CORROSIVE
Titel: WRATH OF THE WITCH
Label: MDD RECORDS
Spieldauer: 68:49 Minuten
VÖ: 13. Oktober 2023
Nicht kleckern, sondern klotzen heißt es bei den fleißigen Marburger Death-Metallern CORROSIVE, die mit ihrem sechsten Longplayer „Wrath Of The Witch“ ein amtliches wie ambitioniertes Konzeptalbum mit fast 70 Minuten Spielzeit und einer illustren Liste von Gastmusiker/innen abliefern.
Bevor ich jetzt eingefleischte Death-Metal-Fans verschrecke: Nein, es gibt keine überflüssigen Intros, (pseudo-)atmosphärischen Zwischenspiele oder ähnlichen Schnickschnack. „Wrath Of The Witch“ bietet einfach zwölf fette facettenreiche Tracks, die rein storytechnisch auf den Song „Notzucht der Hexe“ vom 2019er-Album „Nourished An Blood“ aufbauen.
Und ganz ehrlich: Auch Gastauftritte von Sabina Classen (Holy Moses), Gerre (Tankard), Dirk Weiss (Warpath, Sacrifire) oder Andre Jäger (Hyems) sind auf diesem Album rein musikalisch nur tolle und prominente i-Tüpfelchen. Den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt in dieser Hinsicht die bei gleich vier Track hinreissend keifende Eva Schmidt von den Deathern Nihil.
Denn ob mit oder ohne Gastmusiker – CORROSIVE knallen uns auf „Wrath Of The Witch“ ziemlich geile, meist fünf- bis siebenminütige Songs um die Ohren und bieten dabei einen irgendwie schon wieder einzigartigen Mix aus Immolation, Dissection, Necrophobic, Disbelief, Cannibal Corpse, Schweden-Death wie Entombed oder Desultory bis hin zu alten Paradise Lost oder Amon Amarth und sogar einigen Postrock-Vibes.
Soundtechnisch ist der Death Metal der Marburger teilweise etwas Black- und Viking-Metal-lastiger geworden, was man vor allem bei Dampfwalzen wie ‚Fairy Tale Of A Devilish Wish‘, ‚Milk Honey Sweet Wine and Blood‘ oder ‚The White Witch, Savior Of Damned Souls‘ unschwer raushören kann. Diese stilistische Entwicklung steht der Band imho erstaunlich gut zu Gesicht und sorgt für mehr Abwechslung und Epik.
Meine persönlichen Highlights und Anspieltipps kommen mit der garstigen ‚Hexenhure‘, dem walzenden ‚Shiver Of Pleasure‘ und dem grandiosen Titeltrack ‚Wrath Of The Witch‘ sogar erst gegen Ende der Scheibe. Dass auch alle anderen Songs qualitativ nicht großartig abfallen, spricht definitiv für die Stärke des Albums.
Fazit: Spätestens mit dem unbedingt empfehlenswerten 2022er-Kracher „Death As A Process“ konnten sich CORROSIVE schon ein gutes Stück vom üblichen Death-Metal-Mittelmaß abheben – mit „Wrath Of The Witch“ setzen sie aber definitiv einen drauf.
Joe Nollek vergibt 8 von 10 Punkten