AVALAND
Titel: THEATER OF SORCERY
Label: Rockshots Records
Spieldauer: 62:56 Minuten
Mastermind hinter AVALAND ist das französische Multitalent Adrien G. Gzagg. Für sein Metal-Oper-Debüt “Theater Of Sorcery“ übernimmt der erst 22-Jährige Komposition, Texte, Leadgesang, Keyboard und Orchestrierung. Erzählt wird die Geschichte des jungen Zauberers Adam, der das Licht in das verwunschene Königreich Avaland zurückbringen soll. Dabei übernimmt Gzagg die Rolle des Protagonisten, während hochkarätige Gastsänger wie unter anderem Ralf Scheepers (Primal Fear/König von Avaland), Zak Stevens (Ex-Savatage, Trans-Sibirian Orchestra/Storyteller) und Emmanuelson (Rising Steel, Ellipsis/Master Of Sorcery) die übrigen Charaktere verkörpern.
Musikalisch kommen auf den Hörer weniger der zu erwartende symphonische Metal, sondern größtenteils im Midtempo angesiedelte, eingängige Heavy Rocker, teilweise sogar eher 80´s Classic Rock mit Ohrwurmpotential zu. Üppige Orchesterpassagen sind eher selten und der unvermeidliche weibliche Operngesang kommt erfreulicherweise nur äußerst dosiert zum Einsatz. Der Opener und Titelsong gibt direkt die Marschrichtung vor und überzeugt mit filigraner Melodie und einem grandiosen Refrain. Gzagg präsentiert sich dabei wie auch im Folgenden als höchst talentierter Sänger, der für mich nach einem symphonischen Björn Strid (The Nightflight Orchestra, Soilwork) klingt. Das folgende ‘Gypsum Flower’ tönt deutlich härter und weniger eingängig aus den Boxen. Der komplexe, über acht Minuten lange Song weiß aber mit „Polka-Teil“ zu überraschen und mit erneut genialem Refrain und gutem Solo zu begeistern. ‘Let The Wind Blow‘ ist danach wieder ruhiger und melodischer, aber nicht weniger gelungen, bevor Zak Stevens beim schnellen ‘Storyteller’ brilliert. Fulminanter Backgroundgesang, fette Chöre und wieder die göttlichen Refrains, bei denn man unmittelbar an die Live-Situation denkt und sofort mit einsteigen möchte, charakterisieren das sich anschließende Doppelpack aus ‘Escape To Paradise’ und dem schlichtweg sensationellen ‘Holy Kingdom Of Fools’. Das erneut sehr eingängige ‘Never Let Me Walk Alone’ ist ein Zwiegespräch Adam´s mit seinem Schutzengel und somit wieder ein Duett, haut mich musikalisch aber nicht ganz vom Hocker. Ohnehin kann das anfangs enorm hohe Niveau nicht über die gesamte Albumlänge gehalten werden. ‘Deja-Vu’ könnte auch ein Meat-Loaf-Song sein, kommt aber leider etwas beliebig daher. Beim erneuten Duett ‘I‘ll Be Ready For Your Love’ – diesmal mit Adam´s Geliebter Solveig, verkörpert von Heli Andrea (Mobius/Olane) – wird es mir dann zudem deutlich zu viel musical-artige Theatralik und ist ein wenig zu einfach gestrickt. Die verwinkelten Gitarrenläufe und der Wechselgesang in ‘War Of Minds‘ hingegen veranschaulichen dann zwar gut den Konflikt, in dem sich Adam, seine innere Stimme und sein Schutzengel befinden. Trotzdem ein im Vergleich eher schwacher Song. Die Hymne ‘Rise From The Ashes’ ist dann zum Abschluss wieder ganz großes Tennis. Alle beteiligten Sänger machen nochmals gemeinsame Sache und liefern opulente Chöre und einen prachtvollen Refrain ab.
Das französische „Wunderkind“ Gzagg hat hier auf jeden Fall sehr vieles sehr richtig gemacht und beweist definitiv ein Händchen für Songwriting, Arrangements und die Auswahl der geeigneten Gäste. Und doch hätte er an der ein oder anderen Stelle vielleicht besser auf die eigenen, qualitativ hochwertigen Vocals gesetzt. Für mich die bisher mit Abstand beste der selbsternannten Metal Opern, die ich dieses Jahr bereits rezensieren durfte.
Michael Gaspar vergibt 8,5 von 10 Punkten