BACKBONE SLIDE – BACKBONE SLIDE

BACKBONE SLIDE

Titel: BACKBONE SLIDE

Label: Pride & Joy

Spieldauer: 60:52 Minuten

VÖ: 12. Juli 2024

Eines der Comebacks des letzten Jahres war sicher die Heidelberger Band Czakan, die gut 30 Jahre nach ihrem Ende mit einem grandiosen Melodic Rock Album zurückgekehrt ist. Als sie sich 91 auflösten, war nicht für alle Beteiligten Schluß. Bassist Frank Schraff und Gitarrist OG  waren danach Teil von BACKBONE SLIDE, deren selbstbetiteltes Album 1994 erschien. Im Rahmen der Wiederauferstehung von Czakan wird natürlich auch dieses Juwel endlich wiederentdeckt.

Denn ganz klar, 1994 war melodischer Hard Rock mit Southern-Schlagseite und einem Hauch Hair Metal praktisch tot. Gerade überrollten Grunge und Crossover-Wellen die Fanwelt. Da blieben andere Bands und deren Alben, so gut sie auch waren, oft auf der Strecke. Ausnahmen waren ein paar große Namen, ansonsten gingen viele Acts förmlich unter.

So eben auch BACKBONE SLIDE. Vielleicht aber auch, weil sie damals mit Mausoleum Records sicher nicht das optimale Label für ihren Sound hatte.

Und das lag nicht an der Qualität der Musik. Das zeigt sich heute, mit dem Re-Release dieses Juwels. Schon die Eröffnung mit dem mächtig groovig rockenden ´House Of Thunder´ passt. Geht ins Ohr. Animiert zu ruckartigen Körperbewegungen. Etwas zügiger wird danach ´Rosi Lust´ besungen. Ein wichtiger Faktor dieser Scheibe ist sicher Sänger Shaun Michaels. Der amerikanische Sänger, bitte nicht mit dem Wrestler zu verwechseln, mit seinem rauen Gesang passt genau auf die teils recht schlüpfrigen Texte. Wobei, was damals als schlüpfrig galt, mag heute schon „normal“ sein. Ob man heute noch solche Texte machen würde, ausserhalb der Gangsta-Rap-Community sei allerdings auch mal dahingestellt. Nicht alles was möglich war, muss noch immer richtig sein.

Ehe ich jetzt in Diskussionen abschweife, die an besserer Stelle geführt werden müssen, weiter mit BACKBONE SLIDE. Neben den typischen Rockern, das rotzige ´Shout It Out´ ist auch so ein Fall, stehen auch wirklich gelungene Balladen wie das schön bluesige ´Come Home´. Mit dieser Mixtur kamen die Truppe wirklich ein paar Jahre zu spät. Zu den Großzeiten des Hair Metal hätten sie sicher neben Poison oder Cinderella locker bestehen können.

Um ehrlich zu sein, einen wirklich anderen Sound höre ich dem Remaster nicht an. Aber die Neuauflage hat auch zwei Bonus-Tracks bekommen. Zum einen schon erwähntes ´Shout It Out´ in einer packenden Live-Version, in der noch etwas stärker ein leichter Kiss-Einfluss durchklingt. Der andere Bonus ist ´What Happened To My $´, bisher nur auf der Single ´Coming Home´ zu finden.

Wer jetzt Lust hat, sich auf der Grenze zwischen Melodic Rock, Hair Metal und Southern zu bewegen, der darf sich an diesem Teil gütlich tun. Der Status Klassiker ist vielleicht überzogen, verlorenes Juwel trifft es aber definitiv ganz gut. Und wenn jetzt, im Gefolge des Comebacks von Czakan auch dieses Album einen gewissen Erfolg haben sollte, dann erweist sich doch einer der Songtitel als richtig: ´That’s What Dreams Are For´.

 

 

Mario Wolski vergibt 8 von 10 Punkten