BLIND EGO
Titel: PREACHING TO THE CHOIR
Label: GENTLE ART OF MUSIC / SOULFOOD
Spieldauer: 48:33 Minuten
Qualitativ gehörte der Vorgänger „Liquid“ zum besten, was der gemäßigte Progsektor in den letzten fünf Jahren zu bieten hatte. Mit nunmehr stabilem Line-up knüpft Kalle Wallner 3 1/2 Jahre später dort an, wo dieses kleine Hitfeuerwerk aufhörte: relativ kompakte Songperlen mit hochmelodiösen Refrains, diesmal jedoch mitunter knackigerer Gitarrenarbeit. Dies manifestiert gleich im programmatischen Opener „Massive“ (anfangs mit leichten Katatonia-Vibes) mit seinem überraschend hardrockigen Riff. Jedoch wird hier auch gleich eine kleine Krux offenbar: die im Mix recht knallig geratenen Gitarren und Drums stehen Blind Ego nicht zur Gänze gut zu Gesicht, hier wäre etwas Zurückhaltung mehr gewesen, um Scott Balabans angerauten Hooks etwas mehr Raum zur Entfaltung zu geben (nachzuvollziehen auch in der die ähnlich gelagerten Subsignal zitierenden Auskopplung „Burning Alive“). Der produktionstechnisch basischere Ansatz passt tatsächlich besser zu weniger filigran daherkommenden Kompositionen wie dem schön tight pumpenden Titelsong (erinnert stark an die Spätphase Green Carnations) oder bei zurückgenommener Verzerrung, etwa in dem irgendwie als Bryan Adams-Hommage durchgehenden Hit „In Exile“. Plaktiver hart rockendes im Stile von „Broken Land“ und „Line In The Sand“ passt m. E. nicht wirklich zum Stil Blind Egos und gerät so zu bloßer Durchschnittsware. Dem steht balladeskes wie „Heading For The Stars“ oder „Dark Paradise“ gegenüber, das zwar gut geraten ist, aber nicht für Begeisterungsstürme sorgen kann. Anders der düstere, kurzweilig arrangierte Schlusstrack „The Pulse“, in dem die Band zur Gänze vom Leder zieht und so vielleicht den Weg nachzeichnet, den Wallner angesichts der angestrebten härteren Gangart über weitere Strecken hätte wählen können. Ach so: Das Artwork ist zudem, sagen wir, gewöhnungsbedürftig…
Patrick Müller vergibt 7,5 von 10 Punkten