CARCASS – TORN ARTERIES

CARCASS

Titel: TORN ARTERIES

Label: NUCLEAR BLAST RECORDS

Spieldauer: 48:59 Minuten

CARCASS sind in gewissem Sinne neben einigen anderen Grind/Death und Black Metal Truppen Helden meiner Jugend. Nach den Grindfrühwerken „Reek of Putrefaction“ und „Symphonies of Sickness“ war es insbesondere das dritte Album „Necrotiocism – Descanting the Insalubrious“, das zeigte zu welchen Harmonien und über welche technisch und songwriterischen Fähigkeiten die Band verfügte. „Heartwork“ schlug in eine ähnliche Kerbe, war aber wiederum anders. „Swansong“, der Abgesang vor einer langen Pause war durchaus ein streitbares Album. Es folgte die Pause bis zur 2013er Scheibe „Surgical Steel“. Auch wenn die Scheibe kein schlechtes Album war, war es vermutlich nicht das Comeback Statement, das viele erwartet hatten. Umso gespannter darf man auf die neue Scheibe „Torn Arteries“ blicken. Einen Vorgeschmack gab es bereits im letzten Herbst mit der „Despicable“ EP. 

„Torn Arteries“ startet  mit dem Titelsong in das Album. Die Trademarks der Band sprich Jeff Walkers aggressives Gekeife und Bill Steers Riffing nebst seinen melodischen Soli sind weiterhin vorhanden und sofort auszumachen. Aber der Track offenbart schon eines der größten Mankos der Scheibe, das sich schon bei der EP aus dem letzten Jahr andeutete: CARCASS verlieren sich in vielen Ideen und Wendungen in ihren Songs, ohne diese Parts richtig auszuspielen. Vieles kommt überambitioniert daher, bricht den Track und man verliert sich im Wirrwarr von Meldodiebögen, Soli und Riffs. Es entsteht kaum ein rundes Bild. Somit versinken die Songs, die natürlich von absolut tollen Musikern eingespielt wurden, im teils unstrukturierten Mittelmaß. Vieles wirkt belanglos und Bill Steers Fähigkeiten an der Klampfe sind aller Ehren wert, werden so jedoch zum bloßen Stilmittel degradiert.

Es bleiben natürlich Songs wie ‚Eleanor Rigor Mortis‘, der ein Fräse vorm Herrn ist oder ‚The Devil rides out‘. Gerade letzterer besticht durch eine orientalisch angehauchte Leadgitarre und kommt recht ordentlich auf den Punkt mit hervorragenden Soli-Passagen. Und Vollgas wie bei ‚Kelly’s Meat Imperium‘ geht ab und an aus der Feder von Steer/Walker auch noch.

CARCASS haben ein eher durchschnittliches Album mit „Torn Arteries“ im Gepäck. Sie bleiben hinter ihren Möglichkeiten und verzetteln sich zu oft. So richtig zünden will die Scheibe nicht, wenngleich einige Parts durchaus in sich gelungen sind. Einen halben Punkt gibts extra für das großartige Coverartwork.

Ingo Holzhäuser vergibt 6,5 von 10 Punkten