CALL OF CHARON – TALES OF TRAGEDY

CALL OF CHARON

Titel: TALES OF TRAGEDY

Label: Massacre Records

Spieldauer: 32:28 Minuten

VÖ: 15. August 2025

CALL OF CHARON wurden 2006 in Duisburg gegründet und stehen seitdem für kompromisslosen Deathcore mit Death Metal-Vibes. Von Anfang an setzt die Band auf eine Mischung aus düsteren Breakdowns, aggressiven Shouts und tiefgründigen Texten über soziale Abgründe, Verlust, Wut und innere Kämpfe. Frontmann Patrick Kluge bildet das Herzstück der Band, flankiert von Arthur Solich und Tobias Finkl an den Gitarren, Alex Voß am Bass und Christoph Knobloch am Schlagzeug. Schon mit der ersten EP “Shot.Dead.Drowning” legten sie 2007 den Grundstein für ihren fetten Sound, der hart, ehrlich und direkt geballert wird. Es folgten Splits, Festivalshows und 2017 das Debütalbum “Long Forgotten Memories”, das erste Szenekenner aufmerksam machte. 2019 dann das große Ausrufezeichen: “Plaguebearer” – ein wuchtiges Brett mit Gastauftritten von CJ McMahon (THY ART IS MURDER), Frankie Palmeri (EMMURE) und Henri Sattler (GOD DETHRONED): Diese Features machen klar: “Plaguebearer” war nicht nur musikalisch ein Volltreffer, sondern auch der Schlüssel zur internationalen Szene. Live Erfahrung haben die Jungs reichlich gesammelt. Sie zockten über 200 Shows, darunter Wacken, Dong Open Air, tourten mit Szenegrößen und gaben dabei immer Vollgas auf der Bühne. 2022 legten sie ihre EP “The Sound of Silence” nach, jetzt folgt mit “Tales of Tragedy” das nächste Kapitel, welches eine Mischung aus Deathcore, Death/Black-Metal-Einschlag, bitterer Ehrlichkeit und musikalischer Härte sein soll. Lyrisch nehmen CALL OF CHARON kein Blatt vor den Mund und behandeln Themen wie Verlusterfahrungen, emotionale Narben und die Pandemie Nachwirkungen. “Tales of Tragedy” kommt auf knackige 32 Minuten Spielzeit. veröffentlicht wird das Ganze als edles Mediabook, als Vinyl-LP, Digipak-CD und natürlich digital. Produziert wurde das Album von Philipp Kaase in den The Mixing Mine Studios in Recklinghausen, während Stephan Hawkes in Los Angeles den finalen Mix und das Mastering übernommen hat. Das düstere Artwork stammt von Hans Trasid (Dis-Art Design). Unterstützung kommt von drei Gästen in drei verschiedenen Songs, doch dazu nachher mehr.

Mit dem Intro ‘Devil In The Darkness’ wird “Tales Of Tragedy” stimmungsvoll eröffnet. Man hört verschiedene News-Meldungen von diversen Verbrechen. Während des brutalen Hassfetzens ‘We Are One (An Ode To Murder)’ erfährt dann auch der Letzte, was hinter dem Titel “Tales Of Tragedy” steckt. Lyrisch geht es im Lied um den amerikanischen Serienkiller Israel Keyes, der drei Morde verübte. Nach seiner Inhaftierung versuchte er, sich selbst das Leben zu nehmen. Nach seinem Ableben fand man ein Manifest namens “Ode an den Mord” – daher auch der Subtitel des Liedes, das auf den sadistischen Taten des 1978 geborenen Amerikaner fußt. Stimmlich bekommt Grunzer Patrick Kluge Unterstützung von Hagen Petschat (RUINS OF PERCEPTION), musikalisch macht der Vollabriss in Kombination mit dem Thema richtig was her – man fühlt den Wahnsinn fast! Beängstigend ist die Vorstellung zu ertrinken, in ‘Ocean Grave’ wird dieser Prozess erstaunlich beklemmend beschrieben, genauso wie in ‚Suffer In Silence’ nur mit etwas anderem Hintergrund was die Lebenssituation angeht. Im brutalen und riffstarken ‘The Demon King’ hören wir mit Damien Moyal (AS FRIENDS RUST, EX MORNING AGAIN, EX SHAI HULUD) den nächsten Gast am Mikro, ‘Already Dead’ fungiert als Interlude, welche ich euch nicht spoilern möchte. ‘Insomnia / Paranoia’ feuert aus allen Rohren, hat eine “verstörende” Düsternis in seiner DNA und handelt von der Entstehung einer Paranoia, während man an Insomnie leidet. Harte Gitarrenwände, tollwütige Blastbeats und ein Breakdown aus Luzifers innerem Feuer bietet der Song ‘Words Of Separation’, ‘They Come At Night’, mit Dane Evans (TO THE GRAVE) ist während ‘They Come at Night’, einem von Horrorstreifen inspirierten Song, an Bord des COC-Abrisskommandos, das ihr neues Studiowerk inhaltlich überraschend emotional und traurig mit dem Song ‘One More Day’ enden lässt, die musikalische Gangart ist herausragend – ich ziehe meinen Hut, vor allem vor der stimmlichen Performance.

CALL OF CHARON und “Tales of Tragedy” gehören zum hochwertigsten und authentischsten, was die deutsche Deathcore-Szene zu bieten hat. Massacre Records haben einfach ein Gespür für Kapellen, die nicht alltäglich sind und die Metaller weghauen mit ihrem Sound. Sie liefern ihre Monster-Hymnen roh, kantig und echt. Wer auf ehrlichen Druck aus dem Deathcore-Underground steht, düstere Texte mit Tiefgang mag und bei Blastbeats, rotzigen Vocals und Gitarrensounds aus der Hölle erst richtig in Topfform kommt, ist hier goldrichtig. Möchte man etwas bemängeln, so ist es die Spielzeit von 32 Minuten – da hätte es gerne noch ein paar Songs mehr sein dürfen. Trotzdem: COC  sind verdammt gut, haben noch Entwicklungspotential und ich hoffe, wir hören bald wieder von der Truppe.

Tobi Stahl vergibt 8,5 von 10 Punkten