AT THE GATES
Titel: THE NIGHTMARE OF BEING
Label: CENTURY MEDIA
Spieldauer: 45:42 Minuten
Die Schweden gehören zu den spannenden Vertretern des Genres, welches sie maßgeblich mitgeprägt haben. Allein der Blick auf die Besetzungsliste zeugt von einer gewachsenen Einheit, Konstanz und musikalischer Einigkeit. Betrachtet man die Bandhistorie, so spricht die frühe Trennung und jahrelange Auszeit eigentlich eine andere Sprache. In den frühen 90er Jahren prägten die Schweden mit ihrem Stil ein Genre, dem sie, nach vielen Jahren, in dem ATG musikalisch pausierten, wieder aktiv sind erneut ihren Stempel aufdrücken.
Seit der Reunion sind ATG zwar nicht mit einer regen, aber beständigen Veröffentlichungspolitik in Erscheinung getreten. Mit dem dritten Album seit der Wiedervereinigung stehen in der Bandhistorie nun sieben Alben in der Vita der Band, die nach eigenen Angaben weder ihren Zenit erreicht noch das perfekte Album veröffentlicht hat. Ob letzteres das Maß der Dinge ist, würde ich bezweifeln, denn es gibt genügend Stimmen die behaupten, dass man dann das Ziel schlechthin erreicht hätte und es somit in der Musik nichts mehr geben würde, wonach man streben könnte. Aber geht es nicht doch einfach immer nur weiter und weiter? Bei ATG zumindest schon, worüber wir schon mal nicht meckern können, denn die Alben der Schweden sind immer spannend zu entdecken.
Womit wir auch nahtlos in „The Nightmare Of Being“ einsteigen können, ein Album und so viel darf ich schon mal vorwegnehmen, die Klasse der Band zur Geltung bringt. Die Verknüpfung und somit symbiotisch anmutende Vereinigung der Elemente von lovecraftesker Düsternis, melodischer Eleganz, anspruchsvollem Riffing und einer brutalen Note paaren sich mit einer technischen Klasse, wie sie nur Bands darbieten können, die ihren Weg mit einer innigen Akribie beschreiten. So ist auch bei dem zehn Songs umfassenden Album schnell klar, dass Corona hin und fehlende Auftrittsmöglichkeiten her eine derartige Qualität nicht im Jahresrhythmus zu veröffentlichen ist.
Es gelingt ATG auf ihre Art und Weise, verschiedene Elemente auf einem Album zu vereinigen und so spannende Songs zu kreieren, die durch ihre experimentelle Art einerseits gut ins Ohr gehen und den Hörer sofort fesseln und mitnehmen, dennoch genügend Raum für weitere Entdeckungen lassen, so dass das Album bei weiteren Umdrehungen zu wachsen imstande ist. Was gibt es in der heute so schnelllebigen Zeit schöneres, wenn, wie es bei diesem Album der Fall ist, etwas mit Nachhaltigkeit geschaffen wurde. Uns ist in vielen Bereichen die Nachhaltigkeit wichtig geworden und so sollte es auch mit der Musik sein. Natürlich kann man sich streiten, ob ATG nicht schneller auf den Punkt hätten kommen können, anstatt mit luftigen sowie Trémolo-Einleitungen der eigentlichen Songausrichtung im Weg zu stehen. Kann man so sehen, muss man aber nicht. So gelingt es ATG beispielsweise, für jeden Song auf dem Album einen eigenen Raum zu kreieren, so dass er atmen und sich entfalten kann. Verschiedene Stimmungen finden so ihren Platz und streichen positiv heraus, dass es sich bei „The Nightmare Of Being“ gerade nicht um eine Fließbandproduktion handelt, sondern als mit Bedacht Hand in Fuß übergeht.
Und was sagt Tomas Lindberg zu diesem Album? Der Pessimismus überwiegt auf dem Album, auch wenn es nicht negativ gemeint ist. Düster ja, aber halt nicht negativ. Mit meiner Bewertung stoße ich genau in diese Zusammenfassung von Tomas, denn das Album stimmt mich im Ergebnis positiv. Im mag den düsteren Anstrich und bin hinsichtlich des Weiteren musikalischen Wirkens von ATG optimistisch. Ob Tomas das damit gemeint hat? Ich denke nicht, aber vielleicht freut es ihn trotzdem.
https://www.youtube.com/watch?v=_piYcbufqrw
Robert vergibt 9 von 10 Punkten