CAPSTAN – SEPARATE

CAPSTAN

Titel: SEPARATE

Label: FEARLESS RECORDS/SPINEFARM RECORDS

Spieldauer: 37:27 Minuten

CAPSTAN ist die englische Bezeichnung für die Spillwinde oder auch Tonwelle, die gemeinsam mit einer Andruckrolle das Band in einem Kassettenrekorder oder Tonbandgerät antreibt. So lautet zwar auch der Terminus für eine Vorrichtung beim Segelsport, aber diese Bedeutung dürfte für den Namen der hier im Fokus stehenden, 2012 gegründeten, Metalband aus Orlando, Florida, eher nicht Pate gestanden haben.

Frontmann Anthony DeMario, die Gitarristen Harrison Bormann und Joseph Mabry, Bassist und Backgroundsänger Andrew Bozymowski sowie Drummer Scott Fisher spielen irgendetwas zwischen Metalcore, Melodic/Post-HC und Pop-Punk. Sie selbst bezeichnen ihren Stil als Progressive Post-HC oder Progressive Pop-Punk, was zunächst etwas merkwürdig erscheinen mag, den Sound aber doch recht gut beschreibt. Zur besseren Einordnung und als geeignete Referenzen seien A Day To Remember, Protest The Hero, Silverstein und ganz viel (ältere) Bring Me The Horizon genannt.

Der Opener ‚Pretext‘ geht schon mal gut ab und überzeugt mit einem hitverdächtigen, fast poppigen Refrain. Es folgt ‚Shades Of Us‘, das seinen ernsten Text mit fast fröhlichem rap-artigen, mehrstimmigen Strophen und einem energetischen Chorus transportiert, bevor ‚Take My Breath Away Noose‘ dann kräftig in die Pop Punk-Richtung mit starken Melodien geht.

Bei ‚Alone‘ lugen dann Hardcore und Djent um die Ecke, während variable Vocals zwischen aggressiven Parts und eingängigem Chorus mit Unterstützung von Shane Told (Silverstein) für enorme Dynamik sorgen.

Die folgenden Tracks sind dann eher musikalisch umgesetzte Not, Trauer und Hilflosigkeit. Wütende bis verzweifelte Screams treffen auf harte Riffs und wilde Rhythmik. Völlig aus dem Rahmen fällt da als einzige Ausnahme das poppige, aber trotzdem packende Duett ‚Sway‘ (featuring Charlene Joan).

Im Großen und Ganzen eine gute Scheibe, die in eindringlichen Lyrics eine toxische Beziehung inklusive Trennung und Scheidung sowie die Auswirkungen der Covid-Pandemie verarbeitet. Diese werden in mal fast poppige, mal äußerst aggressive, aber überwiegend gelungene, abwechslungsreiche zehn Tracks gepackt von einer Band, der definitiv mehr Leute mal eine Chance geben und ein Ohr schenken sollten.

Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten