CHAOSBAY
Titel: ASYLUM
Label: TIMEZONE / RECORDJET
Spieldauer: 41:23 Minuten
Schaut man sich an, wie sich die Europäische Union gerade an den Flüchtlingen in Griechenland vergeht, gewinnt das textliche Konzept dieses Albums noch mehr an Aktualität, thematisiert es doch Heimatflucht aus Verzweiflung und die folgende noch größere Hoffnungslosigkeit angesichts der menschlichen Kälte, der man sich ausgeliefert sieht. Die ihre Musiker im Südwesten und der Hauptstadt rekrutierende Band ist seit dem Debut „Vasilisa“, seit dem allerdings auch schon fünf Jahre ins Land gezogen sind, deutlich zusammengewachsen und hat sich auf der Suche nach einem eigenständigeren Stil insbesondere jenseits des Atlantik umgehört.
„Asylum“ weist eine deutlich nordamerikanische Schlagseite auf, bietet massive Djent-Riffs („Mediterranean“) verbunden mit der nördlich von Mexiko häufig zelebrierten Alternative-Hookschule („Enjoy The Rise“) sowie auflockernden Prog-Versatzstücken. Insbesondere der hymnische Aspekt scheint Jan Listing am Herzen zu liegen, und so führt er die Songs bei aller Härte immer wieder auf orgiastische Ear Candy-Eruptionen zurück („D.O.A.“). Zwischen all die Riffgewitter zaubert man auch eine, wenn auch extrem bittersüße, ruhige Note mit dem anklagenden „Soldiers“.
Die technische Umsetzung zeugt dabei von hoher Kompetenz und Musikalität, und auch die Produktion kann im internationalen Vergleich mithalten. Auch wenn ich hier Namedropping betreiben könnte, so muss man CHAOSBAY doch eine sehr reife Leistung bescheinigen und ihnen auch gerade für ihr textliches Engagement Respekt zollen. Komplexes Zeug wie „Criminals & Sons“ oder „Amen“ muss man erstmal so tight einspielen und auch die emotionalen Hooks überzeugen durchweg. Klasse Album!
Patrick Müller vergibt 8 von 10 Punkten