CUESTACK – DIAGNOSIS: HUMAN

CUESTACK

Titel: DIAGNOSIS: HUMAN

Label: CUESTACK PRODUCTIONS/REBEAT MUSIC

Spieldauer: 38:13 Minuten

Aus Österreich stammt dieses hochinteressante Zwei-Mann-Projekt, das ohne Schlagzeuger mit einem Haufen ungewöhnlicher, elektronischer Sounds experimentiert. Aus Riffs und Soli, bei denen man am Ende kaum bestimmen kann, ob es sich um Gitarren oder Synthies handelt, und jeder Menge einzigartiger Do-It-Yourself-Samples entsteht ein moderner, kreativer, jedoch nicht allzu sperriger Industrial-Sound.

Dabei ist CUESTACK, bestehend aus Sänger und Multi-Instrumentalist Martin Kames und Gitarrist Bernth Brodträger, die visuelle Seite aus Artwork, aufwändigen Videos und imposanten Live-Shows mindestens genauso wichtig wie die inhaltsreichen Texte und die musikalische Ausrichtung. In den Lyrics der beiden Wiener geht es um zukunftsweisende Technologien und die damit einhergehenden Probleme, Risiken und ethischen Fragen von zum Beispiel Transhumanismus, bizarrem Roboter-Sex und Cybermobbing.

Auf ihrem Debüt-Album “Diagnosis: Human“ kann man mit diversen Effekten versehene Vocals zwischen kaltem, roboterhaftem Gesang und gefühlvollen Chören sowie mit verschiedensten Hilfsmitteln wie Explosionen, Pfeil und Bogen oder Hammer und Schubkarre selbst erzeugte Samples hören.

Das Ergebnis bewegt sich dann irgendwo zwischen Ministry-Riffing und verzerrten Shouts und Raps, aber auch Klargesang, der nach Filter, Marylin Manson oder Korn klingt (‚Gynoid‘). ‚Nothing Without Me‘ beginnt mit leisen Ambient-artigen Sounds, um dann in einen hymnischen Industrial-Pop-Refrain überzugehen. Oder es wird gar mit Dubstep- und Breakbeat-Anleihen (‚Overpolulate‘) experimentiert.

Die ruhigeren Passagen, vor allem die eingängigen Chorusse von beispielsweise ‚Monster‘ oder ‚Energize‘ könnte man durchaus auch als eine elektronische Linkin-Park-Variante bezeichnen. Der Vergleich, der mir bei Songs wie ‚Stronger‘ und ‚Horizon‘ jedoch am häufigsten in den Sinn kommt, ist die Eingängigkeit und Dunkelheit von Pain, allerdings ohne ganz deren Klasse zu erreichen.

Musikalisch hatte ich insgesamt trotz aller Kreativität und Experimentierfreude – vielleicht aufgrund des großen thematischen sowie audiovisuellen Überbaus – noch mehr erwartet. Sicherlich eine gute Scheibe mit einem hochspannenden Stil und vielen einwandfreien Tracks und doch sind es oft die gleichen treibenden Beats und ähnliche verzerrte Vocals, die eine höhere Wertung verhindern. Noch bessere, ausgereiftere und abwechslungsreichere Kompositionen könnten die zweifellos vorhandene Liebe zum Detail und den enorm hohen Produktionsaufwand noch besser hör- und fühlbar machen.

Michael Gaspar vergibt 7 von 10 Punkten