BONGINATOR
Titel: RETRODEATH
Label: Testimony Records
Spieldauer: 46:13 Minuten
VÖ: 28. Oktober 2025
Aus den USA kommen Bang, Boom, BONGINATOR – die vom Wahnsinn getriebene Death-Metal-Truppe um Erik Thorstenn (Guitar, Vocals), Ben Cummings (Guitar), Jack “Ingoff” Shanahan (Bass) und Joseph McNamara (Drums) hat mit “Retrodeath” ihren neuen Langdreher am Start, der die Geburt eines neuen Sounds markieren soll – und das nicht nur für die Band, sondern für das Genre. Ob die Jungs “grasverschlingende Youngster” sind, wie es in der offiziellen Info steht, weiß ich nicht – aber ich erfrage das im Interview, versprochen. Auf alle Fälle steckt viel Arbeit in ihren neuen Songs, für die BONGINATOR monatelang in Action- und Horrorfilme der 80er eintauchten und unzählige alte Videospiele zockten. Noch mehr Tage gingen drauf beim Erforschen der Synthesizer, die man emulieren musste, um den Sound der 80er auf die Scheibe zu bringen und einige ihrer Lieblingssoundtracks zu kreieren. Heraus kam ein abgedrehtes Klangmonster, das BONGINATOR sorgfältig gezüchtet haben, indem sie traditionellen US-Death-Metal, Synthwave und 16-Bit-Computerspiel-Sounds gezielt kreuzten. Ihrer Debüt-EP “The 1986 Doink City Massacre” (2022) folgte “The Intergalactic Gorebong of Deathpot” (2023) als Debüt-Langrille. Heute haben wir die zweite Silberscheibe im Review, die BONGINATOR über Testimony Records veröffentlichen!
Die ‘Sequence Initiation’ ist eines der coolsten Intros, die ich in letzter Zeit hören durfte. Die unverkennbaren Vibes aus Videogames machen Bock auf das, was da noch kommen mag. Mit ‘All We Really Are Is Livestock’ nimmt “Retrodeath” Fahrt auf. Die Death-’n’-Roll-Nummer, die im weiteren Verlauf Deathcore in ihrer DNA hat, macht brutal Bock, und bereits in “ACAB”, also ‘All Cops Are Biomechs’, finden “Kids” des 80er-Jahre-Kinos nicht nur Verbindungen zu Robocop – nein, auch musikalische Sound-Samples gibt’s zu hören. Generell gehen die Deather aber mit fettem, groovigem und wuchtigem Death Metal in Ohr und Nacken. An dieser Stelle möchte ich euch sagen, dass BONGINATOR im weiteren Verlauf von “Retrodeath” nicht so klingen wie auf ihren vorherigen Platten. Mit “Retrodeath” wollen die Jungs die 80er und 90er hochleben lassen, und daher gibt es viele Synth-Waves – mehr als zuvor. Ich muss sagen: Mir macht das absolut nix aus. Ich mag die Attitude dieses Albums und ich mag die Hommage an die Ninja Turtles in ‘Pizza Time’ (ft. Belushi Speed Ball) sowie die musikalische Death-Metal-Umsetzung der Band. Ich finde auch das Artwork von Cover-Künstler Dan Goldsworthy “oberaffengeil”, um beim 80er-Slang zu bleiben.
‘The Fog Interlude’ ist das stimmungsvolle, zu 99 % instrumentale Vorspiel zum deftigen und temporeichen ‘The Fog’. In ‘Short Ass Bus’ (was ein Name, haha) ist das Metalcore-Outfit Big Ass Truck am Start, und die Grinder von Ignominious mischen ebenfalls mit – so wild der Songname, so wild auch das Setup für diesen tollwütigen Song. ‘Lunk Alarm’ startet mit Spoken Words – wohl inspiriert von Rocky – danach gibt’s räudigen Extreme Metal auf die Mappe. Auf ‘Intruder Organism Interlude’ folgt ‘Intruder Organism’ mit Fulci an Bord. Ob es sich um die Death-Metal-Band aus Michigan handelt oder um den Godfather of Gore Lucio Fulci, der durch seine Zombiefilme in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren bekannt wurde – oder beide –, erfahrt ihr im Interview.
Nach ‘Who Let the “Things” (1989) Out’ ist ‘Outro’ (ft. Tim Capello) die wohl ungewöhnlichste Nummer, die es jemals auf ein Death-Metal-Album geschafft hat – aber Moment, ist “Retrodeath” ein “richtiges” Death-Metal-Album?
“Retrodeath” ist natürlich Death Metal – aber eben auf die BONGINATOR-Art. Die Jungs gehören zu der Generation Death-Metal-Fans, die die Old-School-Werte hochhalten, das Ganze aber mit frischen Ideen anreichern. Für Leute, die glauben, dass nach ’86 alles schon zu modern war, könnte das fast ’nen Herzinfarkt bedeuten. Mir gefällt, was BONGINATOR machen, denn als Kind der 80er finde ich viel Wiedererkennungswert von damals in der Mucke der Jungs – was sie noch zugänglicher, hörenswerter und vielseitiger macht.
Tobi Stahl vergibt 8,5 von 10 Punkten


