BLACK SABBATH – ANNO DOMINI 1989-1995

BLACK SABBATH

Titel: ANNO DOMINI 1989-1995

Label: BMG

Spieldauer: 182:56 Minuten

VÖ: 31. Mai 2024

Ab dem 31. Mai 2024 ist das Box-Set aus der Ära von Sänger Tony Martin im Handel erhältlich, wobei ich das 4-LP Set derzeit nirgendwo bestellen kann. Beide Sets enthalten remasterte Versionen von “Headless Cross”, “Tyr” und “Cross Purposes” sowie “Forbidden” mit einem neuen Mix. Wir haben das CD-Set digital vorliegen und berichten heute darüber. Die Kaufversion ist mit vier CDs, dem 1989 Headless Cross Tour Replica Konzertbuch, einem 60-seitiges Buch mit Fotos, Kunstwerken und Linernotes, und Headless Cross Poster sehr üppig bestückt.

ANNO DOMINI 1989-1995, die einzelnen CDs:

“Headless Cross” (2024 Remaster)

Im April 1989 erschien das vierzehnte Studioalbum von BLACK SABBATH und das zweite mit Tony Martin am Mikrofon, zuvor sang er auch auf dem 87er Release “The Eternal Idol” und startete schon zu diesem Zeitpunkt eine Ära in der Bandgeschichte, die bis heute sträflich vernachlässigt wird. Das Line-up für “Headless Cross” sah Martin als Sänger, seinen Namensvetter Iommi an der Gitarre, Laurence Cottle am Bass, am Schlagzeug saß Cozy Powell und für Keyboard/Synthesizer war Geoff Nichols verantwortlich. “Headless Cross” war nach dem eher enttäuschenden Vorgänger das Album, dass Black Sabbath in die Erfolgsspur zurück brachten, das belegen auch die damaligen Chartpositionen (UK 31, US 115) von “Headless Cross”. Noch heute begeistern die düstere Grundstimmung und die vielen Interpretationsmöglichkeiten der Songs die Fans und Musikliebhaber in aller Welt. Kein Wunder also, dass Anhänger und Kritiker “Headless Cross” als das beste Sabbath-Werk seit langer Zeit ansehen.

Schon die atmosphärischen ersten 66 Sekunden, die Spielzeit von ‘The Gates Of Hell’, erzeugen eine kleine Gänsehaut, die mit dem Megasong ‘Headless Cross’ noch größer wird. Neben der großartigen Leistung der Jungs an den Instrumenten ist der Gesang von Tony Martin einfach nur fantastisch. ‘Headless Cross’ wurde in der Vergangenheit von vielen Topkünstlern gecovert, darunter Erik Grönwall (H.E.A.T.), Tommy Johansson (ex Sabaton) oder auch von Powerwolf, aber keines der Cover kommt an die Intensität des Originals, dass im 2024er Remaster noch mehr Tiefe bekommt. Von der modernen Technik profitieren natürlich auch ‘Devil & Daughter’ und ‘When Death Calls’, zu dem Brian May (Queen) das Gitarrensolo beisteuerte. ‘When Death Calls’ ist ebenfalls ein Lied, das oft von anderen Künstlern gespielt wird, wie beispielsweise von Sorcerer oder Hypocrisy. Das besondere an der CD Ausgabe des “Anno Domini 1989-1995” ist, dass auch der B-Seiten Bonus Track ‘Cloak And Dagger’ enthalten ist, während er in der Vinylbox fehlt. Ursprünglich war ‘Cloak And Dagger’ auch auf einer sehr raren Picture Disc von “Headless Cross” zu finden. Coole extra Infos über “Headless Cross” halten BLACK SABBATH auf ihrer Homepage bereit, unter anderem das Headless Cross eine reale Stadt in England ist, in der Tony Martin lebt.

Headless Cross (1989)
1. ‘The Gates Of Hell’
2. ‘Headless Cross’
3. ‘Devil & Daughter’
4. ‘When Death Calls’
5. ‘Kill In The Spirit World’
6. ‘Call Of The Wild’
7. ‘Black Moon’
8. ‘Nightwing’
Bonus Track
9. ‘Cloak And Dagger’

“Tyr” (2024 Remaster)

Der Grundstein für “Tyr” wurde eigentlich schon auf der Tour zum “Headless Cross” Album gelegt, da Bassist Neil Murray (Whitesnake, Gary Moore) sich der Tour anschloss und bei Sabbath blieb um eben jenes Tyr 1990 aufzunehmen, dass am 20 August 1990 in UK und elf Tage später in den USA veröffentlicht wurde. Somit war Laurence Cottle nicht länger Bassist der kultigsten Band überhaupt, aber trotzdem ein wesentlicher Bestandteil vom Meilenstein “Headless Cross”.

In der nordischen Mythologie gibt es einige Götter, Tyr wird in der Edda einerseits als Gott des Kampfes und Sieges verehrt, aber auch als Bewahrer der Rechtsordnung. Der Name “Tyr” ist in Runenschrift auf das Coverartwork geschrieben und ist Album 15 von Black Sabbath. “Tyr” schaffte es in den deutschen Albumcharts auf Platz 12, in Österreich landete das Werk auf Platz 14. Diesesmal gibt es kein eigenständiges Intro, “Tyr” startet mit ‘Anno Mundi (The Vision)’, dass soundgewaltig klingt und den Hörer auf andere Art begeistert als es der Opener vom 89er Album tat. Richtig losgerockt wurde erst in und mit ‘The Law Maker’ und in ‘Jerusalem’, während ‘The Sabbath Stones’ vor allem gesangstechnisch ein richtig starker Song ist. Mit dem 68 Sekunden Track ‘The Battle of Tyr’, aus dem eventuell eine amerikanische Metal Band die Inspiration für eines oder mehrere Werke gezogen hat, steht ‘Odin’s Court’ vor, dass nach einer ruhigen Phase in ‘Valhalla’ über und so ins Tempo geht, dass ich noch heute die Anlage volle Pulle aufdrehe und Gänsepelle bekomme.

Eigentlich profitieren alle Songs von der Überarbeitung, ich picke mir natürlich meine Favoriten raus und feiere es, diese im heutigen Soundkleid genießen zu dürfen. ‘Jerusalem’, ‘The Law Maker’ und ‘Valhalla’, aber auch ‘The Sabbath Stones’ und ‘Feels Good To Me’ sind für mich so gute Songs und ich freue mich, dass ich sie auf diese Art genießen darf. Natürlich darf auch hier der Funfact nicht fehlen. “Tyr” wurde eventuell im Videospiel “Granstream Saga” (Playstation) erwähnt, da der Satz “When the Winds of Valhalla run cold” fällt. Hier die betreffende Textstelle aus dem Lied ‘Valhalla’:

“When the winds of Valhalla run cold
Be sure that the blood will start to flow
When the winds of Valhalla run cold
Valhalla”

und hier der Link zu weiteren Fakten über das 1990er Werk “Tyr”!

Tyr (1990)
1. ‘Anno Mundi’
2. ‘The Law Maker’
3. ‘Jerusalem’
4. ‘The Sabbath Stones’
5. ‘The Battle Of Tyr’
6. ‘Odin’s Court’
7. ‘Valhalla’
8. ‘Feels Good To Me’
9. ‘Heaven In Black’

“Cross Purposes” (2024 Remaster)

Nach “Tyr” und seinen beiden Vorgängeralben, bei denen Tony Martin am Mikro war, reaktivierte Iommi Ronnie James Dio und versprach sich von “Dehumanizer” (1992) mehr finanziellen Erfolg, ähnlich dem von “Heaven and Hell” und “Mob Rules”.Dio unterbrach sein Soloprojekt aber nur für dieses eine Album, denn schon für “Cross Purposes” waren Martin und Nicholls wieder mit Iommi im Studio. Komplettiert wurde die Band durch den Sabbath Bassisten Geezer Butler und dem Schlagzeuger Bobby Rondinelli (Rainbow).

Auf “Cross Purposes” spielten BLACK SABBATH klassischen Heavy Metal dem sie Vibes aus dem Power Metal beimischten und auch Elemente des Stoner Rock einfließen ließen. Die Presse und die Fans waren und sind sich uneins über die Einordnung von “Cross Purposes” in die Sabbath Discography – die einen mögen es, andere eher nicht und wieder andere halten das 1994er Release für einen Klassiker der Martin Ära, wie auch immer die Meinungen ausfallen: “Cross Purposes” gehört definitiv in diese Box und das Remaster inklusive des Bonustracks ‘What’s the Use’, der damals in der japanischen Ausgabe als Bonus-Track dabei war. Auch heute beschäftigen wir uns noch mit der Frage nach verschiedenen Aspekten des Daseins, mit denen sich ‘What’s the Use’ beschäftigt und aus einer zynischen Perspektive auf das Leben, die Liebe, die Macht und den Zustand der Welt blickt. Weitere Songdeutungen könnt ihr auf der zugehörigen Albumseite lesen.

Cross Purposes (1994)
‘I Witnes’
‘Cross Of Thorns’
‘Psychophobia’
‘Virtual Death’
‘Immaculate Deception’
‘Dying For Love’
‘Back To Eden’
‘The Hand That Rocks The Cradle’
‘Cardinal Sin’
‘Evil Eye’
Bonus Track
‘What’s The Use’

“Forbidden” (New Remix 2024)

Für “Forbidden”, dass 1995 veröffentlicht wurde, kam das “Tyr” Line-up wieder zusammen und sah neben Tony Martin die zurückgekehrten Neil Murray und Cozy Powell in der Besetzung, die in Liverpool und Los Angeles mit Produzent Ernie C von Body Count arbeitete. Im Opener ‘The Illusion Of Power’ ist zudem Ice-T zu hören. Iommi wollte dem Sound von BLACK SABBATH und dem Album so neues Leben einhauchen, heimste aber überwiegend schlechte Kritiken ein, was einen Umbruch für BLACK SABBATH einleitete und auch das Ende der Ära Tony Martin bedeutete. “Forbidden” war ebenso das letzte Studioalbum der Band für 18 Jahre, erst dann erschien „13“ mit Ozzy am Mikro. In der CD-Box befindet sich “Forbidden” in einer von Iommi komplett neu gemischten Variante, denn seit der Veröffentlichung des 18. Studiowerkes ist die klangliche Verbesserung des Albums eines von Iommis Lieblingsprojekten.

Iommi erklärt:

Ich war nie glücklich mit dem Gitarrensound, und Cozy war definitiv nie glücklich mit dem Schlagzeugsound. Also dachte ich, es wäre schön, es in gewisser Weise für ihn zu tun. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es eine Möglichkeit gab, zurückzugehen und einige der Sounds mehr herauszuarbeiten, so wie die Leute es von Sabbath erwarten würden.

Forbidden (1995)
‘The Illusion Of Power’
‘Get A Grip’
‘Can’t Get Close Enough’
‘Shaking Off The Chains’
‘I Won’t Cry For You’
‘Guilty As Hell’
‘Sick And Tired’
‘Rusty Angels’
‘Forbidden’
‘Kiss Of Death’
Bonus Track
‘Loser Gets It All’

Mit einem großen LEIDER muss ich das Fazit beginnen, denn über die Qualität der physischen Ausgabe kann ich nichts sagen, uns liegen lediglich die Lieder in digitaler Fassung vor. Auch wenn man keinen Eindruck vom Replica Konzertbuch, dem 60-seitigen Buch mit Fotos, Kunstwerken und Linernotes, und Headless Cross Poster bekommt, bleibt das Package üppig und “Anno Domini 1989-1995” für Fans eine gute Gelegenheit die Sammlung zu komplettieren, die vier Alben mit einem frischen und modernem Sound zu genießen. Eine Wertung gibt es an dieser Stelle aber nicht.

Tobi Stahl vergibt keine Bewertung