
CYTOTOXIN
Titel: BIOGRAPHYTE
Label: Blood Blast Distribution
Spieldauer: 47:45 Minuten
VÖ: 11. April 2025
Es gibt Generationen, die niemals die Nacht des 26. April 1986 vergessen werden, denn hier veränderte eine Explosion im Kernkraftwerk in Tschernobyl die Welt. Inspiriert von diesem Unglück gründete sich CYTOTOXIN, eine deutsche Death-Metal-Band, im Jahr 2010. Ihren thematischen Schwerpunkt legen CYTOTOXIN auf die Katastrophe in Russland und nennen ihren Stil auch Chernobyl Death Metal. Bereits mit ihrem Debütalbum “Plutonium Heaven” (2011) (noch als Eigenpressung) machten sie auf sich aufmerksam. Ihr Zweitwerk “Radiophobia” (2012) führte zu einem Labelvertrag beim US-Label Unique Leader Records. “Gammageddon” (2017) und “Nuklearth” (2020) wurden ebenfalls beim US Label veröffentlicht, danach hörte man nichts von der Kapelle, bis sie ihre ‘Hope Terminator’ veröffentlichten und ihr neues Album “Biographyte” für den 11. April 2025 ankündigten! “Biographyte” wurde in den Kohlekeller Studios aufgenommen, erscheint über Blood Blast Distribution, wurde gemischt und gemastert von Mendel Audio und das schicke Artwork stammt von German Latorres.
Nervenzerfetzende Gitarren, Bass-Attacken und tiefe Growls servieren CYTOTOXIN im Opener ‘Hope Terminator’, in dem es um “die dramatische Geschichte der Evakuierung von Pripyat geht: Nach der Reaktorexplosion waren die Bewohner der Stadt 36 Stunden lang anormaler radioaktiver Strahlung ausgesetzt, bis die Behörden beschlossen, die Stadt innerhalb von vier Stunden zu evakuieren. Seitdem ist Pripyat verlassen”, so die Bandinfo zum Song, zu dem es auch ein Video gibt. ‘Condemnesia’ ist nicht minder temporeich und brettert mindestens genauso hart in die Gehörgänge. Lyrisch “beleuchtet man die Opfer des Tschernobyl-Unfalls, die an akuter Strahlenkrankheit litten, und beschreibt die verzweifelte und hoffnungslose Situation der Betroffenen und Ärzte in den sowjetischen Krankenhäusern.”, alles sehr düster und bedrückend, leider auch sehr real und eine Wiederholung an anderer Stelle ist leider nicht unmöglich. ‘Behind Armored Doors’ kredenzt Schlagzeugdauerfeuer, leichte Pigsqueals und nackenbrechende Headbang-Passagen. Im Titeltrack ‘Biographyte’ geht es um die “Situation von den Feuerwehrleuten, die in der Nacht der Explosion Graphitsteine sammeln und dabei irreversible Schäden an Haut und Körper erleiden – oft mit Todesfolge. Diese Szene ist auch im Albumcover dargestellt, das einen Liquidator zeigt, der das Gewicht des Reaktors auf seinem Rücken trägt.”, so die Info zum Song, der groovy aus den Boxen ballert.
‘Deadzone Desert’, so könnte auch der Titel des Artworks lauten. CYTOTOXIN haben hier bedrückende Soundeffekte eingebaut, akustische Gitarren und Kettenrasseln verstärken Eindruck, dass man sich in einer Todeszone befindet. Nach dieser instrumentalen Nummer geht es weiter mit brachialem Geballer in ‘The Everslave’ und ‘Eventless Horizon’, bei denen die Growls genauso dunkel und brutal aufs Trommel klatschen wie während der kompletten Spielzeit von “Biographyte”. In ‘Bulloverdozed’ setzen CYTOTOXIN auf Altbewährtes, der zwischenzeitlich gesprochene Text bringt Abwechslung und eine tiefere Atmosphäre in den Song. Wer sich seine Nackenmuskulatur bis jetzt noch nicht gezerrt hat, läuft Gefahr, dass es während ‘Transition Of The Staring Dead’ passiert. ‘Revelation’ trägt erneut zum nuklearen Setting des Albums bei und läuft ganze 99 Sekunden. Leute, die mit dem vorgelesenen Text nichts anfangen können, sollten sich die Offenbarung, Kapitel 8, Vers 7 – Kapitel 11, Vers 19 ansehen und verstehen. ‘From Bitter Rivers’ ist das Finale und baut auf die vorherigen 99 Sekunden auf.
Puh, das lyrische Konzept von “Biographyte” ist durchdacht und es ist interessant den Songs zu lauschen, anbei das Liedblatt zu haben und die Geschichte von Tschernobyl einzutauchen. Wer jetzt noch den Death Metal mag, den CYTOTOXIN zocken und sich mit Vorliebe Blastbeats, dreckig, dunkle und brachiale Growls reinzieht, Gitarrensalven genießt und den Druck aus den Boxen unter den Füßen liebt, der kommt an diesem neuen Kraftwerk aus Chemnitz nicht dabei – wäre der Geigerzähler ein “Headbang – O – Meter”, er würde wohl platzen – also ab zum Händler eurer Wahl!
Tobi Stahl vergibt 8,5 von 10 Punkten