BY FIRE & SWORD
Titel: GLORY
Label: NO REMORSE RECORDS
Spieldauer: 48:51 Minuten
VÖ: 22. September 2023
Zur Sicherstellung einer gewissen Objektivität als Rezensent habe ich nun zigmal versucht, mir das Album „Glory“ der US-Metaller BY FIRE & SWORD in irgendeiner Form „schlechtzuhören“. Es klappt nicht: Entweder will der Schädel nicht stillhalten oder die Fäuste schießen ständig reflexartig nach oben. Dieses kleine Meisterwerk in Sachen (melodischer) Epic Metal ist bereits eines meiner Lieblingsalben 2023.
Nach der song- und vor allem soundtechnisch noch etwas rohen, aber durchaus charmanten und vielversprechenden EP „Freedom Will Flood All Things With Light“ haben BY FIRE & SWORD mit ihrem ersten Longplayer einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht und zehn ausnahmslos starke – und mit jeweils vier- bis sechs Minuten erfreulich kompakte – Epic-Metal-Perlen hingezaubert.
Alle Songs auf „Glory“ sind mit dezenten, oft nur latent „spürbaren“ Hammondorgel-mäßigen Keyboard-Teppichen unterlegt, die immer an genau passenden Stellen etwas dominanter zum Vorschein kommen. Und durch die ausgewogene und warme Produktion kommt der helle, melodische, oft leicht melancholische Gesang von „The Reverend“ Tom Newby jetzt um Längen besser zur Geltung als noch auf der EP. Zusammen mit dem grandiosen Songwriting sind genau das die beiden Faktoren, mit denen sich das Album und dessen Sound von einem Großteil anderer Veröffentlichungen im Epic-Metal-Bereich abhebt.
Neben dem tollen Opener ‚Leave A Little Room‘ sind ‚The Feast‘, ‚Tithe (The Money Song)‘, ‚Mind, Body, Soul (Total War)‘ sowie das spannende Instrumental ‚A Moment Of Silent Reflection‘ allesamt mitreissende Midtempo-Songs. Dabei decken BY FIRE & SWORD abwechslungsreich die komplette Palette von „episch stampfend“ bis „majästätisch galoppierend“ ab.
Für noch mehr Abwechslung sorgen auf „Glory“ die drei geilen, geschickt über das Album verteilten Uptempo-Kracher ‚Fear And Trembling‘, ‚Glory, Love and Light!‘ und der Rausschmeisser ‚Dear Reverend (Please Take My Hand)‘. Diverse Instrumentalpassagen lassen hier sogar wohlige Erinnerungen an alte Helloween oder Blind Guardian aufkommen.
Zu allem Überfluss beweisen BY FIRE & SWORD mit ‚Tap The Conduit‘ und der wunderschönen Halbballade ‚The Flood‘, dass sie auch noch fantastische Doom-Songs schreiben können. Gerade hier passt die melodiöse und melancholische Stimme von Tom Newby wie die Faust aufs Auge und sorgt bei mir für einige Gänsehaut-Momente.
Fazit: Mit jedem Durchlauf liebe ich dieses Album mehr. Mit „Glory“ katapultieren sich BY FIRE & SWORD meiner Meinung nach quasi aus dem Stehgreif in die oberste Epic-Metal-Garde und können mit den letzten Alben von Bands wie Gatekeeper, Possessed Steel (würde ich als erste Referenzen nennen) oder auch Eternal Champion oder Megaton Sword absolut mithalten. Songtechnisch kommen in diesem Bereich aktuell eigentlich nur Visigoth klar drüber. Deshalb neun fette Punkte plus einen halben Newcomer-Punkt.
Joe Nollek vergibt 9,5 von 10 Punkten