BLOODYWOOD – NU DELHI

BLOODYWOOD

Titel: NU DELHI

Label: Fearless Records

Spieldauer: 33:07 Minuten

VÖ: 21. März 2025

BLOODYWOOD ist sicherlich eine Band, die noch nicht vielen Metallern bekannt sein dürfte, das liegt zum einen daran das ihr Debütalbum “Rakshak” als Eigenproduktion im Jahr 2022 veröffentlicht wurde und zum anderen ist es wohl der Tatsache geschuldet das viele mit dem Genre “Nu-Metal” nicht viel anfangen können. On top kommt wohl noch die Kombination des Nu-Metal mit indischen Folk Vibes, die eingebauten Rap-Passagen etc.! Es sei aber schon im Vorfeld dieses Artikels gesagt, dass die Inder mit ihrer Musik mächtig Dampf machen und auch beim Summer Breeze Open Air sehr viele Metalheads vor die Bühne locken konnten – denen gefallen hat, was sie da geboten bekamen. Also jetzt mal alle Bedenken über Bord werfen und sich dem Artikel widmen, schließlich heißen die Musiker um Raoul Kerr (Vocals), Jayant Bhadula (Vocals), Karan Katiyar (Guitars), Vishesh Singh (Drums), Roshan Roy (Bass) und Sarthak Pahwa (Dhol, doppelseitige Röhrentrommel mit hoher und tiefer Stimmung) BLOODYWOOD und nicht Bollywood.

Die neue Platte, um die es in dieser Review geht, heißt “Nu Dehli” und wird über Fearless Records erscheinen. Die Singleauskopplung vom Titeltrack ‚Neu Delhi‘ wurde bis Ende Februar etwa 2.600.000 alleine bei Youtube aufgerufen, hatte Cameo-Auftritte von Subir Malik, Karl Rock, Fing, Shashank Bhatnagar und Encore ABJ und BLOODYWOOD beschreiben den Song so:

‘Nu Delhi’ ist unser Liebesbrief an Neu-Delhi, die Stadt, in der wir aufgewachsen sind und von der wir träumten, genau das zu tun, was wir jetzt tun. Es ist eine Stadt des lebendigen Chaos, voller Liebe, aber auch schnell dabei, einen zurechtzuweisen, wenn man zu weit geht. Es ist nicht nur eine Stadt, es ist ein Schachspiel.

Der Song ist in der Tat ein wilder Ritt, genauso wie das Video, in dem man sieht, wie viel Energie in der Truppe steckt. Schaut euch das Ding an und lasst euch mitreißen von den fetten Breakdowns, dem eingängigen Gesang und den Indian Folk Vibes, so wie den genialen Kamerafahrten über Neu Delhi!

Nun denn, genug der Vorworte, lassen wir nun die Musik sprechen und das mit dem Opener ‘Halla Bol’, der zunächst Spoken Words, untermalt von Flöten und Trommeln, serviert, um dann druckvoll in die Vollen zu gehen. Die Vocals werden in englischer Sprache gerappt (Raoul Kerr) und kraftvoll geshoutet (Jayant Bhadula), dieser Mix klingt total gut und geht sowohl in die Beine als auch in den Nacken. ‘Hutt’ ist eine Ecke melodischer, hat jedoch ebenfalls einige Passagen für Headbanger zu bieten, genauso wie tanzbare Passagen. ‘Dhadak’ ist die erste Nummer, die zu Beginn nicht nach Metal klingt, aber ich verspreche euch, dass sich das ändert und der Song zunehmend intensiver und druckvoller wird. Die modernsten Vibes und größten Genre Crossover kommen bis dato in ‘Bekhauf’ zum Vorschein, hier sind auch die Mädels von BABYMETAL mit an Bord. Techno, Elektro, Heavy und moderne Death Metal Vibes mit Growls, Rap und ein Gesangspart von BABYMETAL sind hier die Zutaten. Das liest sich ein bisschen chaotisch, klingt aber – sorry für den Ausdruck – sackstark! Indische DNA steckt in ‘Kismat’ und ist wunderbar in den brachialen Sound der Band eingebaut, die euch hier auch mit einem Breakdown aus den Schuhen hauen wird. ‘Daggebaaz’ geht musikalisch in eine ähnliche Richtung, grooved aber definitiv mehr und wird wohl die ein oder andere Hüfte zum schwingen bringen. Mit ‘Tadka’ servieren BLOODYWOOD nicht nur eine weitere Singleauskopplung, sie bringen uns eine Hommage ans indische Essen und kommentieren das Lied so:

‘Tadka’ ist eine Metal-Hommage an indisches Essen. Das Wort Tadka bezeichnet einen Kochvorgang in der indischen Küche, bei dem Gewürze in heißem Öl oder Ghee erhitzt werden, um einen aromatischeren Geschmack zu erzeugen … Es geht darum, beim Streben nach einem besseren Geschmack noch einen Schritt weiter zu gehen. Das Lied hebt das facettenreiche Chaos indischer Küchen hervor, die täglich die Aufgabe haben, jahrhundertealte Rezepte perfekt auszuführen, und die immense Freude, die sie den meisten Menschen bereiten. Dies ist eine unendliche Liebesgeschichte, die eine ganze Nation verbindet. Von den schicksten Gourmet-Restaurants bis hin zum einfachsten Straßenstand bringt jeder etwas Magisches auf den Tisch, aber der unangefochtene Champion der Küche ist die indische Haushaltsküche. Wenn man diese Rezepte und Techniken mit der Liebe einer indischen Familie verbindet, ist das Ergebnis unschlagbar.

Über ‘Nu Delhi’ haben wir bereits gesprochen, deswegen geht es mit dem Fazit zum selbstbetitelten Album weiter, dass über die gesamte Spielzeit von 33 Minuten massig Abwechslung bietet und Nu Metal mit indischen Folk-Klängen so gekonnt kombiniert, das ich vieles feiere, was BLOODYWOOD auf und mit “Nu Delhi” veranstalten. Knackige Gitarren, Trommeln, Flöte, Drums, Rap und Growls so klangvoll zu mixen, noch dazu englische und indische Lyrics rauszuhauen, als wäre es ein Kinderspiel beides hörenswert aufeinander abzustimmen ist ganz großes Kino. An manchen Stellen ist “Nu Delhi” auch mir ein bisschen zu wild, das ändert aber nichts an der Klasse des Albums und der Leistung aller Beteiligten. Die Spiedauer hätte auch gerne länger sein können, acht Songs und 33 Minuten ist ziemlich kurz meiner Ansicht nach – und trotzdem: Hört auch die Platte an, seid offen für Neues, es wird sich lohnen!

Tobi Stahl vergibt 8,5 von 10 Punkten