
CHOLO VISCERAL
Titel: QUIMERA HUAYOCTRÓPICA
Label: Necio Records
Spieldauer: 40:04 Minuten
VÖ: 07. März 2025
Die Chimäre, oder eben in spanisch QUIMERA, ist im Ursprung ein Mischwesen der griechischen Mythologie. Dieser Begriff wurde später verallgemeinert und auf andere Mischwesen ausgedehnt. Wenn also jetzt irgendwelche verrückten Wissenschaftler ein Huhn mit einem Löwenkopf züchten würden, hätten sie genau das erschaffen. Eine Chimäre. Dieses Wort steht aber auch für eine nicht wirkliche, imaginäre Erscheinung, wie etwa eine Fata Morgana.
Die peruanische Band CHOLO VISCERAL sind mir keine Unbekannten. Mit deren Drummer Arturo Quispe Velarde hatte ich tatsächlich schon einige Male postalischen Kontakt. Schließlich ist er ja auch der Kopf des Labels Necio Records. Erst kürzlich erschien dort das Album von Fabriccio de la Mora. Und es sollte nicht lange dauern, bis aus Peru Nachschub kommt. Dieses Mal eben mit Arturos eigener Band.
Die sechs Instrumentalstücke spielte das Quartett zwischen 2022 und 2023 ein. Trotz des weit bemessenen Zeitrahmens klingt das Album sehr rund und schlüssig.
2018 erschien der Vorgänger. „Live At Woodstaco“ überzeugte mich damals mit einem recht eigenwilligen Jazz Rock. Diesen bekommt man sieben Jahre später immer noch. Allerdings sind die Stücke kürzer geworden, kommen schneller und besser auf den Punkt. Allerdings vielleicht tatsächlich auch darum, weil eben nicht vor Publikum gespielt wurde und darum weniger improvisiert wurde.
Der Opener ´Dago De 7 Filos´ kommt ziemlich heavy aus den Boxen. Das Fundament ist ein schwerer Groove, der eine wuchtige Grundlage bildet für Streusel aus Blues und Prog. ´Algo Anda Mal´ gibt danach ein wenig mehr Gas. Die Flöte fehlt, die auf den bisherigen Releases ein wichtiger Baustein war. Doch am Ende wird sie doch nicht vermisst. So konnte viel mehr Gewicht auf Gitarre und Tasten gelegt werden. Das kommt dem krautigen ´Pucusana 420´ mehr als zugute. ´Eros II´ ist in seiner Sinnlichkeit wirklich erotisch und kaum zu schlagen.
´Genesis´ klingt tatsächlich biblisch. Wenn es dort im Buch Genesis heißt „Im Anfang war die Erde wüst und leer“ so klingt dieses Stück zu Beginn schlicht und wenig lebhaft. Doch wie es mit der Schöpfungsgeschichte weitergeht, so entwickelt sich diese Nummer. Immer mehr kleine Details kommen ans Licht, immer mehr passiert. Ein kleines Meisterwerk psychedelischer Musizierkunst. Und genau so furios klingt zum Ende dann ´Furiosa´. Schon beim Titel sehe ich Bilder aus Mad Max Filmen vor mir. Und CHOLO VISCERAL schaffen es, diese Bilder musikalisch zu untermalen.
Leider gibt es diese 40 Minuten Musik aktuell nur digital. Ich hoffe, dass Arturo und Necio Records es schaffen, hier auch eine angemessene Version auf Vinyl zu bringen. Ich habe „Quimera Huayoctrópica“ jetzt schon auf dem Einkaufszettel.
Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten