu zelebriert. Mit diesem Album mutieren die Schweden schon jetzt zu einer ernst zunehmenden Alternative zu den in einer ähnlichen Liga spielenden Avatarium.

Patrick Müller vergibt 8,5 von 10 Punkten