ARMAGH – EXCLAMATION PO!NT

Armagh - Exclamation Point

ARMAGH

Titel: EXCLAMATION PO!NT

Label: DYING VICTIMS PRODUCTIONS

Spieldauer: 39:39 Minuten

VÖ: 15. März 2024

Bereits auf ihrem erst 2022 veröffentlichten Album „Serpent Storm“ hatten ARMAGH bereits einen ziemlich radikalen Wandel vom eher durchschnittlichen Black/Thrash ihrer Anfangstage zu einer coolen Mischung aus 70er-Proto- und 80er-Metal, vor allem NWoBHM, mit durchaus noch vorhandenen (Proto-)Black-Metal-Anleihen, aber klarem Gesang vollzogen.

Diesen Stilwandel führen die Polen auf ihrer dritten Scheibe „Exclamation Po!nt“ konsequent weiter – wobei Bandchef, Sänger und Gitarrist Galin Soulreaper zwischenzeitlich die restliche Mannschaft ausgetauscht hat. Diese hört jetzt auf die klangvollen Pseudonyme Vikk Vandall (Gitarre), Tom Cultcommander (Bass) und Al Atom Smasher (Drums).

EXCLAMATION PO!NT – der Stil

Man nehme NWoBHM-Bands wie Blitzkrieg, Satan, Griffin oder Angel Witch, einige Portionen melodisches Black-Metal-Riffing, etwas Kauzigkeit alter Heavy Load und Manilla Road Alben, einen Schuss Classic-Rock sowie eine Prise 70er-Hippie-Feeling und mixe alles einmal kräftig durch. Das könnte in etwa den Sound von „Exclamation Po!nt“ beschreiben.

Gegenüber dem Vorgänger hat sich der variable Klargesang von Galin Soulreaper auf diesem Album noch einmal deutlich weiterentwickelt und lässt mich desöfteren an Brian Ross (Satan bzw. Blitzkrieg) oder Andreas Wikström (Screamer), phasenweise witzigerweise auch an Pete Steele (Type O Negativ, RIP) denken. Saustark.

EXCLAMATION PO!NT – die Songs

Von Rhythmik und Gesang her könnten sowohl der Opener ‚Rough Edges‘ als auch der sogar noch mitreissendere Closer ‚Enough For Now‘ fast schon als schnelle Blitzkrieg-Songs durchgehen und voll überzeugen. In eine ähnliche Kerbe schlägt der mit sieben Minuten längste Song ‚Masters Of Time‘.

Fast noch geiler finde ich die restlichen Songs, die man glücklicherweise nie konkret in eine einzige Schublade einordnen kann:

  • ‚Aftermath‘: Iron Maiden und Jethro Tull schreiben in den 80ern einen Metal Song zusammen. Oberhammer. Mein persönliches Highlight Nummer 1.
  • ‚Between The Sides‘: Screamer und Type O Negative komponieren zusammen einen melodischen wie hypnotischen Black-Metal-Song.
  • ‚This Portal‘: Screamer und die Briten Spell vereinen ihre beiden Stärken – eingängigen Hardrock und mystischen, melodischen Metal. Mein Highlight Nummer 2.
  • ‚Rapid Stride‘: Type O Negative und Black Sabbath komponieren einen majästetisch-walzenden Black-Doomer mit Bathory-Anleihen.
  • ‚This Is New A‘: Blue Oyster Cult, Black Sabbath, Irish Folk, Postrock bis hin zu Black Metal Blastspeed: Hier ist wirklich noch mal alles drin.

Fazit:

Ich liebe Bands und Alben, die man stilistisch eben nicht sofort in ein gewisses stilistisches Schema pressen kann, aber trotzdem – oder gerade deshalb – einfach super spannende und mitreissende Songs produzieren. Spätestens seit „Serpent Storm“ gehören ARMAGH definitiv dazu und haben z. B. mit ‚Shadow Walkers‘ und ‚Industrial District Fevers‘ bereits zwei absolute Top-Hits abgeliefert.

Im direkten Vergleich geht „Exclamation Po!nt“ musikalisch als auch soundtechnisch noch ein Stück weiter weg von den ursprünglichen Black/Thrash-Roots der Band als bereits der Vorgänger. Vordergründige, direkt ins Ohr gehende „Hits“ bleiben zwar aus – dafür überzeugt das neue Album gleichzeitig mit mehr Abwechslungsreichtum und Variabilitä, bleibt dabei aber immer irgendwie schlüssig und kompakt.

Und damit passen ARMAGH auch perfekt in das jüngere DYING VICTIMS Programm mit anderen aufregenden, meist stilübergreifenden Bands wie Midnight Prey, Firmament, Coltre, Kontact, Hextar oder auch Hexenbrett. Fast überflüssig zu sagen, das „Exclamation Po!nt“ dementsprechend auch auf LP (inkl. einer erweiterten und limitierten Special Edition) und CD veröffentlicht wird.

Joe Nollek vergibt 9 von 10 Punkten