BIOHAZARD – DIVIDED WE FALL

BIOHAZARD

Titel: DIVIDED WE FALL

Label: BLKIIBLK

Spieldauer: 38:08 Minuten

VÖ: 17. Oktober 2025

Achtung Hardcore-Szene! Die New Yorker Urgesteine (aus der Stahlschmiede 1987 gestiegen) von BIOHAZARD sind zurück und verteilen Nackenschellen, die sich gewaschen haben – zumindest verspricht das der Titel der Scheibe. “Divided We Fall” heißt die erste Studioveröffentlichung seit ihrem letzten Album “Reborn in Defiance”, das am 20. Januar 2012, also vor über einem Jahrzehnt, erschienen ist. “Divided We Fall” kommt über BLKIIBLK und bringt die Originalbesetzung um Billy Graziadei (Gesang/Gitarre), Evan Seinfeld (Bass/Gesang), Bobby Hambel (Gitarre) und Danny Schuler (Schlagzeug) wieder zusammen.

Gitarrist Bobby Hambel sagte über die Reunion:

Wir freuen uns sehr, endlich wieder mit der klassischen BIOHAZARD-Besetzung im Studio zu sein. Dieses Album hat lange auf sich warten lassen, und es kommt direkt aus unserem Herzen. Wir können es kaum erwarten, dass es jeder hört und wir diese neuen Songs live spielen können.

Um BIOHAZARD einzuordnen: Das Abrisskommando aus Brooklyn zählt mit Agnostic Front (die ebenfalls bald einen neuen Langspieler raushauen), den Cro-Mags und Sick Of It All zu den absoluten Größen des New York Hardcore. Die Truppe um den ehemaligen Schauspieler Evan Seinfeld hob sich mit ihrem wuchtigen Groove, den Metal-Riffs und deutlichen Hip-Hop-Einflüssen schon früh von anderen Bands ab.

Weiter im Thema: “Divided We Fall” wurde produziert, gemischt und gemastert von Matt Hyde (u.a. Slayer, Hatebreed, Deftones). BIOHAZARD verbinden darauf ihre markante Mischung aus Hardcore, Metal, Punk und Hip-Hop mit einer klaren, aktuellen Haltung. “Das Album versteht sich als Statement für Zusammenhalt in einer gespaltenen Welt”, heißt es in der Vorab-Info. Aufgenommen wurde der Stahlträger in den Shorefire Recording Studios (Long Branch, New Jersey) und im Hydeaway (Van Nuys, Kalifornien). Die Tontechnik erledigte Joseph DeMaio, zusätzliche Aufnahmen stammen von Matt Hyde. Gitarre und Produktionstechnik übernahm Phil Caivano.

Hören wir uns an, was uns BIOHAZARD ins Gesicht knallt und was die im Jahre 2023 wiedervereinten New Yorker zu sagen haben.

‘F**k the System’ ist der Opener und eine knackige Ansage – BIOHAZARD sind bekannt dafür, dass sie kein Blatt vor den Mund nehmen! Bang your heads, MoFos!

Über ‘F**k The System’ verrät BIOHAZARD-Sänger/Gitarrist Billy Graziadei:

In ‘Fk The System’ nennen BIOHAZARD die Dinge beim Namen. Die Mächtigen lassen uns gegeneinander streiten, während sie sich zurücklehnen und abkassieren. Es ist kein Zufall, dass die Welt vor unseren Augen in Flammen steht. Es geht nur darum, zu teilen und zu kontrollieren. Während sie uns durch Politik, Klasse, Ethnie und all das spalten und uns hier draußen gegeneinander kämpfen lassen, halten sie die Fäden in der Hand. ‘Fk the System’ ist unser Schlachtruf über den Zustand der Welt, ohne geschönten Bullshit.

Dem ist nichts hinzuzufügen – außer, dass man die Stelle mit dem Schlachtruf “No more war” gar nicht laut genug mitsingen kann! ‘Forsaken’ ist Dampfwalze und Katharsis zugleich. Der Song thematisiert den seelischen Kampf eines Menschen, der sich gefangen fühlt zwischen gesellschaftlichen Regeln und seinem eigenen Zorn, zwischen dem Wunsch nach Ruhe und der Realität des Schmerzes. ‘Forsaken’ – ein Ventil für Emotionen! Wuchtig und in typischer Hardcore-Manier geht ‘Eyes on Six’ steil. Der Nackenbrecher thematisiert Kampfgeist, Loyalität und die ständige Präsenz von Gefahr, wobei der Ausdruck „Eyes on the six“ zur Lebensphilosophie wird: wachsam bleiben, niemandem blind vertrauen und den Schmerz nicht fürchten, sondern ihm entschlossen entgegentreten – BÄM!

Typisch BIOHAZARD ist das Groovemonster ‘Death of Me’, das mit schweren Gitarren, angepisstem Gesang und wuchtigen Drums aus den Boxen ballert. ‘Word to the Wise’ ist roh und wütend, ein Aufruf, sich gegen Lügen, Unterdrückung und Kontrolle zu wehren – ganz nach dem Motto: “Lieber stehend sterben!”. In eine ähnliche Richtung geht der Fistbumper ‘Fight to Be Free’ und die Hymne ‘War Inside Me’, die von der Befreiung des eigenen Ichs handelt.

‘S.I.T.F.O.A.’ wurde als Single ausgekoppelt und dürfte so ziemlich jedem Fan der Szene bekannt sein. Hier lest ihr, was Sänger/Gitarrist Billy Graziadei über die Nummer sagt:

In diesem Song geht es darum, sich zu behaupten, wenn das Leben einem einen Schlag versetzt. Wenn alles gegen dich steht, gibst du nicht auf, sondern kämpfst umso härter! Er ist für alle, die niedergeschlagen wurden, aber stärker zurückgekommen sind. Neunmal zu Boden gegangen, zehnmal wieder aufgestanden – das ist die BIOHAZARD-Devise: Stärke durch Kampf, egal was passiert!

Musikalisch bleibt alles beim Alten in ‘Tear Down the Walls’. Lyrisch handelt der Song von einer inneren Reise, geprägt von Schmerz, Wut und Selbstzerstörung, die hin zu Selbstbefreiung führt. Unterm Strich ist der Weg zur Stärke nicht im äußeren Kampf zu suchen, sondern im Mut, die eigenen Grenzen einzureißen. ‘I Will Overcome’ und ‘Warriors’ sind die beiden Schlussakte auf “Divided We Fall” und passen zu 100 Prozent in das Gesamtkonzept der Scheibe.

„Divided We Fall“ gibt den Zustand einer Welt – und den eines Menschen – wieder, der durch herrschende Konflikte, daraus entstandene Ängste und die resultierende (Selbst-)Isolation zerrissen ist. Auf der einen Seite handeln die Texte von der Spaltung in der Gesellschaft: Klassen, Ideologien, Gewalt, Misstrauen. Auf der anderen von der Spaltung im Inneren des Einzelnen – dem psychischen Krieg zwischen Stärke und Zerfall, zwischen Selbsthass und Selbstbehauptung. Musikalisch bleibt zu sagen: “Divided We Fall” haut rein, Punkt. Kein Nostalgie-Geplänkel, kein auf jung getrimmter Comeback-Quatsch – einfach BIOHAZARD pur. Dreckig, laut, ehrlich. Die Jungs haben nix verlernt, nur noch mehr Wut im Bauch. Genau so muss US-Hardcore klingen.

Tobi Stahl vergibt 9,5 von 10 Punkten