Die besten Empfehlungen bekommt man ja unter der Hand. Wenn mir also zugetragen wird „Hör da mal rein“ mach ich das in der Regel auch gespannt. Mal bin ich entzückt, mal tatsächlich verwundert was die Leute so denken was ich höre. Bei nachfolgender Band wurde mit Vergleichen wie Candlemass oder Sorcerer argumentiert, was mein aufgeregtes Ohr natürlich erst Recht dazu verleitete mir das unverzüglich mal anzuhören.

Mit “ IN THE TEMPLE OF THE TYRANT“  betritt also eine neue Macht die Bühne der epischen Dunkelheit: BEHÖLDER, ein US-amerikanisches Metal-Kollektiv, das sich ganz dem alten Geist des Doom und der Magie klassischer Fantasy verschrieben hat. Bereits das Artwork und der Name – ein klarer Verweis auf Dungeons & Dragons – lassen keinen Zweifel: Hier wird mit Hingabe geschmiedet was doomige epic power metal Freunde mögen. Gegründet von Gitarrist Carlos Alvarez (u.a. Shadowdance), nahm das Projekt durch die charismatische Stimme von John Yelland (Judicator) schnell Form an. Yelland verleiht den acht monumentalen Tracks mit opernhafter Grandezza und düsterer Theatralik eine Seele die moderne Power-Doom-Fans begeistern dürfte. Musikalisch bewegt sich das Debüt souverän zwischen traditionellem Doom, dunklem Power Metal und gelegentlichen Progressive-Einschüben. Der Opener `A Pale Blood Sky` entfesselt sofort eine Lovecraft’sche Atmosphäre, während `Eyes of the Deep`, veredelt durch Amorphis-Sänger Tomi Joutsen, zu einem echten Highlight gerät. `Draconian (Slave or Master)` und `Dungeon Crawl` huldigen mit stampfenden Riffs der alten Schule, bevor `I Magus` als epischer Abschluss hymnisch und majestätisch über das Schlachtfeld zieht.

Produziert wurde das Ganze von Ronnie Björnström, der dem Sound eine wuchtige Tiefe und Klarheit verleiht, ohne die notwendige Rauheit zu verlieren. Zsofia Dankovas Artwork setzt dem Ganzen die Krone auf und unterstreicht die dichte Fantasy-Ästhetik.  „IN THE TEMPLE OF THE TYRANTS“ ist wirklich ein spannendes Debüt – eine epische Klangreise, geschmiedet aus Stahl, Mythos und Leidenschaft. Wer Doom liebt, aber auch gerne durch vergessene Dungeons zieht, sollte sich diese Scheibe nicht entgehen lassen. Für meinen Geschmack kommt sie aber (noch) nicht an obige Vergleiche heran. Dennoch liefern BEHÖLDER auf ihrem Debüt genau das, was der nerdige Metal-Herz begehrt – epische Riffs, Fantasy-Pathos und mehr D&D-Vibes als eine durchgezockte Wochenend-Session. Frontmann John Yelland singt, als hätte er einen +5-Charisma-Ring verschluckt, und Tomi Joutsen (Amorphis) schaut auch kurz vorbei, um ein bisschen finstere Magie zu hinterlassen. Ob Lovecraft’sche Klanglawinen `A Pale Blood Sky`, stampfende Dungeon-Hymnen oder das finale Epos `I Magus`: Dieses Album ist wie ein Bosskampf in Plattenform – nur dass man dabei headbangt statt zu würfeln. Eindeutig etwas für Fans von Doom, Drachen und dem Gefühl, beim Musikhören XP zu farmen.