DEA VELATA
Titel: DEA VELATA
Label: Independent
Spieldauer: 48:55 Minuten
VÖ: 16. Oktober 2024
DEA VELATA sind das Baby des Gitarristen Gabby Abularach (Cro-Mags, Voodoocult). Wer jetzt mit Krach rechnet, liegt schon mal schwer daneben. Dafür darf aber mit etwas Besonderem gerechnet werden. Schließlich hat Gabby auch mit Santama, Korn oder der John Spencer Blues Explosion musiziert.
DEA VELATA entstand aus Gabbys Verbindung zur Kultur der antiken Welt. Jährliche Besuche in den Tempeln und heiligen Stätten Griechenlands und Italiens sowie die Sehnsucht nach dramatischem Storytelling voller Blut, Schweiß und Tränen, die im Sand der Zeit getrocknet sind – all das kam für den ehemaligen NYHC-Gitarristen mit der Eingebung zusammen, seine handgefertigte Flamenco-Gitarre wie eine antike griechische Lyra zu stimmen. Bald schon schrieb er die ersten Melodien, die Songs dieser Band werden sollten. 2017 begegnete er dem in New York lebenden italienischen Poeten und Künstler Stefano Losi. Dieser schreibt seine Werke in klassischem Latein. Sie begannen gemeinsam zu komponieren, die Grundlagen dieses Albums.
Während ich das umfangreiche Infomaterial zur Band lese, liegt natürlich auch die Musik auf den Ohren. ´Phebeus Furor´ beginnt mit wunderbar stimmungsvollen akustischen Gitarrenklängen. Mit den Klängen der Musik der Antike bin ich gar nicht bewandert. Ich hätte diese Motivik eher irgendwo in der Renaissance verortet. Passt insofern, diese Zeit gilt ja als Aera der Wiedergeburt der Antike. Dann setzt die Stimme ein, ein kraftvoller Sopran.
Diese angelische Stimme (diese Formulierung aus der Info muss ich einfach nutzen, zu passend das Wortspiel) gehört der Britin Angela Hicks. Trotz ihrer jungen Jahre hat sie ihr Debüt auf der Opernbühne an der Scala zu Mailand gegeben, durfte schon im Schloß von Versailles singen oder der Berliner Staatsoper. Zusätzlich hat sie Erfahrung als Schauspielerin, war 2018 neben Rachel Weisz im Historienschinken „The Favourite“ zu sehen. Das macht sich vielleicht einmal bei einem Viedeodreh bezahlt. Denn für kleine filmische Kunstwerke ist die Musik von DEA VELATA sicher prädestiniert.
SO bewegen sich DEA VELATA also irgendwo zwischen ruhigen akustischen Momenten, die tatsächlich sehr prägend sind für den Gesamtklang der Band, und einem nicht zu dick aufgetragenen Symphonic Metal. Allein die akustische Gitarre klingt schon wunderschön. Angelas Sopran geht recht angenehm ins Ohr, hat viel Tiefe und Kraft. Und die lateinischen Texte bringen sowieso ein gewissen Alleinstellungsmerkmal. Latein hört man sonst höchstens noch zu Gebetszeiten in alten Klöstern, ist da eher ein Fall von Lokalkolorit. Hier wird dieser Sprache schier neues Leben eingehaucht.
Obwohl die meisten Stück recht ähnlich aufgebaut sind, gibt es immer wieder kleine Überraschungen, die den Hörer interessiert halten. Sei es die Flöte in ´Imber Aridus´, oder die andalusisch angehauchten Klänge in ´Kore´. Selbst ein Stück wie ´Hiatus´, das nur auf Gitarre und Gesang beruht, wirkt in keinster Weise langatmig oder ermüdend.
Wie gesagt, wer hier in irgendeiner Form etwas erwartet, das auch nur ein wenig an NYHC erinnert, der wartet lange. Dafür gibt es eine überraschend starke Mixtur aus Romantik und Filmblut.
Mario Wolski vergibt 8 von 10 Punkten