BJØRKØ – HEARTROT

BJØRKØ

Titel: HEARTROT

Label: Svart Records

Spieldauer: 41:48 Minuten

VÖ: 01. Dezember 2023

AMORPHIS, die erst kürzlich ein Live-Album veröffentlichten, machen auch in Form von Solo-Projekten ihrer Gitarristen auf sich aufmerksam. Im Jahr 2021 kam “Silver Lake” von Esa Holopainen raus, 2023 ist Tomi Koivusaari mit seinem Soloprojekt BJØRKØ und dem kommenden Album “Heartrot” am Start und möchte zu seinen Wurzeln zurück. Ähnlich wie bei “Silver Lake” werden auch auf “Heartrot” zahlreiche Gastmusiker zu hören sein. Bei der ersten Singleauskopplung ´The Heartroot Rots´ ist beispielsweise Jeff Walker von CARCASS zu hören. Das schick animierte Video zum Song sollte man sich übrigens ansehen. Trotz der recht knackigen ersten Single will Koivusaari über die Banddynamik von AMORPHIS hinausgehen, um seine eigene künstlerische Vision zu präsentieren. Für den Song ´Magenta´, der ebenfalls als Single ausgekoppelt wurde, konnte Tomi die Sängerin Mariska gewinnen, die den Song, der durchweg mit akustischer Gitarre gespielt wird, auf finnisch singt. Auch zu ´Magenta´ wurde ein sehr stimmungsvolles Video produziert.

Koivusaari über ´Magenta´:

Ursprünglich war das Stück ein schwebendes zehnminütiges Instrumentalstück mit einem sich langsam aufbauenden Crescendo zum Ende hin. Als Mariska zustimmte, mitzumachen und zu singen, musste ich den Song in eine traditionelle Form bringen. Ich ließ Mariska den Text und die Gesangsmelodie frei schreiben.

Auf die weiteren Gäste komme ich nachher zu sprechen, denn wichtig ist es zu erwähnen, dass “Heartrot” kein Soloalbum im herkömmlichen Sinn sein soll, denn Koivusaari agiert ohne die Grenzen einer klassischen Band. Hier sagt Tomi, dass “Heartrot” “eine Sammlung von verschiedenen Liedern und Sichtweisen” sei und dass er nicht wollte “dass ein traditioneller Ansatz meinen künstlerischen Ausdruck einschränkt.”.

Ich bin gespannt ob “Heartrot” der Beschreibung des Gitarristen als “Soundtrack zu einem imaginären Film” mit einer “starken visuellen Verbindung zur Natur und einem allgegenwärtigen Gefühl der Melancholie” entspricht und starte die Scheibe, deren zehn Songs sich 43 Minuten teilen und das von dem bereits angesprochenen ´The Heartroot Rots´ eröffnet wird. Der düstere Song, der definitiv auch auf jedem CARCASS Album untergebracht werden könnte, ist einer der härtesten Tracks der Scheibe. Schon ´Magenta´ kam in einer mir nicht verständlichen Sprache aus den Boxen, genauso ist es auch mit ´Vaka Loka´, bei dem der Isländer Addi Tryggvason (Solstafir) singt. Die Nummer ist eingängig und dem Alternative Rock zugehörig. Der nächste Gast braucht keine Beschreibung und nicht nur Fans von NIGHTWISH werden die Stimme ihres ehemaligen Bassisten sofort erkennen. Die Rede ist von Marco Hietala, der bei ´Whitebone Wind´ aber nicht alleine für die Vocals zuständig ist sondern durch Petronella Nettermalm Unterstützung hat. Neben dem sehr starken Gesangsduo machen natürlich die Gitarren sehr viel Spaß und es entstand eine rockige Nummer im Stil des vorherigen Songs.

Neben Mariska hat auch Ismo Alanko den Text für sein Feature selbst geschrieben, herausgekommen ist ´Värinvaihtaja´, ein stimmungsvoller Dark Rocker, der in finnischer Sprache in die Ohren kriecht. ´Awakening´ ist ein Instrumental Track, der die Spannung vor ´World As Fire and Hallucination´ erhöht, bei dem Shagrath von DIMMU BORGIR seine fauchende Stimme erklingen lässt. Wem die Härte seit dem ersten Song ein bisschen abgegangen ist, der bekommt mit ´World As Fire and Hallucination´ frisches Symphonic Black Metal Futter serviert. Mit einem Mix aus Alternative Metal/Rock und symphonischen Klängen besteht ´The Trickster´, bei dem Sängerin Jessi Frey von VELCRA zu hören ist, die auch ihren eigenen Text beisteuerte. Tomi Joutsen ließ es sich natürlich nicht nehmen und ist mit seinem unverwechselbaren Gesang in ´Hooks In The Sky´ zu hören. Über ´Magenta´ geht es zu ´Reverberations´, dem 90 sekündigen Finale von “Heartrot”, bei dem Jazzmusiker Sakari Kukko ins Saxophon bläst.

An Abwechslung mangelt es “Heartrot” definitiv nicht! Die Vielfalt auf der Scheibe ist einfach richtig grandios und der Aspekt, dass Tomi Koivusaari seinen Gästen die Möglichkeit gab, ihre Texte selbst zu schreiben, macht “Heartrot” noch einzigartiger. Ich mag auch sehr die Songs, die in der jeweiligen Landessprache gesungen werden, was sie noch authentischer macht. Genretechnisch gibt es von Death über Alternative bis zu Symphonic Black Metal alles, was das Herz begehrt. Dabei sind die einzelnen Songs so gehalten, dass auch der geneigte Schwarzmetaller gefallen am Alternative Sound finden kann und andersherum. Ich fand schon das Projekt von Esa Holopainen spannend und sehr gelungen, Tomi Koivusaari reiht sich mit BJØRKØ und “Heartrot” ein, klingt dabei völlig anders macht aber genauso viel Spaß mit seinem Solowerk, wie sein Kollege zwei Jahre zuvor.

Tobi Stahl vergibt 9 von 10 Punkten